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Kein bisschen leiser

Der Safe Club bestimmt seit 25 Jahren das Leben Kamenzer Jugendlicher mit. Die sind mehr denn je gefragt.

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Von Ina Förster

Kamenz. Es ist Donnerstagnachmittag. 16 Uhr. Um diese Zeit ist hier eigentlich niemand. Doch der Vorstand des Safe Clubs trifft sich auch jenseits der Öffnungszeiten. Das war schon immer so. Und wird immer so sein. Die Arbeit hinter den Kulissen erfordert Zugeständnisse. Und Enthusiasmus. Nächste Konzerte wollen vorbereitet werden. Aufräumen sollte man auch nicht unterschätzen. Und das Wochenende steht in den Startlöchern. Gegen 18.30 Uhr werden sich die Türen öffnen zum Donnerstag. Das war ein Wunsch der jüngeren Besucher, die unter der Woche doch nicht ganz so spät daheim sein müssen. Man hat sich darauf eingestellt. Wie auf vieles …

Zum 25. Jubiläum gab es ein Konzert mit den Drunken Bitches, dem „Dauerbrenner“ im Club.
Zum 25. Jubiläum gab es ein Konzert mit den Drunken Bitches, dem „Dauerbrenner“ im Club. © privat
Früher wurde an der Oststraße gerockt. Handgemachte Musik jenseits des Mainstreams ist auch heute Pflicht.
Früher wurde an der Oststraße gerockt. Handgemachte Musik jenseits des Mainstreams ist auch heute Pflicht. © privat
Die legendären Swingpartys ziehen einmal im Jahr auch älteres Publikum an. Hier tanzt übrigens OB Roland Dantz.
Die legendären Swingpartys ziehen einmal im Jahr auch älteres Publikum an. Hier tanzt übrigens OB Roland Dantz. © privat

Idee hat Bestand

25 Jahre alt ist der Kamenzer Jugendclub gerade geworden. Die Party dazu ist abgefeiert. Selbst wenn man zahlenmäßig irgendwie in die Jahre gekommen ist – die Idee hinter dem Ganzen hat Bestand. „Wir bieten jungen Leuten hier nach wie vor eine gute Alternative zur Straße oder Bushaltestelle, wo sie sich sonst treffen würden“, sagt Chefin Diana Hassert. Gerade wenn jetzt der Herbst Einzug hält, füllen sich die Räume der alten Seifensiederei im Stadttheater deshalb wieder schneller und öfter. Geöffnet ist donnerstags bis sonntags. Kickertisch, Kartenspiele, Musik, viele Ecken zum Quatschen, kostenloses W-Lan und eine Bar locken. An den Wochenenden laufen Konzerte. „Mit Musik jenseits des Mainstreams“, betont Jan Böhme vom Safe-Vorstand. Damit hat man sich seit Beginn an einen Namen gemacht. In der Szene kennt man den kleinen Kamenzer Club. Angesagte Bands stehen hier regelmäßig auf der kleinen Bühne. Vor allem Hardcore, Metal, Punk oder handfester Rock 'n' Roll haben Hochkonjunktur. „Wir sind für vieles offen, nur handgemacht muss es sein. Das ist die Bedingung“, so Böhme. Während es früher bis zu 16 Konzerte pro Jahr gab, bucht man mittlerweile konzentrierter. Alexander Kluge, der sich der Sache angenommen hat, weiß, dass Qualität vor Quantität geht. „So haben wir doch mehr Spielraum, bekanntere Bands herzuholen“, erklärt er. Was nicht ausschließt, dass auch der Nachwuchs immer noch gern gesehen ist. Zweimal pro Jahr findet hier das Poetenbrettel statt, die legendäre Swingparty im Frühjahr ist nicht wegzudenken und Fußball hat zur EM und WM Hochkonjunktur.

Neubeginn nach dem FDJ-Club

Gegründet wurde der Club übrigens irgendwann im September 1991 aus dem FDJ-Club „Ulme“ heraus. Zuerst fand man ihn in den Kellerräumen des ehemaligen Kulturhauses an der Oststraße 13. Aus wenigen Leuten wurden schnell mehr, und so gab es bald erste öffentliche Veranstaltungen. Der Safe wurde zum Geheimtipp in der alternativen Szene. 1999 eröffnete die Stadt dann das Stadttheater, und das Kulturhaus wurde überflüssig. Kamenz zeigte sich aber kulant und ließ den Safe in die alte Seifensiederei im Theater einziehen. Im gleichen Jahr ließ man sich als Verein eintragen mit damals sieben Gründungsmitgliedern. Noch heute ist man hier betriebskosten- und mietfrei zu Gange. Ohne diese Unterstützung ginge es nicht.

Für viele ist der Safe so über die Jahre zum zweiten Zuhause geworden. Wer einmal hineingeschnuppert hat in die Materie, blieb länger. Im besten Fall engagierte er sich im Verein. „Zählt man die aktuellen Mitglieder, sind es immer noch knapp 100. Ein Drittel davon packt richtig aktiv und regelmäßig mit an“, so Diana Hassert. Es könnten also gern ein paar mehr sein, ist der Vorstand sich einig. Dieser ist mittlerweile altersmäßig zum großen Teil in den Dreißigern. Nachwuchs muss dringend her. Das Problem liegt wohl auch ein bisschen an der hohen Fluktuation, den ein Club voller junger Menschen hat. Man kommt. Man findet. Und wandert am Anfang seines Lebens aber erst einmal weiter – zum Studium, in die Ferne, zur Ausbildung in die nächste Stadt. Trotzdem: „Die vorhandene Jugend könnte sich gern mal etwas mehr trauen“, wünscht sich Jan Böhme. Gerade eben gab es ein paar Neuzugänge, die Mut machen. Den Club beispielsweise für die After-Show-Party von Kamenz Can Dance zu öffnen, war eine super Idee. Da kam mal eine ganz andere Klientel her. Teilweise mit Eltern sogar. „Wir bekommen immer positive Reaktionen, gerade von älteren Besuchern, die dann sagen: Das ist ja echt stark bei euch. Hätten wir nicht gedacht“, erzählt Diana Hassert.

Mit der öffentlichen Wahrnehmung habe der Safe leider immer zu kämpfen: Zu alternativ, Kiffer-Treff, hieß es oft. Dabei gibt es hier seit Jahren strenge Regeln, die konsequent umgesetzt werden. „Wir distanzieren uns außerdem von allem Extremen. Damit fahren wir gut“, so Böhme. Das Safe-Team wünscht sich, dass die Kamenzer Jugendlichen einfach den Weg herfinden. „Kommt zu uns, seid neugierig! Wir beißen nicht“, lautet die Botschaft!“