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Kein Anschluss an dieser Haltestelle

Eigentlich sollte bereits vor fünf Jahren ein Bus von Borsberg nach Pillnitz fahren. Doch passiert ist bislang nichts.

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© René Meinig

Von Sarah Grundmann

Hohe Erwartungen wurden an Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) gestellt, als er am Montagabend den Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig besuchte. Er sollte ein Problem lösen, das die Hochland-Bewohner seit über fünf Jahren mit sich herumschleppen. So lange warten vor allem die Schulkinder aus Borsberg bereits auf eine Busverbindung zwischen ihrem Dorf und Pillnitz.

Momentan endet die Linie 98c auf der Hochlandstraße in Borsberg. Eigentlich sollte sie weiter über die Wünschendorfer Straße und An der Schäferei bis zur 88. Oberschule fahren. Bereits 2011 schien alles entschieden: Der Stadtrat hatte sein positives Votum gegeben, nach der Sanierung der Hochlandstraße sollte der Bus ab November rollen. Doch passiert ist seitdem nichts. Denn die Stadt hat einen Rückzieher gemacht, hält die Straßen für nicht befahrbar. Alle Hoffnungen ruhten nun auf dem Baubürgermeister. Doch auch er musste die Ortschaftsräte enttäuschen.

Ich bin erst kürzlich selber dort gewesen und es ist ganz schön eng“, so Schmidt-Lamontain. „Gerade bei Begegnungsverkehr kann das gefährlich werden.“ So sind die Fahrbahnen maximal 4,50 Meter breit, haben mitunter ein Gefälle von fast 40 Prozent. Außerdem dürfen die Fahrzeuge nicht schwerer als 3,5 Tonnen sein und nicht schneller als mit 30 Stundenkilometern dort entlangfahren.

In den Wintermonaten verschärfe sich das Problem, wenn es auf der Fahrbahn glatt wird. Dann kam es bereits zu Unfällen. „Sollte ein Kind auf dem Weg zur Schule verunglücken, will den Verkehr niemand genehmigt haben“, sagt der Baubürgermeister.

Denkmalschutz verhindert Ausbau

Zwei Optionen hatte er am Montag im Gepäck: So hat die Stadt zum einen den Einsatz eines reinen Schulbusses getestet. „Der Vorteil wäre, dass der Fahrer im Winter notfalls auch einen Umweg nehmen kann“, sagt Schmidt-Lamontain. Daneben wurde die Einrichtung von Linienverkehr geprüft. Doch beide Varianten sind durchgefallen. Denn in jedem Fall müssten die Straßenzüge umgebaut, zum Beispiel das unter Denkmalschutz stehende Kopfsteinpflaster auf der Wünschendorfer Straße entfernt werden.

Für einen freien Schultransport sieht das Schulverwaltungsamt außerdem keinen Bedarf. Denn in der näheren Umgebung gebe es genug Schulen, die ausreichend Plätze haben. Aussagen, die den Borsberger Thomas Mitzenheim ärgern. Seine zwei Söhne brauchen täglich über anderthalb Stunden, um die Schule in Großzschachwitz zu erreichen. Könnten sie mit der Linie 98c nach Pillnitz und von dort mit der Fähre fahren, wäre es gerade einmal eine halbe Stunde. Als die Familie nach Borsberg gezogen ist, hat sie sich auf die Aussagen der Stadt verlassen.

Und auch der Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig ist verärgert. „Ich bin erschrocken“, sagt Ortsvorsteherin Daniela Walter (CDU) zum Baubürgermeister. „Wir hatten Lösungen erwartet und Sie haben keine einzige dabei.“ Dass die Straßen nicht befahrbar sind, wollen die Politiker nicht hinnehmen. „Ich wohne seit über 60 Jahren in Borsberg und kenne die Straßen“, sagt Bernd Forker (CDU). „Ich bin der Meinung, dass Ihre Argumente an den Haaren herbeigezogen sind.“

Erst vor Kurzem haben die Politiker zum wiederholten Mal eine Probefahrt mit dem Unternehmen Müller-Busreisen gemacht, das die Hochlandlinien fährt. Das hat bereits ein geeignetes Fahrzeug angeschafft. „Das hat wunderbar funktioniert“, sagt Manuela Schreiter (CDU). Manuela Schott (Grüne) wiederum hat gemischte Gefühle: „Manchmal wurde mir etwas mulmig.“ Jürgen Müller, Geschäftsführer von Müller-Reisen, gibt Entwarnung. „Es ist sicherlich keine leichte Strecke“, räumt er ein. „Aber alle unsere Fahrer sind der Meinung, dass es machbar ist.“ Die Strecke sei in etwa mit der Staffelsteinstraße vergleichbar. Dort fahren bereits Busse.

So entließen die Ortschaftsräte den Baubürgermeister am Montagabend mit enttäuschten Erwartungen und Aufforderung an die Stadt, die Linie 98c unverzüglich einzurichten. So, wie es die Stadt bereits vor fünf Jahren versprochen hatte. Ein entsprechender Antrag wurde einstimmig angenommen.