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Keilerjagd im Masseneiwald

Der Schützenverein Stolpen baut die Schießanlage aus. Mit einem finanziellen Zuschuss.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Seeligstadt. Auf der Schießanlage nahe des Kleinen Stern in der Massenei bei Seeligstadt haben Bauarbeiten begonnen. Bis zum Juli entstehen dort sechs zusätzliche 50-Meter-Bahnen. Genutzt werden sie nicht nur von den Sportschützen, sondern auch für die Ausbildung von Jägern. Das Besondere an der neuen Anlage sind bewegliche Ziele – sprich: der laufende Keiler auf Scheibe. Es gibt nur wenige vergleichbare Anlagen in Sachsen.

Die neue Anlage zwischen Seeligstadt und Großröhrsdorf wird da in geografischer Hinsicht eine Lücke schließen. Jäger vor allem aus dem Kreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, aus Teilen des Landkreises Bautzen und dem Großraum Dresden erhalten so eine Möglichkeit, das jagdrechtlich geforderte jährliche Übungsschießen zu realisieren, aber auch ihre Schießfertigkeiten auf bewegtes Wild zu trainieren, sagt Klaus Kühling, Pressesprecher des sächsischen Staatsbetriebes Sachsenforst. Die dort angesiedelte Obere Jagdbehörde unterstützt den Bau der neuen Anlage mit einem sechsstelligen Betrag. Das Geld stammt aus der Jagdabgabe, die Jäger zahlen müssen.

Für rund 300 Jäger der Region könnte die Seeligstädter Anlage von Interesse sein. Um ihren Jagdschein zu behalten bzw. überhaupt erst mal einen zu bekommen, müssen Jäger ihre Schießübungen nachweisen. Ohne diesen Nachweis werden sie beispielsweise zu keiner Treibjagd zugelassen. Das erklärt auch, weshalb die Jagdbehörde den überwiegenden Anteil der Baukosten trägt. Neben Maßnahmen zum Schutz des Wildes sowie zur Erhaltung und Verbesserung seiner Lebensgrundlagen kommt die Abgabe auch Einrichtungen und Maßnahmen zur Fortbildung der Jäger zugute, erläutert Klaus Kühling.

Bauherr ist der Schützenverein Stoppen. Zehn Prozent der veranschlagten Gesamtkosten von 250 000 Euro muss er selbst tragen. Der Verein betreibt seit Beginn der 90er-Jahre den einst von der Nationalen Volksarmee der DDR genutzten Schießplatz. In den ersten Jahren hatte er die Anlage gepachtet; seit 2012 ist er Eigentümer. „Auf unserer Vereinsschießanlage stehen derzeit sechs kombinierte Kurz-/Langwaffenbahnen bis zu 175 Meter für alle Kaliber zur Verfügung“, sagt Vereinsvorsitzender Michael Fritzsche. Es besteht auch die Möglichkeit, Vorderlader zu schießen. Weiterhin steht eine Wurfscheibenanlage (Trap) mit fünf Wurfmaschinen zur Verfügung. Hinzu kommt eine Kurzwaffenanlage mit sechs Bahnen. Mit den sich jetzt im Bau befindlichen Bahnen werde die Vereinssportanlage weiter aufgewertet, sagt Michael Fritzsche.

Das Landratsamt erteilte die immissionsschutzrechtliche Genehmigung. Auch die Gemeinde Großharthau stimmte zu, nachdem der Vereinsvorsitzende das Projekt im Gemeinderat vorgestellt hat. „Es wird weder mehr noch mit stärkeren Waffen geschossen“, sagt Bürgermeister Jens Krauße (SPD). Stattdessen wird es zwischen den einzelnen Anlagen Veränderungen hinsichtlich der Schusszahlen geben. Durch den Bau von Schutzwällen und Hochblenden wird zudem der Schall besser gebrochen. Die tägliche Schusszahlbegrenzung, bezogen auf verschiedene Waffenarten, gelte unverändert, sagte Frances Lein, Pressesprecherin des Landratsamtes. Auch bei den Nutzungszeiten gibt es keine Veränderungen. Wie bisher darf wochentags von 6 bis 22 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 13 und 15 bis 20 Uhr geschossen werden.

Vereinsvorsitzender Michael Fritzsche erwartet, dass die Jäger vor allem freitags und sonnabends die neue Anlage fürs Training nutzen werden. Sonntagvormittag soll sie vor allem den Vereinsmitgliedern zur Verfügung stehen. Zugelassen ist die neue Anlage – wie bereits die bestehenden Bahnen – für 7 000 Joule. Dahinter verbirgt sich die Mündungsenergie einer Waffe. „Die Begrenzung hat sicherheitstechnische Gründe. Damit können zum Beispiel auch Jagdwaffen eingesetzt werden“, sagt Frances Lein.

Dem 1990 gegründeten Schützenverein Stolpen gehören 57 Mitglieder, vor allem aus den Landkreisen Sächsische Schweiz/Osterzgebirge und Bautzen, an. „Aus unserem Verein kommen mehreren Deutsche Meister“, sagt Michael Fritzsche. Darüber hinaus war der Verein bereits Gastgeber für Landesmeisterschaften. Mit der neuen Anlage verbessern sich auch dafür die Möglichkeiten. „Gut auch für die Gemeinde Großharthau“, sagt Bürgermeister Jens Krauße. Denn mit jedem Besucher – auch Jäger oder Sportschütze – , der in die Gemeinde kommt, werde Großharthau wieder ein bisschen bekannter.