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Kehrt der Meißner Herrenschuh zurück?

Die Leuchtreklame im Dresdner Hechtviertel musste 2011 abgebaut werden, weil sie stark rostete. Nun will sie ein Westfale wieder zum Strahlen bringen.

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© Steffen Füssel

Von Ulrike Kirsten

Nur ein paar Buchstaben sind sichtbar geblieben vom ehemaligen Wahrzeichen des Hechtviertels. Am Bischofsplatz hinter der Straßenbahnhaltestelle hängen acht von ihnen an einem Pfahl. Doch wer die Wörter „Der Hecht“ entdecken will, muss genau hinschauen. Die Buchstaben, die einst zu einer riesigen Werbeanlage gehörten, sind längst erloschen. Vor viereinhalb Jahren wurden sie vom Haus an der Hechtstraße 6 abmontiert. Sie waren verrostet und drohten, herabzustürzen. Abgebaut werden mussten sie auch, weil auf dem Nachbargrundstück gebaut werden sollte. Doch bis heute hat sich dort nichts getan. Die anderen Neonröhren, die den ehemaligen Schriftzug „Der elegante Meißner Herrenschuh“ vervollständigen, hat der Eigentümer noch immer eingelagert.

Die Miniatur für den Neubau hat Matthias Nehls komplett allein gezimmert.
Die Miniatur für den Neubau hat Matthias Nehls komplett allein gezimmert. © Norbert Millauer

Dieses Stück vergessene Kulturgeschichte möchte Matthias Nehls wieder zum Leuchten bringen. „In welcher Form weiß ich noch nicht, aber ich wünsche mir, dass die Reklame gerettet wird“, sagt der IT-Techniker. Seit er im Jahr 2000 von Westfalen wegen des Studiums nach Dresden zog, lebt er im Hechtviertel. Die Reklame hat ihn sofort in seinen Bann gezogen. „Der erste Blick auf den Herrenschuh und man wusste, man ist wieder zu Hause, wenn man unterwegs war“, sagt Nehls.

Wie und wo die Werbung wieder aufleuchten könnte, ist noch nicht ganz klar. Denn die Aufbereitung der alten Anlage ist zu teuer. Außerdem würde sie zu viel Strom fressen. „Ich würde mir wünschen, dass es wieder am Bischofsplatz passiert, aber dort soll ja gebaut werden.“

Viele Ideen hat Matthias Nehls trotzdem schon entwickelt, wie die Reklame wieder zu neuem Glanz kommen könnte. Bereits 2011 hatte es kurz nach der Demontage der Werbung den Gedanken der Rettung gegeben. Doch bisher war das stets am Geld gescheitert. Bis zu 30 000 Euro würde es kosten, die Anlage originalgetreu aber komplett neu anfertigen zu lassen. Dann aber mit neuer LED-Technik. „Möglich wäre aber auch sie als Illumination über einen Beamer an die Wand zu bringen, die dann nur bei bestimmten Anlässen leuchten würde“, sagt Matthias Nehls.

Auch über die Finanzierung des Projektes hat sich Nehls schon Gedanken gemacht. In der Reklame, sofern diese wieder in ihrer originalen Größe neu aufgebaut werden würde, könnte jeder Anwohner oder Besucher des Viertels die Buchstaben per SMS selbst zum Leuchten bringen. „Das wäre doch wirklich eine witzige Idee“, sagt Nehls. Wie das in klein funktioniert, kann sich jeder bereits in der „Druckbar“ in der Rudolf-Leonhard-Straße anschauen. Vom runden Emblem der Leuchtreklame hat Matthias Nehls vor wenigen Wochen eine Miniaturausgabe angefertigt, die jeder per Kurznachricht zum Leuchten bringt. Wie das funktioniert, erfährt man über Laufschriftanzeige an der Miniatur.

Mithilfe eines Laser-Cutters des FabLab DD, einer offenen Hightech-Werkstätte, hat Nehls die Mini-Ausgabe des Herrenschuhträgers ausgeschnitten, die Box drumherum selbst gebaut und den Controller programmiert. Nun denkt Matthias Nehls sogar darüber nach, mit Herrenschuh-Nachtischlampen in Produktion zu gehen. Diese wären dann weitaus günstiger zu haben als die Prototyp-Miniatur. „Dort wäre dann nicht ganz so viel Technik drin. So wäre es um einiges billiger.“ Die Einnahmen könnten später in die Anfertigung einer neuen Anlage oder eines Beamers fließen.

Bis 1988 war die aus insgesamt 50 Teilen bestehende Reklame, die gelb und blau leuchtete, täglich in Betrieb. Dabei verbrauchte sie so viel Strom wie zwei Familienhaushalte. Im Sommer 1961 wurde sie von der Dresdner Firma „Neon-Müller“ an der Hauswand in der Hechtstraße montiert. Ein Glasbläser fertigte die passenden Neonröhren dazu. Neon-Schriftzüge waren in den 50er- und 60er-Jahren in Mode. Sie sollten den wirtschaftlichen Aufschwung im Land versinnbildlichen. Der VEB Meißner Schuhfabrik war damals ein Aushängeschild, musste aber im Februar 2008 dichtmachen. Anders als der Neon-Schriftzug „Trink Margonwasser“ an der Budapester Straße stand die Reklame am Bischofsweg nie unter Denkmalschutz. Matthias Nehls will trotzdem um den Erhalt kämpfen. „Das ist ein wichtiges und schönes historisches Zeugnis. Noch dazu ist es ein Wahrzeichen unseres Viertels.“

Wer die Idee von Matthias Nehls unterstützen will, kann sich per E-Mail über das Kontaktformular auf www.hechtviertelportal.de wenden.