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Kaum Hoffnung für Stemke

Der letzte potenzielle Käufer ist abgesprungen. Jetzt wird der insolvente Werkzeugbauer wahrscheinlich in Einzelteilen verwertet.

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© DA-Archiv/Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die Aussichten für die insolvente Firma Stemke Kunststofftechnik im Gewerbegebiet Fuchsloch sind düster. Die Chancen, dass die Firma fortgeführt werden kann, schätzt Insolvenzverwalter Dr. Nils Freudenberg als gering ein. Zum Monatsende ist allen 37 Mitarbeiter gekündigt worden (DA berichtete). Die letzten zehn Mitarbeiter machen im Gewerbegebiet Fuchsloch heute das Licht aus. Es soll zwar weiter nach einem Käufer gesucht werden. Aber der Insolvenzverwalter hält es für ziemlich unwahrscheinlich, dass der Betrieb fortgeführt werden kann. Die Mannschaft würde schnell in alle Winde zerstreut. „In der Region werden gut Fachkräfte überall gesucht“, sagte Freudenberg. Schon vor der Insolvenz waren etliche der ursprünglich fast 70 Mitarbeiter in andere Firmen gewechselt. Zur Eröffnung der Insolvenz hatte Stemke Kunststofftechnik rund 50 Mitarbeiter.

Der Insolvenzverwalter hatte einiges getan, um die Firma und damit auch die Arbeitsplätze zu retten. Seit Anmeldung der Insolvenz im Februar war der Geschäftsbetrieb fortgeführt worden – mit erheblichen Verlusten. Erst vor wenigen Tagen zerschlug sich die letzte Hoffnung – der Verwalter zog die Notbremse. Zuletzt hatte er mit einem Bewerber aus den USA verhandelt. Aus Sicht des Verwalters ein seriöser Interessent, vertreten durch eine namhafte Kanzlei. „Er hat aber von der Bank keine Finanzierung bekommen“, sagte Freudenberg.

Etwa zehn Interessensbekundungen waren eingegangen, drei potenzielle Käufer hatten sich ernsthaft beworben. Zwei sprangen ab, einer deshalb, weil die wirtschaftlichen Eckdaten nicht stimmten und ihm das Risiko zu groß war. Mit dem amerikanischen Kaufinteressenten sei noch einmal etwa ein Monat lang intensiv verhandelt worden, so Freudenberg.

Jetzt wird der Betrieb wohl komplett zerschlagen. Es laufe wahrscheinlich darauf hinaus, dass die Maschinen einzeln verkauft werden. Auch das Firmengebäude ist für potenzielle Käufer interessant. Es gehört allerdings nicht zur Insolvenzmasse von Stemke. Für das Betriebsgebäude war eine extra Firma gegründet worden. Auch diese Gesellschaft ist in den Strudel der Stemke-Insolvenz geraten. Im Juni war für sie das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

Die Talfahrt von Stemke Kunststofftechnik hatte schon vor Jahren begonnen. Nach dem Austritt des Firmeninhabers Lothar Stemke vor sechs Jahren habe die Firma regelmäßig Verluste gemacht, die von den Gesellschaftern ausgeglichen wurden, sagte Freudenberg. Damals hatten Investoren aus den Vereinten Arabischen Emiraten die Mehrheitsanteile der Firma erworben. Als sie die Verluste nicht mehr ausgleichen wollten, sei Stemke in die Schieflage geraten, so Freudenberg. Er sieht auch Defizite beim Management. „Es ist versucht worden, die Firma aus der Ferne zu führen. Es gab häufig Wechsel in der Führungsebene.“

Die Firma Stemke hatte 1990 den ehemaligen VEB Werkzeugbau von der Treuhand erworben. Die Firma war Spezialist für Spritzgusswerkzeuge für Prototypen und Kleinserien. Viele davon werden in der Firma in einer Halle gelagert. In die Insolvenzmasse gehen diese aber nicht ein. „Ein Großteil gehört den Kunden. Sie werden abgeholt“, so der Verwalter.

Erst vor zwei Jahren war Stemke Kunststofftechnik von der Waldheimer Straße ins Gewerbegebiet Fuchsloch in ein großes und modernes Firmengebäude umgezogen. Eigentlich wollte das Unternehmen weiter expandieren. Es sollten 16 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden.