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Kauft Königstein den Bahnhof?

Eigentlich wollte die Bahn das Gebäude abreißen. Nun gibt es eine überraschende Kehrtwende.

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© Kristin Richter

Von Carina Brestrich

Königstein. Eigentlich schien der Zug für das Bahnhofsgebäude in Königstein schon abgefahren. Schließlich hatte die Deutsche Bahn voriges Jahr noch erklärt, die Empfangshalle zwischen den Bahngleisen und der Bundesstraße, die unter Denkmalschutz steht, abreißen zu wollen. Längere Zeit hatte das Unternehmen nach einem Käufer für den maroden Bau gesucht. Weil sich aber niemand fand, sah die Bahn nur die Endstation Abriss. Nun allerdings könnte sich das Blatt doch noch einmal wenden. Denn überraschend gibt es doch jemanden, der mit dem Gebäude liebäugelt – und zwar die Stadt selbst.

In ihrer jüngsten Sitzung diskutierten die Königsteiner Stadträte über einen Kauf der Empfangshalle. Anlass waren Fördermittel, über deren Verwendung die Räte entschieden mussten. Letztendlich beschlossen sie zwar, bei der Verteilung der Gelder der Sanierung des Sportplatzes in Pfaffendorf den Vorrang zu lassen. Die Frage nach einem Kauf des Gebäudes am Bahnhof aber bleibt .

Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) will das Gebäude erhalten. Er hält einen Kauf durch die Stadt deshalb für die beste Lösung. Auch wenn ein Konzept über die künftige Nutzung noch fehlt, sei es wichtig, die Empfangshalle zu sichern. „Wir können in der Stadt nicht immer nur abreißen“, sagt er. Der Bahnhof sei 1846 als einer der ersten zwischen Dresden und Schöna gebaut worden und damit nicht nur historisch wertvoll. „Er ist auch eine Visitenkarte für Königstein“, sagt er. Gäste, die mit dem Zug ankommen, würden dort den ersten Eindruck von der Stadt bekommen.

Preis ist Verhandlungssache

Kummer widerspricht damit seinem Amtsvorgänger, Frieder Haase (parteilos). Dieser hatte vor seiner Abwahl im vergangenen Sommer einen Abriss durch die Bahn noch begrüßt. Damals hatte sich die Stadt mangels Geld und Nutzungsmöglichkeiten gegen einen Kauf entschieden. Für eine Sanierung sei das Gebäude zu marode, eine Vermarktung schwierig hieß es damals. Kummer dagegen sieht die Zukunft der Empfangshalle nicht so kritisch. Im Vorfeld der Diskussion hatte er das Gebäude zusammen mit der Deutschen Bahn begutachtet. „Das Dach ist undicht, aber reparabel“, sagt er. Ist das Gebäude gesichert, könne sich die Stadt immer noch entscheide, es Investoren anzubieten.

Der Stadtrat ist geteilter Meinung über die Kauf-Absichten. Für Christian Linge (CDU) etwa ist ein Abriss keine Lösung. Irgendwann werde eine Nutzung kommen, zunächst aber sei es wichtig, das Gebäude zu sichern. Anders sieht es die Vorsitzende von der Fraktion der Freien Wähler, Katrin Klewe. „Warum sollen wir uns als Stadt mit dem Bahnhof belasten“, fragte sie im Rat. Ähnlich sieht es Andreas Müller von der CDU. Die Bahn mache es sich zu einfach. Ohne Nutzungskonzept sei die Empfangshalle ein totes Gebäude, das die Stadt Geld kostet. Geld, das die finanziell angeschlagene Stadt nicht hat. „Es sind viele Fixkosten, die auch ohne Nutzung auf uns zukommen würden“, sagte Müller. Mario Bauch von den Linken äußert ebenfalls Zweifel: „Das Gebäude hat nur eine Chance, wenn wir eine Idee haben oder jemanden für das Gebäude haben“, sagt er. Sonst bleibe es weiterhin ein Schandfleck, für denn dann nicht mehr die Bahn, sondern die Stadt verantwortlich wäre. Stephan Mentzschel von den Freien Wählern ist dagegen optimistisch: „Der Bahnhof ist unser Aushängeschild“, sagt er.

Wie es mit dem Gebäude nun weitergeht, bleibt vorerst unklar. Auch über einen Kaufpreis kann die Stadt derzeit nichts sagen. Dieser sei nach Angaben des Bürgermeisters Verhandlungssache. Erste Ideen zu einer Nutzung schweben ihm unterdessen schon vor. So könnte man die Halle für Fahrradtouristen fit machen und beispielsweise Schließfächer einrichten. Immerhin liege Königstein nicht nur am Elberadweg, sondern sei auch Ausgangspunkt für viele Wanderungen.