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Kaufinteressenten für alte Fabrik

Eigentümer der Immobilie in Seifersdorf ist noch der Freistaat. Probleme bereiten offenbar Grundschulden.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Seifersdorf. Ringsherum Wohnhäuser, in der Mitte eine eingefallene Fabrikhalle. Morsche Balken ragen heraus, Fenster gibt es schon lange keine mehr. Nur ein Storchenpaar scheint sich hier wohlzufühlen. Es nistet jedes Jahr auf dem alten Schornstein. Die ehemalige Fabrik liegt mitten in Seifersdorf, direkt an der viel befahrenen Tina-von-Brühl-Straße. Kein Wunder, für die Einwohner ist die ehemalige Fabrik ein Ärgernis. „Der Zustand verschlechtert sich immer weiter. Jetzt droht sie ganz einzustürzen. Hier muss endlich etwas passieren“, fordert Markus Klotzsche. Der Seifersdorfer sitzt für die CDU im Gemeinderat.

Der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) hebt bei diesem Thema die Hände. „Wir als Gemeinde haben keinen Zugriff. Das Gebäude gehört uns nicht.“ Bereits vor einiger Zeit seien die Probleme rund um das immer weiter verfallende Haus dem Landratsamt gemeldet worden. „Mitarbeiter haben sich daraufhin das Areal angesehen und festgestellt, dass unmittelbare Gefahr von der Ruine ausgeht. Es gibt einen Bauzaun rings um das Haus, Hinweisschilder. Außenstehende sind nicht gefährdet. Damit könne man nichts machen“, sagt der Bürgermeister.

Eigentümer ist das Land Sachsen. Verwaltet wird das Areal vom Staatsbetrieb Zentrales Flächenmanagement (ZFM). „Wir vertreten seit Anfang 2017 den Freistaat als Grundstückseigentümer“, sagt Dieter Ruf, Abteilungsleiter bei ZFM. Nach seinen Angaben soll die Fabrik verkauft werden. „Das Gelände Tina-von-Brühl-Straße 15 ist für den Freistaat entbehrlich. Es gibt auch Interessenten für die Immobilie“, erklärt er. Allerdings ist es noch nicht zu konkreten Verkaufsverhandlungen gekommen. „Das liegt an dem schlechten Bauzustand.“ Außerdem behindern nach seinen Aussagen „grundbuchrechtliche Belastungen“ einen Verkauf. Um was es sich genau handelt, sagt er nicht. Es könnte sich dabei um Schulden handeln, die im Grundbuch eingetragen sind. „Wir stehen jedoch mit dem Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann und den Gläubigern im Kontakt, um hier eine Lösung zu finden“, sagt Dieter Ruf. Allerdings will er nicht warten, bis ein neuer Eigentümer das Gelände in Ordnung bringt. „Wir werden unserer Verpflichtung nachkommen und demnächst notwendige Sicherungsarbeiten vornehmen.“ So sind der teilweise Abriss des desolaten Scheunengebäudes und die Abdichtung des Wohnhausdaches vorgesehen.

Schandfleck im Seifersdorfer Tal

Die leerstehende Fabrik an der Tina-von-Brühl-Straße ist nicht die einzige dieser Art in Seifersdorf. So bietet die ehemalige Papierfabrik etwas abgelegen im Seifersdorfer Tal, direkt an der Großen Röder, ebenfalls ein trauriges Bild. Ein Privatmann hatte sie nach der Wende von der Gemeinde Wachau gekauft mit dem Ziel, ein Hotel einzurichten. Das Projekt scheiterte jedoch. Anschließend übernahm der Dresdner Landschaftsarchitekt Volker Schenk das riesige Gebäude. Auch danach ging es mit der geplanten Sanierung nicht voran. Es wurde lediglich ein vorderer Gebäudeteil abgerissen. Das alte Fabrikgebäude blieb jedoch weitestgehend in dem schlechten Zustand – ein riesiger Schandfleck im sonst so idyllischen Seifersdorfer Tal. Bei anderen bislang leer stehenden Gebäuden im Ort zeichnet sich eine Erfolgsgeschichte ab. So wird der ehemalige Gasthof „Treuer Hund“ momentan in Ordnung gebracht. Ein neues Dach ist drauf und die Fassade wurde frisch verputzt. Der Gasthof befand sich im Eigentum der Gemeinde bis er 2012 an den Seifersdorfer Sandro Böhm verkauft werden konnte. Er will Wohnungen und Ladenräume einrichten.

Auch beim Rittergut in der Ortsmitte zeichnet sich eine Erfolgsgeschichte ab. Vergangenes Jahr kaufte ein Dresdner Unternehmer die Immobilie. Nach den bisher bekannten Plänen sollen neben dem Herrenhaus die große Scheune und der Stall in der jetzigen Form erhalten bleiben. Die Ställe werden in Reihenhäuser umgewandelt. In dem Stallhaus, das sich direkt hinter dem Herrenhaus befindet, werden Wohnungen eingerichtet. Zusätzlich werden mehrere Doppel- oder Einfamilienhäuser errichtet. Zu jedem Doppel- und jedem Reihenhaus gehört ein Grundstück mit unterschiedlicher Größe.