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Kaufhaus lässt die Puppen tanzen

Ungewöhnliche Mode unter leuchtenden Sternen lädt zum Schaufensterbummel ein. Das soll die Vorfreude wecken – auf Modepreis und Wiedereröffnung des Hauses.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Was Neues im Kaufhaus und schon drückt sich halb Görlitz die Nase an den Fenstern platt. „Schon als wir aufgebaut haben, haben tatsächlich Passanten Selfies vor den Schaufenstern gemacht“, sagt Andrej Subarew. Und auch gestern wieder, als der Berliner Designer und kreative Kopf des im April stattfindenden Euro Fashion Award die neue Ausstellung im Kaufhaus präsentierte. Zusammen mit Professorin Dorette Bárdos von der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg, von wo die Modelle kommen, die nun in Görlitz zu bewundern sind.

Manche werden vielleicht auch argwöhnisch betrachtet, denn was die Schaufensterpuppen da tragen, ist teilweise wunderhübsch, sodass frau es sofort kaufen würde. Teilweise sind aber sehr experimentelle Sachen dabei, extrovertiertes, wie es eher auf Laufstegen zu sehen ist. Mehr für die Show geeignet als für den Alltag.

Das ist Absicht. Wie Dorette Bárdos erklärt, stammen die Ausstellungsstücke von Studenten aus unterschiedlichen Semestern. Da sind Einsteiger dabei, die zunächst mit Formen und Materialien experimentieren. Und da sind fertige Mäntel, Kleider, Hosen von Studenten höherer Semester. Alle acht Schaufenster sind mit ihren Puppen toll in Szene gesetzt – festlich beleuchtet mit den vielen Herrnhuter Sternen, die das Kaufhaus schon im vergangenen Jahr in zauberhaftes Licht tauchten. Sogar ein kleiner weißer Weihnachtsbaum leuchtet bereits. Das alles noch vor Volkstrauertag und Totensonntag „Es soll eher eine Winter- als eine Weihnachtsausstellung sein“, erklärt Stefanie Eggers vom Kaufhausteam. Außerdem sollen die Modelle möglichst lange gezeigt werden – und zwar mit Sternen. Denn die finden sich auch im Logo der Schneeberger Modeschule wieder.

Nicht die einzige Verbindung zwischen Schneeberg und Görlitz. Beides sind Städte mit langen Traditionen – Görlitz als frühere Tuchmacherstadt, Schneeberg bekannt fürs Klöppeln. Die heutige Modeschule war einst die königliche Klöppelmusterschule. Seit den 1970 er Jahren wird hier Mode gemacht. Nur 15 Studenten werden pro Jahr angenommen. Nach der schriftlichen Bewerbung müssen angehende Designer noch durch eine Eignungsprüfung.

Was die, die letztlich hier studieren dürfen, so entwerfen und herstellen, hat Andrej Subarew überzeugt. Dorette Bárdos hatte er bei der Berliner Fashion Week kennengelernt. Zusammen mit Jürgen Friedel, dem Kaufhaus-Projektmanager, fuhr Subarew nach Schneeberg und war sofort begeistert. Wenn in Sachsen solche Mode geschaffen wird, müsse das auch bekannt werden. Und so sind nun ausgewählte Modelle also in Görlitz zu sehen und danach im Januar zur Fashion Week in Berlin.

Für das Kaufhaus soll die Ausstellung Zeit überbrücken. Langfristig die Zeit bis zur Wiedereröffnung, wofür es noch keinen konkreten Termin und bislang auch noch keinen Bauantrag gibt. Und kurzfristig die Zeit bis zur Verleihung des Euro Fashion Award im April. Zurzeit läuft die Bewerbungsphase. Junge Designer, die ihren Abschluss in der Tasche haben, können sich mit ihren Kollektionen bewerben. Doch die Konkurrenz ist groß. Obwohl die Bewerbungsfrist erst Ende November endet, liegen schon 67 Anmeldungen vor. „Das übertrifft unsere Erwartungen“, so Andrej Subarew. „Vor allem, dass es Bewerber aus ganz Europa sind, hätten wir nicht gedacht.“ Er schreibt das große Interesse dem Kaufhaus als Veranstaltungsort zu. „Görlitz kennen sie alle noch nicht, aber dass in diesem Kaufhaus ‚The Grand Budapest Hotel‘ gedreht wurde, ist bekannt.“

Für das geplante Erlebniskaufhaus sind der Modepreis wie auch die gestern eröffnete Ausstellung schon wichtige Vorstufen – schließlich sollen hier später ebenfalls Veranstaltungen stattfinden. „Wir wollen uns als Erlebniskaufhaus eine besondere Stellung erarbeiten“, sagt Stefanie Eggers.