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Das mysteriöse Katzen-Verschwinden

In Radebeul gelten mehrere Tiere als vermisst. Das Tierheim Gröbern nennt die Vielzahl und Umstände seltsam.

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Von Ulrike Keller

Die Suchmeldungen häufen sich. Selten fielen im Straßenbild so viele Aushänge von vermissten Katzen auf wie zurzeit. Auch Familie Weisbach in Kötzschenbroda wusste sich nicht anders zu helfen. Seit dem 13. Februar wartet sie auf ein Lebenszeichen von ihrer kleinen Minousch. Das acht Monate alte Katzenmädchen hat schwarzes Fell und ein kleines weißes Lätzchen. Als Besonderheiten nennt Christiane Weisbach ihre zierliche Gestalt, das spitze Gesicht, den langen Schwanz und die gelb-grünen Augen. „Minousch ist sehr neugierig und zutraulich“, erzählt die Halterin. „Sie ist eine, die sich ins Herz kuschelt. Wir hoffen, dass es ihr gutgeht.“ In der gesamten Nachbarschaft hat die Familie herum gefragt. Nichts. Obwohl alle den kleinen Tiger kennen. Mehrere Tierärzte sind informiert, auch das Tierheim in Gröbern.

Tierheim-Leiterin Sabine Kaden weiß von mindestens fünf weiteren Tieren, die aktuell in Radebeul gesucht werden, schwerpunktmäßig in Kötzschenbroda. „Ich bin niemand, der gleich Panik macht“, sagt sie, „aber es sind ein bisschen viele in einem Zeitraum und einem Gebiet.“ Aus keiner anderen Stadt bekäme sie zurzeit in dieser Größenordnung Vermisstmeldungen. Mögliche Frühlingsgefühle als Ursache für weite Wanderungen schließt sie aus. „Katzen werden nicht alle zu einer Zeit rollig. Das ist abhängig davon, wann sie geboren sind“, erklärt Sabine Kaden. Außerdem betreffe es auch kastrierte Kater. Seltsam findet sie, dass es in sämtlichen Fällen keinerlei Anhaltspunkte gibt. Die Tiere sind spurlos verschwunden.

Wie Max. Der weiß-schwarze Kater ward am 25. Februar zuletzt gesehen. „Er war noch nie so lange weg“, sorgt sich Halterin Antje Wels. Die Bewohnerin der Bahnhofstraße hat gerade noch einmal Aushänge verteilt. Schon vor Wochen zeigte sie ein Foto in den nahe gelegenen Gärten herum. Ohne Erfolg. Der dreijährige kastrierte Kater leidet an einer Futtermittelallergie. Bekommt er das falsche Futter, kratzt er sich wund. Max ist schlank und trägt kein Halsband. Auf der linken Seite hat er komplett weißes Fell, auf der rechten mischen sich schwarze Flecken dazu. „Und im linken Ohr ist er an einem schwarzen Punkt zu erkennen“, so Antje Wels.

Auch in Lindenau wird ein kastriertes Tier vermisst. Seit dem 6. März hat Familie Thomas ihre achtjährige Katzendame nicht mehr gesehen. „Sie ist keine Schmusekatze, und trotzdem fehlt sie“, sagt Besitzerin Traudel Thomas traurig. Sie beschreibt sie als sehr schlank, ganz schwarz, mit nur am Hals ein paar weißen Haaren. Nicht zu übersehen: kahle Stellen an Bauch und Hinterbeinen – nach Flohbefall.

Und dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Drei Tiere aus Kötzschenbroda sind in den vergangenen Wochen trotz längerer Abwesenheit wieder aufgetaucht. Der rot-weiße Kater Pünktchen wurde nach knapp einer Woche in einer alten Garage um die Ecke entdeckt. Dort hatte man ihn aus Versehen eingesperrt. Auch Mila ist seit anderthalb Wochen wieder da. Die junge, zutrauliche Glückskatze wurde in Weinböhla ausfindig gemacht. Mit neuem Halsband und neuem Namen. Den entscheidenden Tipp erhielt Familie Yackley-Thiessen auf ihre Zeitungsanzeige hin. „Eine Katze läuft nie so weit, von Radebeul bis Weinböhla“, schätzt Sabine Kaden vom Tierheim Gröbern ein, wo momentan 15 Katzen auf Vermittlung in ein neues Zuhause warten.

Ähnlich kurios verhält es sich mit der Rückkehr eines grauen Maine-Coon-Katers, elf Jahre alt, kastriert. Drei Wochen war er weg. Am Sonnabendabend nun kam er mit eingezogenem Kopf über die Wiese geflitzt, direkt zur Terrassentür. Sein langes Fell: top gepflegt. Die Pfötchen: ohne Anzeichen von Schmutz und Freigang. Er hat etwa zwei Kilo abgenommen und ist ganz heiser, wahrscheinlich vom vielen Mauzen“, schildert Besitzer Norman Langer.

Sabine Kaden vom Tierheim Gröbern appelliert an alle Tierfreunde: „Bitte halten Sie Augen und Ohren offen und melden Sie Auffälliges bei der Polizei.“ Ihr Rat an alle Radebeuler Katzenhalter: Die Tiere nachts rein nehmen und am besten auch tagsüber, wenn man länger außer Haus ist. Vorsorglich. Bis die Fälle aufgeklärt sind.