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Katzen sind nicht alles

Jugendredakteurin Julia Schneider assistierte einen Tag lang einem Kamenzer Tierarzt, Herausforderungen inbegriffen.

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© René Plaul

Von Julia Schneider

Kamenz. Es war ein Brückentag. Meine Verwandten und Freunde lagen noch in den Betten. Nur mein Wecker klingelte schon um 6 Uhr. Hier wird nicht geschlafen, hier wird gearbeitet. Denn an diesem besonderen Tag ging es für mich zum Tierarzt und das nicht etwa als besorgte Katzenhalterin. Nein, einen ganzen Tag lang durfte ich den Alltag eines Tierarztes hautnah miterleben. Schon oft musste ich mit meiner Katze zum Arzt und jedes Mal fragte ich mich, wie wohl der Tag eines Tierarztes abläuft.

7 Uhr traf ich mich mit dem Tierarzt Martin Wackernagel vor der Vetalife-Tierarztpraxis in Kamenz. Bevor die Praxis öffnen würde, hatten wir noch eine Menge zu erledigen. Es mussten nämlich noch mehrere Rinder besucht werden.

Tierarzt muss vorsichtig sein

Zuerst führte uns unser Weg zu einer Milchviehanlage. Dort hatte eine Kuh ein paar Tage zuvor gekalbt, deshalb führten wir eine vaginale und rektale Untersuchung bei ihr durch. Dafür zog sich Martin Wackernagel einen grünen langen Gummihandschuh über. Ich wusste ganz genau, was nun kommen würde. Immerhin hatte ich das schon bei so mancher Tierdokumentation gesehen. Doch es war schon etwas anderes, weil ich direkt dabei sein durfte. Ganz behutsam führte er seine Hand in das Hinterteil der Kuh ein. Dabei ging der Tierarzt sehr vorsichtig vor.

Ehe ich mich versah, steckte er bis an der Schulter in der Kuh. Das war ein witziger Anblick. Martin Wackernagel stellte zufrieden fest, dass der Kuh nichts fehlte. Dann wandte er sich an mich und sagte mir, dass ich die Kuh nun auch abtasten würde. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Zögerlich zog ich mir nun auch einen Gummihandschuh über. Zuerst verschwanden meine Finger in der Kuh, dann meine Hand und mein Arm. Im Innern der Kuh war es angenehm warm, das tat gut, denn meine Hände waren eiskalt. Ich tastete mich weiter vor und konnte sogar die Gebärmutter berühren. Sie fühlte sich erstaunlich fest an. Es war eine spannende Erfahrung und dennoch war ich froh, als ich meinen Arm wieder aus der Kuh ziehen konnte.

Die Kleinen warten in der Praxis

Als alle großen Patienten für den Morgen versorgt waren, fuhren wir zurück in die Praxis. Dort warteten schon die Kleinen auf uns. Hunde, Katzen und Meerschweinchen, alle mussten behandelt werden. Ich habe den Tierarzt dabei neugierig über die Schulter geschaut. Kein Tier ist gleich, deshalb ist der Anspruch an Tierärzte enorm. Ein Hund kann fast so viele Krankheiten bekommen wie der Mensch. Die Ausbildung zum Tierarzt dauert 5,5 Jahre. Sie umfasst ein Studium der Veterinärmedizin und mehrere Praktika in beispielsweise Tierarztpraxen, Schlachthöfen und Forschungslaboren. Tierärzte müssen nicht nur die Tiere behandeln, auch die Menschen stecken voller Sorgen. Darum ist es auch sehr wichtig, einfühlsam zu sein.

11 Uhr wurde die Praxis geschlossen. Martin Wackernagel bereitete sich auf eine Kuh-OP vor. In der Zwischenzeit setzte ich mich ins Wartezimmer. Plötzlich hörte ich ein lautes Fauchen aus dem Nebenraum. An der Tür hing ein kleiner Zettel mit der Aufschrift „Vorsicht Katze!“ Als ich fragte, was denn mit der Katze sei, sagte man mir, das sei nicht weiter schlimm. Sie erziehe nur gerade ihre Kinder. Das Fauchen wurde zu einem lauten Kreischen und danach war wieder Ruhe eingekehrt. Ich musste lachen, Mütter haben es überall schwer.

Interessanter Tag

Nach einer kurzen Mittagspause machten wir uns auf dem Weg nach Laußnitz, wo die Kuh operiert werden musste. Martin Wackernagel erklärte mir während der Fahrt, dass sich der Labmagen der Kuh hochgeschoben hatte. Diese Labmagenverlagerung ist eine häufig auftretende Krankheit bei Milchkühen. Aufgrund von Stoffwechselstörungen kann es vor allem nach der Abkalbung zu einer Labmagenverlagerung kommen, welche endoskopisch operiert werden kann. Das bedeutet, dass mit einer kleinen Kamera operiert wird, dadurch sind keine größeren Schnitte nötig. Als wir ankamen, war schon alles vorbereitet. Die Operation verlief ohne Probleme. Nach 1,5 Stunden waren wir fertig und völlig durchgefroren. Denn Rest des Tages warteten noch eine Menge Patienten auf ihre Behandlung.

An diesem kurzen Tag konnte ich einiges lernen. Außerdem machte es sehr viel Spaß mit Tieren zusammenzuarbeiten, weil jedes Tier anders auf den Tierarzt reagiert. Manche sind total verspielt und andere wiederum aufgeregt. Dieser Tag hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Ich hatte damit gerechnet, dass wir den ganzen Tag in der Praxis verbringen würden, doch der Beruf eines Tierarztes ist abwechslungsreich. Man ist oft unterwegs und lernt jede Menge Leute kennen. Ich nehme viel Erfahrungen mit.

Julia Schneider (17) ist Mitglied der Jugendredaktion der SZ Kamenz. Sie besucht die 11. Klasse des Beruflichen Schulzentrums in Kamenz und wohnt in Bischheim.

Die Jugendredaktion besteht zurzeit aus fünf engagierten Jugendlichen, die sich einmal im Monat treffen. Interessenten können gern dazukommen. Eine Mail an die verantwortliche Redakteurin Nicole Preuß genügt:[email protected]

www.sz-link.de/diejugendredaktion