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Kartoffellese fällt aus

Wer Knollen sammeln will, muss diesmal auf andere Äcker gehen. Die Liebenauer Pflanzen haben die Pflege nicht überlebt.

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© dpa

Von Maik Brückner und Egbert Kamprtath

In den letzten Tagen hat das Telefon im Büro der Liebenauer Agrar GmbH oft geklingelt. „Wann kann man bei euch wieder Kartoffellesen?“, war eine der häufigsten Fragen. Die Antwort hat viele überrascht. „Bei uns gibt es in diesem Jahr keine Kartoffeln“, sagt Bernd Grahl, Leiter der Pflanzenproduktion. Das liegt nicht daran, dass die Liebenauer das Angebot der Selbstlese aus ihrem Programm genommen haben. Wie in den Vorjahren haben sie wieder auf einer Fläche von 2,5 Hektar Kartoffeln angebaut. Anfang Juli haben die Pflanzen turnusgemäß eine Art Wachstumstrunk bekommen. Damit haben wir ein Fachunternehmen beauftragt, sagt Geschäftsführer Eberhard Petzold. Am 8. Juli führte es den Auftrag termingerecht aus. Drei Tage später trauten die Liebenauer ihren Augen nicht. Die ganze Kartoffelernte war futsch. Die Ursache war rasch gefunden. Die Mixtur, die das Unternehmen aufgetragen hat, ist den Pflanzen nicht bekommen. Inzwischen weiß Firmenchef Eberhard Petzold auch warum. Wie bei solchen Verfahren üblich, wurde die Mixtur auf dem Feld zusammengestellt. Sie sollte drei Flüssigkeiten enthalten, eine Nährstofflösung zur Förderung des Wachstums, ein Mittel zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers und ein Mittel gegen das Auftreten der Braunfäule. Der Fachmann schüttete auch drei Flüssigkeiten zusammen. Doch statt der Nährstofflösung füllte er ein Herbizid, also ein Unkrautbekämpfungsmittel, ein. Das führte zum Absterben der Kartoffelpflanzen.

Deshalb fällt das beliebte Kartoffellesen in Liebenau aus. „Wir bedauern das sehr“, sagt Pflanzenchef Grahl. Auch Geschäftsführer Petzold tut es leid, den Anrufern diese Geschichte erzählen zu müssen. Denn Kartoffeln baut sein Unternehmen auch aus der Verbundenheit zu den Grundstückseigentümern der Region an. Eigentlich hält die Firma schwerpunktmäßig Rinder. Trotzdem hat sie seit der Wende auch immer eine kleine Ecke frei gehalten, um Kartoffeln anzubauen. Mitte September lud man dann immer zum Kartoffellesen ein. Wer wollte, konnte mit Korb, Eimer oder Säcken kommen und sammeln. Bezahlt wurde die Ernte nach Gewicht.

Wer in diesem Jahr auf diese Art seinen Kartoffelkeller füllen möchte, muss in eine andere Ecke der Region fahren, zum Beispiel nach Burkersdorf bei Frauenstein. Hier hat die Agrargesellschaft Burgberg an der Straße zwischen Frauenstein und Freiberg Kartoffeln der Sorte Adretta angebaut, die bei schönem Wetter an diesem Freitag und Sonnabend abgesammelt werden können. Die Firma stellt leere Kartoffelsäcke bereit, um das Wiegen zu vereinfachen.

Eine Woche später lädt die Agrargesellschaft Reinholdshain zum Kartoffelsammeln ein. Auf dem Feld gegenüber dem Reinholdshainer Kaufland haben die Landwirte Kartoffeln der Sorte Quarta angebaut. „Wir hoffen, dass die Ernte reicht“, sagt Pflanzenchef Klaus Köhler. Doch egal wie sie ausfällt, im nächsten Jahr wird man wieder Kartoffeln anbauen. In Liebenau ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Das habe aber nichts mit dem Ernteausfall zu tun, sagt Geschäftsführer Petzold. Vielmehr ist unklar, ob die alte Erntetechnik es noch schafft. Das wird jetzt geprüft. Wenn nicht, wird es keine Kartoffeln geben.