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Karge Räume, kreative Ideen

Der Verein Neonworx vermietet Arbeitsplätze im Kulturkraftwerk. Pilates und Essen gehören mit zum Angebot.

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© Sven Ellger

Von Juliane Richter

Bei den Kreativen geht‘s natürlich locker zu. Der Kickertisch in der Ecke und der Boxsack am Kranhaken bedienen ein wenig das Klischee. Aber am Ende steht auch bei Neonworx die Arbeit im Vordergrund. Am Donnerstag hat der Verein seine neuen Räume im Kraftwerk Mitte vorgestellt. Auf 1 700 Quadratmetern sind in der ehemaligen Heizzentrale sowie der angrenzenden Wärmeübertragungsstation zahlreiche Arbeitsplätze entstanden.

Das Prinzip ist einfach: Kleine Unternehmen oder Selbstständige können einzelne Arbeitsplätze oder ganze Büros beim Verein anmieten. Je nach Tarif zahlen die Nutzer zwischen 18 Euro am Tag für einen Schreibtisch und 225 Euro monatlich für ein kleines Einzelbüro. Mit zunehmender Quadratmeterzahl wird es teurer. Neonworx selbst ist wiederum Mieter der Drewag, die das Gebäude saniert hat.

Neonworx gibt es bereits seit 2009. Zunächst hatte der Verein Räume an der Franklinstraße, später in der Marienstraße. Weil der dortige Mietvertrag gekündigt wurde, bot sich der Umzug ins neue Kulturkraftwerk an. Aram Haydeyan und Martin Fiedler, zwei der ehrenamtlichen Vorstände, sind mit dem neuen Ort komplett zufrieden. Auch, wenn die Sanierung weniger einfach war als gedacht. „Die Räume hier wurden für technische Anlagen gebaut, nicht für Menschen. Uns war anfangs nicht klar, was es braucht, um hier arbeiten zu können“, sagt Fiedler.

Die beiden Gebäude vermitteln den technischen Charme früherer Zeiten. Beton, Metall und klare Strukturen dominieren. Dank einer Zwischendecke wurde die immense Raumhöhe geteilt und hat so Platz geschaffen. Der eigentliche Coworking Space – jener Raum, in dem sich Nutzer einzelne Schreibtische mieten können – wirkt fast ein wenig karg. Die weißen Schreibtische sind höhenverstellbar. Wer möchte, bekommt gegen Aufpreis ein Telefon, schnelles Internet ist schon inbegriffen. Zum Konzept gehört auch, dass die Mieter auf Besprechungsräume und ein gastronomisches Angebot zurückgreifen können. Gestern hat die „Neue Sachlichkeit“ ihre Räume im Erdgeschoss eröffnet. Die beiden Betreiber sind seit 2016 bereits mit dem „&Rausch“ in der Pieschener Bürgerstraße in Dresden vertreten. „Wer für ein Meeting Kaffee oder Ähnliches braucht, muss nur eine SMS schicken und es wird problemlos nach oben geliefert“, sagt Martin Fiedler. Ein zusätzlicher Service ist das ebenfalls im Haus untergebrachte Pilatesstudio Cardea. Die Mieter bekommen hier Rabatte, es steht aber auch anderen Interessierten zur Verfügung. Das Rundum-Paket scheint attraktiv zu sein: Alle Büros sind derzeit vermietet, lediglich Einzelarbeitsplätze sind noch frei.

Der Raum mit dem größten Wow-Effekt ist die neue Kunsthalle, die sich in einem Teil der ehemaligen Wärmeübertragungsstation vom Boden bis zur Decke erstreckt. Einen solchen Raum für Veranstaltungen hatten die Neonworx-Gründer bisher nicht. Er kommt ihnen aber durchaus gelegen, weil ein Prinzip des Vereins ist, die verschiedenen Mieter zusammenzubringen und so auch gemeinsame Projekte ins Leben zu rufen. Bisher zählen rund 20 Unternehmen zu den Mietern: von Designern über Messeplaner, Landschaftsarchitekten bis hin zu den Machern von Animationsfilmen. Dass die Szene der Kreativen und die sogenannte Kreativwirtschaft weiter wächst, hat auch das städtische Amt für Wirtschaftsförderung erkannt. So fördert es den Umbau potenzieller Räume für die Kreativwirtschaft. 100 000 Euro stehen laut Amtsleiter Robert Franke jährlich zur Verfügung. Erst gestern ist die zweite Antragsrunde für dieses Jahr gestartet. „Wird der Antrag genehmigt, geben wir etwa 5 000 Euro, um die Räume zu ertüchtigen“, sagt Franke. Doch erst einmal müssen geeignete Räume gefunden werden. Weil diese durch den boomenden Wohnungsmarkt immer weniger werden, hat die Stadt auch eine Kreativraumbörse ins Leben gerufen, die passende Angebote sammelt.

Im Bereich der Coworking Spaces ist Neonworx nicht der einzige Anbieter in Dresden. Seit 2014 gibt es in der Neustadt zum Beispiel „cloudsters“, die neben der Arbeitsplatzvermietung auch auf gemeinschaftliche Angebote und Aktivitäten setzen. Ebenfalls bekann, aber mit etwas anderem Konzept, ist der „Rockzipfel“. Hier können Eltern Büroplätze samt Kinderbetreuung mieten. Aus der Idee soll in Zukunft ein Modellprojekt entstehen und könnte so auch bald in anderen Dresdner Stadtteilen angeboten werden.