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Kampfname: Inferno

In der Kamenzer Wrestlingszene mischt ein Zwölfjähriger aus Ohorn mit. Durchaus mit höllischen Ambitionen.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Kamenz. Schon mal was von Freak Wrestling Kamenz (FWK) gehört? Noch nicht? Dann wird es höchste Zeit. Die FWK sieht sich nämlich als „aufsteigende Wrestling-Liga“, und am kommenden Wochenende ist der erste öffentliche Auftritt der Schaukämpfer mit den martialischen Kampfnamen in der Lessingstadt. Da wird dann auch „Inferno“ dabei sein. Unübersehbar, obwohl er noch klein ist. Oder gerade deshalb? Martin Rudolph ist erst zwölf Jahre alt, aber er weiß schon, worauf es ankommt im Wrestling. „Du muss gut trainiert sein, damit du die jeweiligen Moves beherrschst.“ Moves nennt man die Manöver im Ring, die beim Wrestling vorher zwischen den Kontrahenten abgestimmt sind, aber dennoch große Körperbeherrschung und Fitness verlangen. Wenn eine Choreografie daneben geht, kann es schließlich zu ungewollten, durchaus auch mal schwerwiegenden Verletzungen kommen. Inferno blieb davon bisher verschont, wenn man mal von einem dicken Knöchel absieht.

Martin ist aktiv und beweglich. Über eine Therapeutin wurde er zu Clemens Skatula nach Kamenz vermittelt. Dieser betreibt mit anderen das Backyard-Wrestling, also „Hinterhof“-Schaukämpfe. Nicht professionell, aber durchaus mit Ambitionen. Bei Skatulas ist Inferno seit ungefähr einem Jahr und hat sich dort in einer kleinen Fanszene durchaus schon einen Namen gemacht. „Er zeigt regelmäßig vor einem kleinen Publikum, wie hart er einstecken, aber auch austeilen kann – und wird dafür lautstark bejubelt“, lobt ihn sein Trainer. Dies sei vollkommen verdient, denn Martin schlage nicht einfach wild drauf los, sondern studiere vor jedem Auftritt seinen Plan, der mit dem Trainer abgestimmt ist, sehr genau. Gelungenem Wrestling darf man die Inszenierung von Gut und Böse möglichst nicht ansehen. Damit das „Theaterstück“ bei den Fans glaubwürdig rüber kommt, ist nicht nur große Körperbeherrschung der Akteure, sondern auch viel Köpfchen gefragt, bestätigt Clemens Skatula, der an seinem jüngsten Wrestler schon viel Freude hat. In offiziellen Wrestlingvereinen in Deutschland sind Jugendliche erst ab 16 Jahren mitgliedsberechtigt. In der offenen Szene gilt das nicht, aber das unterstreicht natürlich auch die Verantwortung der Älteren für die Jüngeren.

Dachboden umfunktioniert

Dies bestätigt auch die Mutti von Martin. Claudia Rudolph ist froh, dass ihr Jüngster fleißig trainiert. „Ich finde gut, wie Martin das durchzieht.“ Er sei in Kamenz sehr gut aufgenommen worden und freue sich auf das regelmäßige Üben. Und damit das nicht nur sommers im Garten bei Skatulas möglich ist, sondern auch im Winter, haben Rudolphs sogar ihren leerstehenden Dachboden in Ohorn umfunktioniert. Mit Matten und Seilen wird hier ein Wrestling-Ring improvisiert. Und das kommt Freak Wrestling Kamenz als Ganzes natürlich entgegen. „Wir sind die einzige Backyard-Gruppe in ganz Deutschland“, meint Clemens Skatula. Woher will er wissen, was sich in Hinterhöfen in Hamburg oder München abspielt? „Backyard-Wrestling gilt als solches erst, wenn es auch öffentlich gezeigt wird.“ Zum Beispiel im Internet auf Youtube oder jetzt beim Sommerfest der Fahrschule Merkel in Kamenz.

www.wrestling-kamenz.de