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Kampf um die Ortsfeuerwehr

Das Wittgendorfer Fahrzeug soll endlich ins neue Hirschfelder Depot gebracht werden. Ob auch die Kameraden folgen, ist fraglich.

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© Thomas Eichler

Von Jan Lange

Wittgendorf. Noch immer steht das Wittgendorfer Löschfahrzeug im alten Depot an der Hauptstraße. Uwe Kahlert, Chef der Zittauer Feuerwehr, ist darüber nicht glücklich. Es müsste längst ins neue Gerätehaus in Hirschfelde umgesetzt sein. Der Drei-Millionen-Bau ist bereits vor elf Monaten eingeweiht worden. Gebaut wurde das Depot für die drei bisherigen Ortswehren Hirschfelde, Dittelsdorf und Wittgendorf, die sich zu einer gemeinsamen Truppe zusammenschließen sollen. Theoretisch ist die Vereinigung erfolgt – so wurde Anfang 2016 Zittaus neue Feuerwehrsatzung beschlossen, in der dieser Punkt festgeschrieben ist. Praktisch sitzen die sieben aktiven Kameraden aus Wittgendorf noch immer in ihrem alten Depot und machen eigene Dienste.

Es ist ein Protest. Die Feuerwehrleute aus Wittgendorf beugten sich nur widerwillig dem Zusammenschluss. Ja gesagt haben sie, weil ihnen von Zittaus Hauptamtsleiter Thomas Mauermann und dem damaligen Wehrleiter, Lothar Reichbodt, versprochen wurde, einen neuen Mannschaftstransportwagen (MTW) zu bekommen, der in Wittgendorf stehen wird. Dass die Zusage gemacht wurde, räumt Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) ein. Er war am Mittwoch in den Ortschaftsrat gekommen, um über das Thema zu diskutieren. Das Versprechen hätte so nicht gemacht werden dürfen, findet er. Es könne nicht umgesetzt werden. Ein Feuerwehrauto mit Sondersignal darf nicht mehr in dem alten Gebäude stehen, wie Kahlert bestätigt. Die Unfallkasse Sachsen würde das nicht mitmachen. Sie bemängelte schon vor Jahren den schlechten Zustand des Wittgendorfer Gerätehauses. Die Feuerwehrleute waren froh, dass das Depot nicht sofort geschlossen wurde.

Um ein Feuerwehrauto in Wittgendorf unterzustellen, müsste in das alte Gebäude investiert werden. „Hier noch mal richtig Geld reinzustecken, damit habe ich ein Problem“, sagt Zenker. Zittaus OB bringt vielmehr die alte Schule ins Spiel. Die Stadt hat hier jüngst Reparaturen nach einem Wasserschaden ausgeführt. Genutzt wird das Gebäude nur noch vom Wittgendorfer Heimatverein. Einfach umziehen können die Kameraden aber nicht. Auch rund um die Schule gibt es keine Räume, in denen Feuerwehrautos vorschriftsmäßig untergestellt werden könnten. Die Stadt müsste dafür ebenfalls Geld in die Hand nehmen.

Dazu wird es wohl nicht kommen. Denn begeistert sind die Feuerwehrleute von dem Vorschlag nicht. Vielmehr ist die Empörung groß, dass die Versprechen nicht eingehalten werden. Sie fühlen sich hintergangen. Die Emotionen am Mittwoch kochen hoch. Auch bei den Ortschaftsräten. Man habe ihnen immer zugesagt, dass das Depot erhalten werden kann, so Volkmar Schneider (CDU). Es sei wie ein Schlag mit dem Hammer, dass es plötzlich heiße, es werde definitiv zugemacht. So ein Hintergehen sei ihm noch nicht passiert, ärgert sich Schneider. Und er ist seit vielen Jahren als Gemeinde- und Ortschaftsrat tätig. Auch Ortsbürgermeister Frank Härtelt (CDU) kämpft um die Feuerwehr.

Es ist auch das Festhalten an ein wenig Infrastruktur. Wittgendorf hat bereits Kita, Arzt sowie den Lebensmittelmarkt verloren. Härtelt will nicht, dass auch die Feuerwehr wegfällt. Vehement hat er sich dafür eingesetzt, dass der Mannschaftstransportwagen in den Stadthaushalt aufgenommen wird. Ganz abschreiben will er das Fahrzeug auch am Mittwochabend nicht. Obwohl der OB den Räten und Kameraden wenig Hoffnung macht, dass es ein neues Auto gibt. Denn eine Förderung ist eher unwahrscheinlich – da Zittau erst mit einer großen Summe das Hirschfelder Depot gefördert bekommen hat. Unter den Kommunen gebe es ein Hauen und Stechen um die wenigen Feuerwehr-Fördermittel, sagt Zenker. Die Stadt könnte den MTW komplett aus der eigenen Tasche bezahlen. Doch angesichts der finanziellen Situation Zittaus sei das schwierig, so der OB.

Mit dem Privatauto werde er nicht nach Hirschfelde fahren, erklärt ein Wittgendorfer Feuerwehrmann. Er verlasse dann die Truppe. Auch andere denken so. „Alles, für das wir gekämpft haben, geht den Bach runter“, meint der stellvertretende Ortswehrleiter Jonny Rogowski. Zenker und Kahlert wollen die Kameraden aus Wittgendorf nicht verlieren und die Alarmbereitschaft aufrecht halten. Zittaus Feuerwehrchef schlägt vor, dass die Wittgendorfer ihren Dienstag-Dienst auch in Hirschfelde machen. Die dortigen Kameraden trainieren eigentlich am Freitag. Zudem könnte ein MTW nach Wittgendorf kommen und die Leute einladen. „Es muss doch eine Lösung geben“, findet Kahlert. Zenker sieht es genauso: „Wir sollten darüber reden, was möglich und nicht was unmöglich ist.“ Er fände es gut, wenn sich einige erst die Gegebenheiten in Hirschfelde angucken, bevor sie über einen Austritt entscheiden.

Im November solle man sich zusammensetzen und schauen, wie die Situation gelöst werden kann, schlägt Kahlert vor. Der erste Schritt sei, dass Löschauto und Bekleidung nach Hirschfelde kommen. Der Kreisbrandmeister rufe ihn, so Kahlert, immer wieder an, ob das Auto in Hirschfelde sei. Er müsse das stets verneinen. Der praktische Vollzug des Zusammenschlusses ist wichtig, um keine Fördermittel für das neue Depot zurückzahlen zu müssen. Die wurden mit der Bedingung bewilligt, dass sich die drei Ortswehren zusammentun.