Merken

Kampf um den Sportplatz

Nach einer Sanierung will die Stadt Freital auf der Fläche in Kleinnaundorf Häuser bauen. Noch ist aber nichts entschieden.

Teilen
Folgen
© Egbert Kamprath

Von Carina Brestrich

Freital. Die Abstimmung lieferte am Ende ein eindeutiges Bild: Die Kleinnaundorfer wollen ihren Sportplatz behalten. Zumindest als Bolzplatz soll die Fläche am Messweg bleiben. Alle hundert Einwohner, die am Montag beim Ortschaftsrat im Publikum saßen, hoben dafür die Hand. Bindend ist die Abstimmung der Bürger zwar nicht. Dennoch zeigt sie, was die Kleinnaundorfer in Zukunft auf gar keinen Fall auf der Fläche sehen wollen: Wohnhäuser. Das wiederum schwebt der Stadt vor. Sie möchte die Fläche gern zu einem Eigenheimstandort machen.

Der Grund, warum überhaupt über die Zukunft des Sportplatzes diskutiert wird, liegt in der Historie des Ortes. Ganz in der Nähe des Sportplatzes, aus dem Reibold-Schacht, wurde von 1837 bis 1871 Steinkohle abgebaut. Das nicht brauchbare Material wurde zu einer Halde aufgeschüttet. Die belastete Erde von dort wurde schließlich in den 1920er-Jahren zum Bau des Sportplatzes verwendet.

Deshalb will das Oberbergamt nun an die Fläche ran. Die in Freiberg ansässige Behörde kümmert sich um die Hinterlassenschaften des Altbergbaus. Für die Sanierung bekommt die Behörde Geld von der EU. So auch für den Reibold-Schacht, wie die Experten am Montag im Ortschaftsrat erklärten. Ein Budget von einer Million Euro steht für die Sanierung des Schachts und des Sportplatzes zur Verfügung. Nach aktuellen Planungen sind die Bauarbeiten für 2019 vorgesehen.

Welchen Umfang die Sanierung haben soll, das steht allerdings noch nicht fest, erklärte Tobias Dressler vom Oberbergamt. Zunächst will die Behörde Messungen in Auftrag geben. Sie sollen Aufschluss darüber geben, wie belastet die Flächen sind. Basierend auf den Ergebnissen wird dann über die Sanierung entschieden. Und zwar zusammen mit der Stadt. Sie war nach Bekanntwerden der Sanierungspläne 2012 auf das Oberbergamt zugegangen. Denn mit der Sanierung bietet sich die Gelegenheit, die Sportplatzfläche zu entwickeln. Ideen gibt es bei der Stadt bereits. So könnten auf dem jetzigen Spielfeld Grundstücke zum Bau von Eigenheim entstehen.

Bürger wollen mitreden

Das aber lehnen die Kleinnaundorfer ab. Sie wollen die Fläche lieber als Erholungsort erhalten. Derzeit wird der Sportplatz von den Mitgliedern der SG Kleinnaundorf genutzt. Auch zum Bolzen und Spielen ist Fläche beliebt. Eine Kleinfeldanlage an der Turnhalle, wie angeblich als Alternative im Gespräch, wäre lediglich ein Ersatz für die Sportler, nicht aber für die Familien und Kinder, die ihn gern nutzen: „Wir brauchen keinen teuren Sportplatz mit Laufbahn und Weitsprunganlage“, sagte eine Einwohnerin im Ortschaftsrat.

Die Beunruhigung unter den Einwohnern ist jedenfalls groß. Das zeigten am Montag die vielen Meinungsäußerungen. So ist die Sache in den Augen vieler Kleinnaundorfer längst entschieden. Sie glauben, dass die Sanierung nur für die Wohnbaupläne der Stadt vorgeschoben ist. „Man gibt doch nicht solche Untersuchungen in Auftrag, wenn man kein Ziel vor Augen hat“, sagte ein Zuhörer. Zudem herrscht Verunsicherung, wie sehr die Flächen tatsächlich belastet sind. „Wir gehen mit den Kindern nicht mehr auf den Sportplatz, weil viele Eltern das nicht mehr wollen“, sagte die Leiterin der Kita Wurzelzwerge, Heike Liebhold. Andere wiederum stellen infrage, ob die Belastung tatsächlich so hoch ist, dass eine Sanierung überhaupt nötig ist.

Die Stadt widerspricht den Vorwürfen und rechtfertigt ihre Pläne. Eine wirtschaftliche Nutzung der Fläche sei Voraussetzung gewesen, um Fördergelder für die Sanierung zu bekommen. Inzwischen haben sich die Richtlinien geändert, sagte Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz am Montag. Wenngleich das Rathaus eine Entwicklung der Fläche für den Wohnungsbau bevorzugt, sei noch alles offen. „Letztendlich entscheidet der Stadtrat“, sagte er.

Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen. Deshalb will der Kleinnaundorfer Ortschaftsrat weiter kämpfen, sagte Ortsvorsteher Thomas Käfer am Ende der Sitzung. Fakt ist auch, dass die Stadt nicht ohne Weiteres Tatsachen schaffen kann. Immerhin muss für einen Wohnungsstandort Baurecht geschaffen werden. In dem Verfahren, das dafür nötig ist, sind alle Beteiligten anzuhören. Und damit auch der Ortschaftsrat.