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Kampf mit dem Laub

Dieses Jahr fällt es spät, aber gleich in großer Menge. Nicht jeder Laubhaufen landet in Niesky bei der NEG.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Die Schädlinge, die seine Obstbäume angefallen haben, möchte Reiner Altmann nicht noch im Laub überwintern lassen. Deshalb hat er die Blätter in blaue Säcke gestopft, um sie in Niesky fachgerecht zu entsorgen. So wie der Kodersdorfer fahren jetzt viele Garten- und Grundstücksbesitzer mit Auto und Anhänger auf die Waage bei der Niederschlesischen Entsorgungsgesellschaft (NEG). Hier, im Abfall- und Wertstoffhof Am langen Haag werden die Bürger ihr Laub los.

Derzeit herrscht Hochkonjunktur, sagt Betriebsstättenleiter Joachim Sauer. „Dadurch, dass das Laub erst ziemlich spät von den Bäumen gefallen ist und das in großen Mengen, konzentriert sich die Laubentsorgung auf diese Tage.“ Da alle Lieferungen über die Waage rollen, kann Joachim Sauer genau sagen, wie viel Laub in Niesky angeliefert wird. Auf den Wert des Vorjahres ist er dabei noch nicht gekommen. Mit Stand vom Mittwoch waren es im vergangenen Jahr 20 Tonnen mehr als bisher dieses Jahr an Blattwerk zusammenkam. „Das ist aber nur eine zeitliche Verschiebung durch den späten Laubfall. Am Ende werden wir wieder die gleiche Menge haben“, erklärt der Fachmann.

Rund 1 000 Tonnen Laub und Grünschnitt nimmt die NEG an ihren beiden Standorten in Niesky und Weißwasser entgegen. Beides wird zusammen erfasst und kompostiert. Das passiert zum Großteil auf der in Weißwasser befindlichen Anlage. Rund 6 500 Tonnen werden dort jedes Jahr abgelagert. Wobei das nicht nur Laub und Grasmahd ist, sondern auch Baumschnitt und der Inhalt der Braunen Tonne.

Reiner Altmann sagt beim Ausleeren seiner Laubsäcke, dass er nicht sein ganzes Laub wegschafft. „Ich kompostiere auch selbst und nehme das für meinen Garten, denn es ist guter Dünger.“ Diese Strategie verfolgt auch die NEG, nur im größeren Rahmen mit der Kompostierungsanlage. „Wir können unseren Kunden guten Biokompost als Dünger oder ihn mit Erde gemischt zum Beispiel für Anpflanzungen zur Verfügung stellen“, wirbt Joachim Sauer für das natürliche Endprodukt. Viermal im Jahr wird die Kompostierung von der Bundesgütergemeinschaft überwacht. „Bisher gab es keine Beanstandungen“.

Aber nicht jeder nimmt dieses Angebot an, sondern kümmert sich selbst. Vor allem die Städte und Gemeinden setzen auf eine Selbstverwertung der bunten Blätterpracht. In der Gemeinde Boxberg wird das eingesammelte Laub zunächst gelagert, berichtet Frank Zschippang als Leiter des Bauhofes. Ist der Lagerungsprozess weit vorangeschritten, wird das Laub gesiebt und im Frühjahr in die Beete, Rabatten und Anpflanzungen der Kommune gegeben.

Ihren eigenen Laub-Kreislauf hat auch die Stadt Rothenburg entwickelt. Sie setzt ebenfalls auf Selbstverwertung. Das vom Bauhof eingesammelte Laub wird auf bestimmten Flächen solange gelagert, bis es den städtischen Pflanzungen als Dünger oder nährstoffhaltiger Boden wieder zugegeben werden kann. Dabei verweist Fachbereichsleiterin Marlen Kolodziej darauf, dass es sich hierbei nur um die städtischen Flächen handelt, die beräumt werden. Was Privateigentum ist, dafür muss deren Besitzer aufkommen. Die Verfahrensweise haben die Kommunen in ihren Satzungen zur Straßenreinigung festgeschrieben.

Die Stadt Niesky kümmert sich gleichfalls selbst um die herabgefallenen Blätter, obwohl sie den kürzesten Weg zur Laubannahmestelle der NEG hat. Über den Bauhof wird das Laub gelagert und wiederverwendet. Das ist jahrelange Praxis, heißt es.

Dass die Kommunen ihr Laub selbst verwerten, damit kann die Entsorgungsgesellschaft leben. Denn das Geschäft mit Laub und Grünschnitt macht nur einen geringen Teil am Umsatz aus, sagt Joachim Sauer. Im vergangenen Jahr hat die NEG rund 16 000 Tonnen an Abfall und Wertstoffen entgegengenommen. Ein Sechzehntel davon entfiel auf Blätter und Gras.

Wer selbst nicht weiß, wohin mit dem Laub, und auch kein Fahrzeug zum Transport hat, kann sich mit Laubsäcken behelfen. Die übergroßen Papiertüten gibt es im Landratsamt und bei der NEG. Eine fasst 70 Liter und kostet 3,12 Euro. Kein kleiner Preis für einen Haufen Laub. Deshalb ist Reiner Altmann gleich selbst nach Niesky gefahren, weil ihm das Anliefern günstiger kommt als die Papiersäcke. Auch wenn diese nur an die Straße zu stellen sind.