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Kampf gegen Mikroschadstoffe im Abwasser

Die DAS Environmental Expert bereitet in Dresden eine Pilotanlage für die Stadtentwässerung vor. Im nächsten Jahr wird gebaut.

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© René Meinig

Von Bettina Klemm

Ein unscheinbarer Container steht im Hof der Firma DAS Environmental Expert an der Goppelner Straße in Dresden. Laufen die Tests erfolgreich, dann könnte sein Innenleben die Abwasserreinigung revolutionieren. Durch den Menschen entstandene Mikroschadstoffe wie Medikamentenrückstände, Substanzen aus der Kosmetikindustrie, Drogen und Hormone aus dem Abwasser zu beseitigen, ist bekanntlich sehr teuer und energieaufwendig. Bisher erfolgt dies beispielsweise mittels Ozon. Die DAS GmbH entwickelt mit anderen Partnern eine Technologie, mit der diese Spurenelemente kontinuierlich per Sensor gemessen werden.

„Das hat den Vorteil, dass die Ozongabe dann bedarfsabhängig erfolgen kann“, erklärt Mirko Heinze. Der 42-jährige Leiter des Geschäftsbereichs Abwasserbehandlung der DAS Environmental Expert geht davon aus, dass die Pilotanlage im nächsten Frühjahr bei der Stadtentwässerung Dresden in der Praxis getestet wird. Die DAS hat sich auf verschiedene biologisch-aerobe Verfahren zur Abwasserbehandlung spezialisiert. „Wir bieten smarte Lösungen zur Aufbereitung von industriellen und kommunalen Abwässern, die sich an die unterschiedlichen Bedürfnisse und Budgets anpassen lassen“, sagt Heinze.

Die meisten dieser Anlagen baut das Dresdner Unternehmen derzeit in Lateinamerika, beispielsweise in Argentinien und Peru. Zusätzlich bietet die DAS umfassenden Service für Abwassertechnik und Anlagenwartung für Anlagenbetreiber. Im November wird ein neues, zwei Millionen Euro teures Projekt für den größten Softdrink-Hersteller Argentiniens in der Nähe von Buenos Aires übergeben. 6,5 Millionen Liter Cola und Co. stellt dieser täglich her. Eine Kläranlage für das Milchpulverwerk in Strückhausen in Niedersachsen steht ebenso auf der Referenzliste.

Doch es geht auch eine Nummer kleiner: Seit dem Frühjahr arbeitet eine DAS-Anlage zur Behandlung des Abwassers auf dem Felsplateau Bastei. „Das war eine besondere Herausforderung für uns, denn es galt, die Anlage für das Vier-Sterne-Hotel und das Panorama-Restaurant sensibel zu planen“, sagt Heinze. Zudem waren große saisonale Schwankungen zu berücksichtigen. Die Umweltexperten errichteten eine Anlage mit Membran-Biologie-Reaktor sowie zwei parallel arbeitenden aeroben Belebungsstraßen.

Das Geschäft mit den Abwasseranlagen hat hohe Zuwachsraten. Dennoch erzielt die DAS ihren größten Umsatz mit Verfahren und Anlagen zur Beseitigung von Prozessabgasen, wie sie in der Halbleiterindustrie, aber auch bei der Herstellung von Flachbildschirmen und LEDs sowie in der Solarindustrie entstehen. Sie ist in diesen Branchen weltweit führend. Geschäftsführer René Reichardt rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatz von etwa 75 Millionen Euro. Fast die Hälfte der rund 400 Mitarbeiter ist in Taiwan im Einsatz, denn die Musik spiele definitiv in Asien. Auch am Standort in Dresden werden zahlreiche weitere Mitarbeiter für viele Bereiche gesucht. Angebote unterbreitet das Unternehmen auch Schülern und Studenten. Mit der Entwicklung und Fertigung von Abgasentsorgungslösungen hat Geschäftsführer Horst Reichardt 1991 begonnen. Sein Unternehmen rüstet Kunden weltweit mit Brennerwäschern, Nasswäschern, mit Feinstaub- und Kondensat-Abscheidern sowie elektrostatischen Filtern aus. Schnell war der Standort im Technologiezentrum an der Gostritzer Straße zu klein. 2008 zog deshalb das Unternehmen an die Goppelner Straße in die Hallen eines früheren Getränkegroßhändlers. Anfangs sollte noch untervermietet werden. Doch auch diese Produktionsflächen reichten nach kurzer Zeit nicht mehr aus. So errichtete die DAS im vergangenen Jahr einen Neubau daneben. 3 350 Quadratmeter stehen für Produktion, Verwaltung und Forschung zur Verfügung. Doch René Reichardt, dem sein Vater Horst zum 25-jährigen Firmenjubiläum im vergangenen Jahr offiziell die Geschäfte übergeben hat, plagen bereits wieder Platzsorgen. So hat die DAS als Interimslösung in Dresden-Niedersedlitz rund 1 300 Quadratmeter Hallenfläche gemietet. Doch am liebsten würde der 40-Jährige im nächsten Jahr am bisherigen Standort weiterbauen. Er rechnet mit Investitionen zwischen fünf und zehn Millionen Euro. Vorsichtshalber hat Reichardt aber auch schon ein 10 000 Quadratmeter großes Grundstück in Bannewitz als weitere Variante gekauft. Bauen und weiter wachsen will die DAS in jedem Fall.