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Kampf gegen Ekel-Toiletten

Die Stadtverwaltung nutzt die Ferien zur Sanierung und investiert rund drei Millionen Euro in neue Sanitäranlagen.

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© Sven Ellger

Von Julia Vollmer

Beißender Gestank, verstopfte Abflüsse – der Zustand der Toiletten war am Ende so schlimm, dass sich die Kinder weigerten, sie zu benutzen. Maik Graf, Schulleiter der 51. Grundschule in Striesen ist erleichtert. Am Ende der Sommerferien kann er seinen rund 400 Schülern endlich die neuen Toiletten präsentieren. „Die Drücker, um die Spülung zu bedienen, verhakten sich dauernd. Die Kinder waren manchmal richtig verzweifelt“, berichtet der Pädagoge, der seit 2014 die Schule leitet.

Seit Ferienbeginn wird an der 51. Grundschule „An den Platanen“ fleißig gewerkelt. Derzeit werden hier für etwa 65 000 Euro vier WC-Anlagen für die Schüler und die Personaltoiletten saniert. Handwerker tauschen die Urinale aus und erneuern Waschtische. Monteure sanieren die Heizungen, die Beleuchtung, die Trennwände und die Zwischentüren in dem 1890 erbauten Gebäude. Neue Fliesen werden gelegt, die Trockenbauwände erneuert und die Räume gestrichen. „Wir wollen zeigen: Es ist uns wichtig, die Schulen zu sanieren“, so Schulbürgermeister Peter Lames (SPD), der die Schule am Donnerstag besuchte. Seit 20 Jahren wurden die Sanitäranlagen in der Striesener Grundschule nicht mehr erneuert, bestätigt Projektleiter Lothar Zille aus dem Hochbauamt.

Zille ist für das gesamte „Programm zur Sanierung von sanitären Einrichtungen“ der Stadtverwaltung zuständig. Noch bis zum Ende der Sommerferien erneuern Handwerker an neun Schulen die Wasch- und Toilettenräume. Einzelne Baumaßnahmen werden bis zu den Herbstferien dauern, so Lames.

Die Schulen, die sich über eine Komplettsanierung der Toilettenräume freuen dürfen, sind über die ganze Stadt verteilt. Dazu gehören die 19. Grundschule am Jägerpark, die 30. Grundschule „Am Hechtpark“ im Hechtviertel und die 117. Grundschule „Ludwig Reichenbach“ in der Südvorstadt. Auch die 128. Oberschule „Carola von Wasa“ in Strehlen, die Außenstelle der Lernförderschule „A. S. Makarenko“ in Pieschen und die Schule für Hörgeschädigte „J. F. Jencke“ in Trachenberge sind dabei. Zumindest teilweise saniert werden die Sanitäranlagen in der 25. Grundschule „Am Pohlandplatz“ und der 25. Oberschule in der Pohlandstraße in Striesen. Ingesamt investiert die Stadt rund 2,95 Millionen Euro.

„Wir können den Sanierungsstau nicht so schnell beheben, wie wir gern wollen“, so Bürgermeister Lames. Die Versäumnisse der Vergangenheit seien einfach zu groß. Im Doppelhaushalt 2015/2016 hatte der Stadtrat den Schulsanierungen schon große Wichtigkeit eingeräumt. Pro Jahr sei eine Million extra eingestellt worden, sagte Lames. Um auf die jetzt verbauten 2,9 Millionen zu kommen, hat die Stadt rund 900 000 Euro draufgelegt.

Vor dem Beginn des Sanierungsprogrammes war die Lage an Dresdens Schulen mehr als ernüchternd. Und vor allem unangenehm für die Schüler und Lehrer. An 37 Schulen waren die Klos unsaniert. Diese Einstufung bedeutet im Verwaltungsdeutsch, die Sanitäreinrichtungen entsprechen nicht mehr den Hygienevorschriften. Es müsste sofort etwas gemacht werden. An weiteren neun Schulen waren die Waschräume in der sogenannten Stufe 1 eingeordnet. Das heißt, der Zustand ist so schlecht, dass in den kommenden zwei Jahren dringend saniert werden muss. Im Frühling 2015 eskalierte der Streit im Stadtrat um die Ekel-Klos. Die Ratsmehrheit drängte auf schnelle Sanierung, der damalige Schulbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) beteuerte, 2015 nicht genug Geld dafür zu haben. Lehmann schlug fünf Schulen vor, in denen 2016 gebaut werden könnte. Er rechnete damals mit jeweils 400 000 Euro pro Schule.

Nicht nur die Toiletten in der 51. Grundschule, sondern auch viele andere sind seit über 20 Jahren nicht saniert worden. Ex-Bürgermeister Lehmann begründete das seinerzeit mit einem zu geringen Budget für die Werterhaltung an Schulen. Derzeit habe er dafür sechs Millionen Euro, plus zwei Millionen Euro für Wartungskosten. Doch das war und ist zu wenig. Der gesamte Bestand an Schulgebäuden ist laut einer Einstufung der Verwaltung 715 Millionen Euro wert. Bei einer üblichen Werterhaltungsquote von zwei Prozent würde man aber pro Jahr 14,3 Millionen Euro brauchen. So viel hat der Schulbürgermeister nicht zur Verfügung.