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Kampf gegen den Abfall

Grillwetter ist Müllwetter. Unappetitliche Reste finden sich vor allem auf den Elbwiesen und dem Alaunplatz.

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© Christian Juppe

Von Christoph Springer

Die Krähen haben ganze Arbeit geleistet. Am Mülleimer gleich neben dem Eingang zum Alaunplatz am Bischofsweg haben sie eine der Abfalltüten umgeworfen, die Grillfans dort am Abend zuvor abgestellt haben. Apfelsinenschalen, eine Plastikverpackung mit Hähnchenknochen und Chipsreste sind herausgefallen und liegen vor der Tüte. Die abgenagten Knochen haben die Tiere aus der Plastikschale gezerrt und daran gefressen.

Ein Zeichen von Faulheit: Ist ein Papierkorb am Elberadweg oder ...
Ein Zeichen von Faulheit: Ist ein Papierkorb am Elberadweg oder ... © Christian Juppe
... auf dem Alaunplatz voll, müsste der Müll eigentlich mitgenommen werden.
... auf dem Alaunplatz voll, müsste der Müll eigentlich mitgenommen werden. © Christian Juppe

Dieser unappetitliche Anblick bleibt den meisten Menschen erspart. Am Sonntagmorgen gegen 6 Uhr sind weniger als eine Handvoll Nachtschwärmer auf dem Heimweg, eine Jugendgruppe zieht lärmend durch die Görlitzer Straße, die Morgensportler haben es um diese Zeit noch nicht aus den Betten geschafft.

Dafür ist die Stadtreinigung schon unterwegs, um Berge ekliger Mülltüten einzusammeln. Jede Menge davon liegt neben dem Mülleimer, oben drauf türmen sich leere Pizzakisten und Kaffeebecher. Auch auf der großen Wiese, auf der sich nach Schätzungen des Ortsamtes Neustadt an schönen Tagen bis zu 1 000 Menschen niederlassen, liegt Müll. Eine Schaumstoffmatratze, ein altes Sofa, angegessene Pizzastücke, leere Lebensmittelverpackungen und Flaschen gehören dazu.

André Barth, der Leiter der Ortsämter Neustadt und Altstadt, hat dazu die passenden Zahlen. Fast 332 Kubikmeter Abfall sind zwischen 24. April und 20. Oktober 2017 vom Alaunplatz abtransportiert worden. Das entspricht etwa der Menge, die in 300 große Müllcontainer passt. Barth findet das gar nicht schlecht, denn die Statistik zeigt: Die Müllmenge ist seit 2015 gesunken. Damals waren es 388 Kubikmeter. Zufrieden ist der Ortsamtsleiter trotzdem nicht. Er meint: Passt der eigene Müll nicht mehr in die fünf großen unterirdischen Abfallbehälter und die 28 Papierkörbe auf dem Platz, müsste man ihn eigentlich mit nach Hause nehmen. „Aber jeder denkt sich, die machen das doch weg, dafür zahl ich doch Steuern.“

„Die“ sind die Mitarbeiter der Stadtreinigung. Sie müssen die Tüten und Säcke mit den unappetitlichen Resten von Hand in ihre Autos laden. Auf dem Alaunplatz ebenso, wie auf den Elbwiesen. Am Fluss ist das Abfallproblem aber längst noch nicht so groß, wie auf dem Platz am Rand der Äußeren Neustadt, weiß Barth.

Am Sonntagmorgen hat die Stadtreinigung dort etwa ein Dutzend prall gefüllte blaue Müllsäcke stehen lassen. Auch mancher Papierkorb quillt noch über. Niemand hat mit dem Sommerwetter im April gerechnet, die Autos der Stadtreinigung waren vielleicht zu klein, erklärt sich Barth diese Tatsache. Das will er auf jeden Fall mit den Verantwortlichen im Abfallamt klären. Dort bereiten sich die Mitarbeiter in dieser Woche auf die alljährliche Aktion „Sauberer Alaunplatz“ vor. Dabei werden fünf zusätzliche Müllcontainer und zehn am Boden festgeschraubte Blechtonnen aufgestellt. Die Besucher des Platzes sollen damit animiert werden, ihren Müll wenigstens in diese Behälter zu werfen. Die Stadtreinigung leert die Container nach einem genau definierten Plan zwei bis drei Mal pro Woche. Bei dauerhaft schönem Wetter kommen die Müllmänner auch häufiger. Für die Tüten aus den Tonnen ist das Ortsamt zuständig. Am Freitag beginnt die Aktion, für die Barth im vergangenen Jahr knapp 16 600 Euro zu den Reinigungskosten der Stadt beigesteuert hat.

Solche Aktionen haben Erfolg, weiß der Ortsamtsleiter. Dabei zeigt er auf ein leeres Metallgestell auf dem Alaunplatz direkt an der Fläche für den Wochenmarkt am Bischofsweg. Dort hängen normalerweise leere blaue Müllsäcke. Sie sind gratis zu haben und werden rege genutzt. Das belegen an diesem Morgen die Berge mit den Plastiktüten am Rand der Fläche. „Aber auch die fleddern die Krähen auseinander“, erklärt Barth, weshalb sie schnell abgeholt werden müssen. Immerhin hat er noch keine Ratten gesehen. „Da haben wir hier kein Problem“, sagt der Ortsamtsleiter, „dazu müsste der Abfall länger liegen bleiben.“

In Gedanken kann sich Barth den Alaunplatz als Müllwiese durchaus vorstellen. Als Test, um den Besuchern einmal auf drastische Art vor Augen zu führen, wie viel Müll dort nach einem schönen Tag liegenbleibt. Das sei aber aus Sicht der Hygiene und aus Sicherheitsgründen nicht möglich, sagt der Ortsamtsleiter.