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Kammdörfer wollen ans schnelle Netz

Im oberen Müglitztal wird das Breitband ausgebaut. Einige verfolgen das mit Sorge.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Müglitztal. Jens Meißner lebt gern in Müglitz. Nur wenn er den Computer anschaltet, merkt er, dass es in seinem Heimatdorf Dinge gibt, die nicht so toll sind. Es dauert nämlich lange, bis sich Seiten aufbauen. Und daran sollte sich offenbar in den nächsten Jahren nicht viel ändern. Denn die Stadt Altenberg hatte eigentlich nicht vor, sein Dorf mit Breitband zu versorgen.

Meißner, der auch im Fürstenauer Ortschaftsrat sitzt, wollte das nicht hinnehmen. „Wir starteten eine Unterschriftensammlung“, sagt er. Alle im Dorf beteiligten sich. Auch die Einwohner im benachbarten Minidorf Gottgetreu unterstützten die Forderung nach schnellem Internet mit ihrer Unterschrift. Die Liste mit mehr als 70 Unterschriften übergab Meißner der Altenberger Stadtverwaltung.

Dass man dort begann, nach einer Lösung für die beiden Minidörfer zu suchen, liegt aber nicht nur an der Liste, sondern auch an Heinz Potscher. Der 74-Jährige ist Unternehmer. Vor 22 Jahren hat seine Familie eine feinmechanische Firma in Müglitz gegründet. Diese ist seither kontinuierlich gewachsen und beschäftigt heute sechs Mitarbeiter – darunter ist auch Jens Meißner. „Wir haben 50 Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen“, sagt Potscher. Für die stellt die Firma Drehteile her, von Kleinserien mit nur fünf Teilen bis hin zu Großserien mit bis zu 100 000 Stück. Die meisten Abnehmer arbeiten im Maschinenbau, andere in der Feinmechanik, in der optischen Industrie und im Gerätebau. Mittlerweile ist es gang und gäbe, mit allen über das Internet zu kommunizieren.

Viele Versuche unternommen

Potschers Geschäftspartner erwarten, dass er sich deren Software runterlädt und sich auf deren Seiten einloggt. Auf diesem Weg unterbreitet Potscher den Firmen nicht nur seine Angebote. Hier läuft auch die Auftragsverwaltung. Und damit hat seine Firma zunehmend Probleme, weil es keine schnelle Internetverbindung gibt. „Wir haben schon viel versucht“, sagt Potscher. Nach eigenen Angaben hat er die großen Telekommunikationsunternehmen angeschrieben. Die winkten ab. Wirtschaftlich lohne es sich nicht, hieß es mit dem Hinweis auf die Einwohnerzahlen.

Müglitz hat laut Rathaus grademal 30, Gottgetreu nur 18 Einwohner. Auch der Aufbau einer schnellen Internetverbindung via Richtfunk sei ihm zufolge nicht zu bekommen. Seiner Firma blieb nichts anderes übrig, als sich eine Antenne aufs Dach zu setzen, um via Satellit über Sky-DSL ans schnelle Netz zu kommen. „Das klappt mal besser, mal schlechter. Es ist davon abhängig, wie viele Kunden gerade in diesem Netz sind“, erklärt er.

Weil das auch kein optimaler Zugang ist, wandte sich der Unternehmer ebenfalls an die Stadt Altenberg. Die baut momentan das Breitbandnetz im Stadtgebiet aus und hat ihre Pläne in der Vergangenheit geändert. Denn nachdem das Rathaus den Breitbandausbau für Altenberg, Bärenstein und Löwenhain ausgeschrieben hatte, gab die Telekom ein Angebot ab, mit dem die Stadt nicht gerechnet hatte. Statt der kalkulierten Bausumme von 594 000 Euro wollte diese die Leistungen für rund 305 000 Euro erbringen. Der Stadt gelang es im Nachgang, dass sie die für die Arbeiten gewährte Förderung nicht zurückgeben muss, sondern für den Breitbandausbau in Fürstenwalde und Fürstenau verwenden könne.

Nachdem die Landesdirektion das billigte, meldeten sich die Müglitzer und Gottgetreuer im Rathaus, auch Potscher mahnte den Ausbau an. In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause kündigte Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) nun Hilfe für die beiden Minidörfer an. Demnach soll im Zuge des Breitbandausbaus von Fürstenwalde, der im Frühjahr vergeben wurde, bis Ende 2018 ein Glasfaserkabel vom Fürstenwalder Unterdorf in Richtung Müglitz bis auf Höhe des Ferienhauses Rehnhäusl verlegt werden. Das soll dafür sorgen, dass in beiden Dörfern Übertragungsgeschwindigkeiten von 16 Megabit pro Sekunde möglich sein werden.

Für Ortschaftsrat Meißner wäre das schon ein Fortschritt – privat gesehen. Für die Firma, in der er arbeitet, würde sich das Problem nur für kurze Zeit lösen. Deshalb pocht Unternehmer Potscher weiter darauf, dass auch sein Dorf Internetleitungen mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 30 bis 50 Megabit pro Sekunde bekommt. Denn schon jetzt sei absehbar, dass sein Betrieb schnelles Internet brauche. „Sonst verlieren wir Auftraggeber“, sagt er. Diese verlangen so etwas, um zum Beispiel auch Videokonferenzen durchzuführen. Doch nicht nur die Partner erwarten, dass er sich schnellere Internetverbindungen zulegt, sondern auch sein Steuerbüro.