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Kameraden in der Kritik

Nun verurteilt auch der stellvertretende Kreisbrandmeister eine umstrittene Feuerwehrübung in Gebelzig.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Gebelzig. Peter Seeliger ist verstimmt. Aus der Presse erfährt der stellvertretende Kreisbrandmeister des Landkreises Görlitz von einer fragwürdigen Feuerwehrübung in Gebelzig. Kameraden der Wehren aus den Gemeinden Hohendubrau und Weißenberg haben dabei Autos und Reifenstapel auf einer Wiese in Brand gesetzt, um sie mit unterschiedlichen Löschmitteln zu bekämpfen. Bereits kurz nach der Veranstaltung hat sich darüber im Ort Protest geregt und ein Bürger die Gemeinde Hohendubrau, zu der Gebelzig zählt, bei der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt. Denn das Vorgehen der Kameraden ist nach Meinung des Bürgers unverhältnismäßig und umweltschädlich gewesen.

Vom stellvertretenden Kreisbrandmeister erhält der Kritiker nun Rückendeckung. „Wir sind verpflichtet, die Umwelt zu schützen“, sagt Peter Seeliger. Und genau das sei in Gebelzig nicht beherzigt worden. Denn die Reifen sind auf einer Wiese verbrannt und dann mit einer Chemikalie abgelöscht worden. Sicherlich müssten bestimmte Szenarios geprobt werden, räumt Peter Seeliger ein. Doch der Einsatz von Tensiden auf einer Wiese sei inakzeptabel. Die Substanzen bewirken, dass zwei eigentlich nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten, wie etwa Öl und Wasser, fein vermengt werden können.

Doch nicht nur die Übung selbst sorgt für Verstimmung. Hohendubraus Bürgermeister Denis Riese hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung nach der Bürgerkritik erklärt, die umstrittene Übung sei mit dem Kreisbrandmeister abgestimmt gewesen. „Das ist alles geklärt“, heißt es damals. Dieser Darstellung widerspricht nun Peter Seeliger. Was in Gebelzig geprobt worden ist, hat so nicht auf der Übungsanmeldung gestanden, erklärt der stellvertretende Kreisbrandmeister. „Das ist ein absolutes No-Go. Es wird eine Anzeige geben“, sagt er und kündigt an, dass sich der Kreisbrandmeister auch öffentlich von der Übung distanzieren wird. Das ist bisher nicht erfolgt.

Hohendubraus Bürgermeister Denis Riese erklärt auf Nachfrage, sich nicht weiter in der Angelegenheit zu äußern. Gleiches gelte für die Hohendubrauer Feuerwehr. In der zurückliegenden Gemeinderatssitzung hat der Bürgermeister das getestete Löschmittel F500 noch gelobt. „Man hat keine Nachsorge mehr für den Boden“, sagt Denis Riese damals. Das habe für die Gemeinde finanzielle Vorteile, da Uniformen nicht mehr so aufwendig wie bisher von Schäumen gereinigt werden müssen.

Doch nun steht die Frage im Raum, ob die Feuerwehren aus Hohendubrau und Weißenberg genügend Distanz zum Hersteller des Löschmittels F500 gewahrt haben. „Das ist von der Firma inszeniert gewesen, die den Kram verkaufen will“, sagt Peter Seeliger über die umstrittene Übung in Gebelzig. Die angeführten Argumente für das Löschmittel haben zumindest ihn nicht überzeugt. „Ich habe Brandschutz studiert und lache mich kaputt“, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister.

Vertrieben wird das Löschmittel F500 von der MFT-GmbH im hessischen Gelnhausen. Die verweist auf ihrer Internetseite auf Untersuchungen an der italienischen Universität Genua und weiterführende Untersuchungen in den USA. Der Löschmittelzusatz F500 sei demnach „schnell und vollständig biologisch abbaubar“.

Geschäftsführer Yusuf Türk erklärt am Telefon, dass das Unternehmen sein Produkt regelmäßig Feuerwehren vorführe. Da herkömmliche Schäume in der Kritik stünden, umweltbelastend und krebserregend zu sein, gebe es seitens der Feuerwehren Interesse, das Produkt zu testen. Zumal die vom Hersteller versprochenen Ergebnisse vielen zunächst unglaubwürdig erscheinen. So wirbt die Firma beispielsweise mit der Einsparung von sehr viel Löschwasser. Vorführungen des Mittels erfolgen laut Yusuf Türk aber nur auf Einladung der Feuerwehren. „Wir haben keinen Einfluss auf das, was vor Ort gemacht wird“, sagt er. Das Unternehmen halte, falls gewünscht, auch einfach nur einen Vortrag.