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Kamenz wird Sachsens IT-Zentrum

Nach Statistik und SID-Rechenzentrum wird nun auch die zentrale Schulungsstätte hier verortet. Am Flugplatz.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Eine gleich in mehrfacher Hinsicht gute Nachricht für Kamenz: Die Hauptverwaltung des Sächsischen Informationsdienstes Dresden (SID) und ein IT-Schulungszentrum werden in der Lessingstadt angesiedelt. Über diese doppelhaushaltsrelevante Entscheidung der Staatsregierung informierte gestern Innenstaatssekretär Michael Wilhelm bei einem Rundgang im Behördenzentrum in der Macherstraße. Der SID ist die IT-Firma des Freistaates, die den reibungslosen Betrieb aller Computer nebst Hard- und Software in allen freistaatlichen Einrichtungen absichert. Und die IT-Ausbildung aller Freistaat-Beschäftigten aus der Verwaltung.

Insgesamt geht es um den Umzug von etwa 90 Arbeitsplätzen nach Kamenz. Der Bürobedarf wird mit etwa 2 000 Quadratmetern angegeben. Dazu kommen noch mindestens 1 000 Quadratmeter für Schulungsräume. Insbesondere die Nähe zum statistischen Landesamt und zum SID-Rechenzentrum, das schrittweise für drei Millionen Euro erneuert werden soll, wurde als ein Argument für Kamenz ins Spiel gebracht. Von wegen der Synergien. Die an sich schon erfreuliche Entscheidung hat aber noch viel weitreichendere Bedeutung. Der SID soll nämlich mit seiner Hauptverwaltung und seinem Schulungszentrum nach Möglichkeit im jetzigen Schweitzerhaus des Lessinggymnasiums unterkommen. Die Planungen dafür sind für 2016 vorgesehen, der Umbau selbst für den Beginn des Jahres 2017. Das würde bedeuten, dass sich der Landkreis Bautzen und die Stadt Kamenz auch in der seit Jahren festgefahrenen Schulstandortfrage endlich einigen könnten.

Befreiungsschlag für Schulstandort?

Beim gestrigen Pressegespräch waren auch Landrat Michael Harig (CDU) und OB Roland Dantz (parteilos) optimistisch, dass die erfreuliche Wendung in der schwierigen Immobilienfrage auch für ein zentrumsnahes Lessinggymnasium genutzt werden wird, ohne dass dabei eine andere Schulart in der Stadt auf der Strecke bleibt. Das wäre der Befreiungsschlag in dem seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen Landkreis Bautzen und kreisfreier Stadt. Mit der Nutzung des Schulhauses am Flugplatz hätte der Landkreis keinen Rechtfertigungsdruck mehr, ein im Grunde funktionsfähiges Gebäude einfach aufzugeben, so Harig. „Das war seit etwa 2010 Kern der großen Debatte mit der Stadt.“ Offenbar seit Monaten haben sich Harig und vor allem auch der Wahlkreisabgeordnete Aloysius Mikwauschk (CDU) um eine Alternativnutzung für das Schweitzerhaus stark gemacht. Zunächst war es im Wettrennen mit der Kaserne in Schneeberg um die Polizeisonderausbildung gewesen. Schneeberg gewann, offenbar auch, weil die kurzfristige Umbaulösung des Schulhauses am Flugplatz zu teuer geworden wäre. Jetzt ist etwas mehr Zeit. Sowohl Landrat Harig, als auch OB Dantz demonstrierten gestern den Schulterschluss: Man wolle sich zügig über die weiteren zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen einigen, hieß es.

Zunächst aber lobte auch der Oberbürgermeister einen ganz erfreulichen Frühling 2015 in der Stadt. „Eine vernünftige Stadtentwicklung war und ist das Hauptziel unseres Handelns.“ In dieser Kontinuität sah man sich erst am 30. April bestätigt, als ein kanadischer Investor den Zellenzulieferer Litarion GmbH im Industriegebiet am Ochsenberg mit 154 Arbeitsplätzen übernahm. Der Batteriestandort und das IT-Zentrum des Freistaates würden sich gewiss hervorragend ergänzen, was auch Staatssekretär Wilhelm betonte. Laut Dantz komme es jetzt darauf an, zügig mit dem Landkreis und den Ministerien zusammenzukommen, um Lösungen umzusetzen, die „quasi auf dem Tisch liegen“.

Was wird mit der Saarstraße?

Dantz meinte den zügigen Anbau am Schulstandort Henselstraße, damit dort dann – wie von den allermeisten Kamenzer gewollt – das Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium seinen traditionellen Platz erhält. Zumindest für die Sanierung der seit drei Jahren leer stehenden Lessingschule sind Gelder im Kreishaushalt eingestellt, und die Stadt selbst hat ja mehr als 4 Millionen Euro Stadtumbaumittel quasi schon zugesagt bekommen. Wenn das Gymnasium in die Henselstraße geht, bleibt die dringend sanierungsbedürftige 2. Oberschule in der Saarstraße das Hauptproblem. Hier ist der Landkreis als Träger in der Pflicht, aber die Stadt hat auch da signalisiert, im Interesse des Standorts aktiv zu werden. Dantz: „Nicht umsonst hat der Stadtrat das Stadtumbaugebiet ,Gründerzeitviertel‘ bis zur Saarstraße ausgedehnt.“

Am 18. Mai kommt zunächst der Kreistag in Bautzen zusammen. Harig will ihn über die neue Lage informieren. „Noch vor der Sommerpause sollte eine realistische Zeitachse stehen.“Auf ein Wort