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Kamenz schafft Einschulbezirke ab

Der Wohnort regelte bisher, in welche Grundschule Kinder gehen. Das soll sich jetzt radikal ändern.

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© dpa

Von Nicole Preuß

Die Regel war bisher mehr oder weniger klar. Die Kinder, die auf der Fichtestraße wohnen, werden in der Grundschule am Forst eingeschult. Die künftigen Erstklässler, die in der Innenstadt Zuhause sind, gehen auf die Grundschule am Gickelsberg. Und die Schüler aus Zschornau fahren täglich in die Sophie-Scholl-Schule nach Wiesa. Doch das ändert sich jetzt.

Die Stadt Kamenz schafft zum Schuljahr 2018/19 die Einschulbezirke ab. Das beschloss der Stadtrat nun mehrheitlich mit 14 von 19 Stimmen. Die Eltern sollen damit in Zukunft selbst entscheiden, in welche Schule ihr Kind geht. „Wir haben uns in Kamenz Einschulbezirke geschaffen und sind viele Jahre gut damit gefahren“, sagt Oberbürgermeister Roland Dantz. Doch jetzt werden erfreulicherweise deutlich mehr Kinder eingeschult, als die Prognosen vorhergesagt haben. Die Zuordnung von Straßenzügen ist dementsprechend schwierig. Denn der Platz ist beschränkt. Die Grundschule am Gickelsberg und die Grundschule „Sophie Scholl“ in Wiesa können eine erste Klasse aufnehmen, am Gickelsberg dürfen unter Umständen auch zwei Klassen eingeschult werden. Die Grundschule am Forst kann 75 Kinder einschulen und drei Klassen bilden.

Verbesserungen auch für die Eltern

Die Schulleiter der Grundschulen begrüßen die Entscheidung der Stadträte. Katrin Schütze leitet die Schule auf dem Gickelsberg. „Wir können flexibel auf die Schülerzahlen reagieren und müssen keine Umleitungsgespräche mehr führen“, sagt sie. Zudem bringe die Änderung Verbesserungen für die Eltern. „Sie können die Schule für ihr Kind nun frei wählen“, sagt sie. Das wollten in der Vergangenheit sowieso schon relativ viele. Immer wieder bekam Katrin Schütze Anträge von Eltern, die ihr Kind nicht in der zugewiesenen Schule einschulen lassen wollten, sondern am Gickelsberg. „Durchschnittlich kamen sicher fünf pro Jahr zusammen“, sagt sie.

Die Gründe waren vielfältig. Manche wollten ihr Kind unbedingt mit den Kindergartenfreunden zusammen einschulen, andere die Betreuung durch die Großeltern absichern, die einfach näher an der Schule wohnten. Die Schulleiterin der Grundschule Wiesa, Ilke Krebs, sieht für die Eltern ebenfalls Vorteile. „Sie können sich das Schulprogramm und die schulische Arbeit anschauen und dann entscheiden“, sagt sie. Auch der Schulweg spiele eine Rolle. Denn auch mit der bisherigen Regel war nicht immer sicher, dass die Kinder auch einen Platz in der wohnortnahen Einrichtung bekamen. Die Kinder der Willy-Muhle-Straße gingen zum Beispiel laut Einschulungsbezirk in die Grundschule Wiesa, obwohl die Grundschule am Forst nur wenige Hundert Meter entfernt liegt.

Schnelligkeit ist gefragt

Die neue Regel fordert aber auch von den Eltern mehr Eigenverantwortung. So sollen die Plätze in den Schulen nach dem Zeitpunkt der Anmeldung vergeben werden. Das heißt, die Eltern, die ihr Kind an den vorgegebenen Anmeldetagen als Erstes anmelden, bekommen auch die begrenzten Plätze in ihrer Wunschschule. Die anderen gehen leer aus und müssen ihr Kind dann in der Einrichtung anmelden, die noch freie Plätze hat. Die Stadt will dafür sorgen, dass alle Eltern die Anmeldetermine in den Schulen zeitig genug erfahren und sich dann darauf einstellen können. Im Gespräch ist zum Beispiel, die Termine in den Kitas auszuhängen.

Die Meinung der Stadträte geht bei dem Thema trotzdem auseinander. Volker Schmidt (Wir für Kamenz) legt Wert auf die Einschätzung der Pädagogen. „Wir wollen nicht von oben über die Schulen hinweg beschließen“, sagt er. Barbara Wobser (CDU) hat die Erfahrung gemacht, dass gerade die Kinder aus bestimmten Dörfern sowieso einen weiten Schulweg haben. „Und Kinder sollten sich doch in ihrer Schule wohlfühlen und Gemeinschaft aufbauen“, sagt sie. Marion Junge (Die Linke) sieht aber auch Nachteile. „Es besteht die Gefahr, dass es nicht mehr zu einer sozialen Durchmischung kommt und es viele Klagen geben wird“, sagt sie. Die Stadträtin scheiterte jedoch mit ihrem Antrag, die Beschlussvorlage zu ändern.

Stadt und Stadträte sind sich einig, dass die Änderung nicht sofort kommen kann. Deshalb bleiben die Einschulungsbezirke für das Schuljahr 2017/18 noch bestehen. Sie wurden lediglich etwas geändert. Mehrere Straßen, die normalerweise zum Einschulbezirk der Forst-Grundschule gehören, wurden der Grundschule am Gickelsberg zugeschlagen. Damit kann die Grundschule nahe der Innenstadt eine zweite erste Klasse bilden. Die Grundschule am Forst verliert nicht, sondern darf drei erste Klassen zusammenstellen. 75 Kinder kann die Schule wie gewohnt neu aufnehmen.

Die Straßen, die im Schuljahr 2017/18 zum Einschulungsbezirk der Grundschule am Forst zählen werden, finden Sie unter folgendem Link:

www.link.de/forstschule