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Kamenz im heißen Trommelsound

Beim Mitmachtag rissen nicht nur afrikanische Klänge die Besucher mit. Wiederholung erwünscht, hieß es jedenfalls.

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© René Plaul

Von Constanze Knappe

olch heiße afrikanische Rhythmen gibt es in Kamenz nicht alle Tage zu hören. Schon gar nicht in einem Autohaus. Mit ihrer Show rissen Johnny Lamprecht und der Afrikaner DJ Dr. Fofo am Sonnabend fast 70 Kinder mit. Die trommelten auf den kleinen Djembé-Trommeln, wackelten wie Elefanten mit den Ohren, hüpften wie Gazellen und tanzten wie kleine Äffchen. Selbst die Erwachsenen wippten mit den Füßen. Mit über 150 Besuchern startete das Trommelzauberteam im Autohaus Förster den Familientag „Kamenz läuft rund“.

Eine Stunde verging wie im Fluge. Weitere drei Familien hatten Zeit für eine Erlebnis- und Entdeckertour durch die Stadt. An 16 Stationen konnten sie sich ausprobieren, mitmachen und staunen. Kopfs kleine Holzwerkstatt war sofort dicht gefüllt. Im Veranstaltungsraum der Ostsächsischen Sparkasse, wo auch die Kreismusikschule spielte, dauerte das etwas länger. Dafür riss die Schlange beim Kinderschminken nie ab. Einige Leseratten nutzten die Zeit in der Kinderbibliothek zur Ausleihe. Eine Mutti aus Bretnig-Hauswalde fand das Angebot so gut, dass sie ihre Tochter gleich als neue Nutzerin anmeldete. Zum „Lesestart“ hatte Sabine Haufe von der Kinderbibo für Kindergartenkinder ein Geschenk: ein Buch für Kids mit Vorlesetipps für Eltern.

Manchmal schüchtern, aber interessiert

Wer vom Trommeln nicht genug bekam, konnte das in der Stadtinformation tun. Gören Barthel von der Kinderarche und Anke Richter von der Bürgerhilfe Sachsen stellten das Trommelprojekt beider Vereine vor. Wie alle Beteiligten war Anke Richter begeistert: „Da wird gezeigt, was es alles für Kinder und Jugendliche gibt!“ Wie Breakdance zum Beispiel. Im einarmigen Handstand versuchten Justin Heide (15) und Rico Menzel (16) im Stadttheater ihre Shirts auszuziehen. Was nach Geigel aussah, braucht eine Menge Kraft. Seit 2010 sind die Jungs in der Breakdance-Gruppe von „Kamenz can Dance“ dabei. Grundschritte brachten sie den Besuchern bei. „Manche Kinder waren sehr schüchtern“, sagte Justin, die Eltern aber haben sich dafür umso mehr interessiert.

Weniger laut ging es derweil im Haus der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde zu. Dort bemalten Besucher Fensterfolie für eine Glastür. Am anderen Zipfel der Entdeckertour gelegen, hatte man keinen Massenansturm erwartet. Für Pfarrer Michael Gärtner und Pfarrerin Claudia Wolf war der Familientag dennoch „eine spannende Aktion“, wie sie sagen. Bestimmt auch für Lenox (7) und Tommes (5). Im Winzer-Eck am Markt bemalten die beiden ein großes Blatt. Mit der Farbpalette in der Hand, geringelten Mützen und übergroßen Mal-T-Shirts sahen sie aus wie zwei der sieben Zwerge. Ihre Mutti Mylen Nicolaus fand den Familientag jedenfalls gelungen. „Schade, dass er nicht so intensiv genutzt wurde, wie ich es mir gedacht habe“, sagte sie. Künstlerin Anne Hasselbach hatte Material an die Wand gepinnt, wie sich die Projektgruppe des Wettbewerbs „Ab in die Mitte“ die Gestaltung des Marktplatzes vorstellt. Trotz der vielen Angebote für Kinder in der Stadt sei noch nicht alles vollkommen. Darüber kam sie mit Eltern ins Gespräch.

Beim Yoga eingeschlafen

In der Bäckerei Kahre verzierten 35 Kinder die vorab gebackenen Schneemänner aus Pfefferkuchenteig. „Regelrecht überlaufen war die Backstube zeitweise“, freut sich Bianka Kahre, geschafft, aber zufrieden. Beim Kinder-Yoga ein paar Häuser weiter „haben sich einige Kinder so entspannt, dass ihnen sogar die Augen zufielen“, sagte Michael Schiewack von der Ergotherapie. Das aus technischen Gründen vom Rathaus in seine Räume verlegte Bällebad war immer voll besetzt.

Zum Abschluss wurde wiederum im Autohaus getrommelt, diesmal die Musikschule Fröhlich. Zwar kam nur noch ein Drittel der Besucher, Roland Mager vom Kundendienst war dennoch fasziniert. „Es war ein gelungener Tag, obwohl der gar nichts mit Autos zu tun hatte“, sagt er. Von der Resonanz überwältigt zeigte sich ebenso Marita Lehmann, Vorsitzende des Ortsverbands Kamenz des Deutschen Kinderschutzbundes. Der hatte – unterstützt von Helfern und Sponsoren – den Mitmachtag organisiert. Im Rahmen des Programms „Anschwung Frühe Chancen“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung will man Kamenz zu einer kinder- und familienfreundlichen Kommune begleiten. „Die ersten Rückmeldungen machen Mut fürs nächste Jahr“, so Marita Lehmann. Demnach soll dieser erste Familientag in Kamenz nicht der letzte gewesen sein.