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Kambodscha ist das neue Ziel für Pädophile

Der Fall des in Angkor Wat verhafteten Erich Baader ist typisch für die Szene.

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Von Willi Germund, SZ-Korrespondent in Bangkok

Vier Monate brauchten Kambodschas Polizei und die Kinderschutzorganisation APLE, bis die Beweise reichten. Dann schlugen die Behörden zu. Der 52-jährige Schweizer Erich Baader wurde festgenommen. Der Vorwurf: Er habe elf bis 15-jährige Jungen für Sex bezahlt. Ein Fall wie so viele andere in dem südostasiatischen Land. Dutzende von Pädophilen wurden während der vergangenen Jahre in Kambodscha verhaftet.

Der Fall von Erich Baader ist nicht viel anders, aber beispielhaft. Denn der 52-jährige Schweizer steht für eine Odyssee quer durch die halbe Welt, die typisch für die Pädophilenszene ist – und die Kambodscha zu einem ihrer Lieblingsziele erkoren haben. „Es stimmt, es hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Verhaftungen hier gegeben“, sagt der Potsdamer Jörg Langelotz, der im Schatten der weltberühmten Ruinen von Angkor Wat für APLE nach straffälligen Pädophilen sucht und dabei öfter fündig wird als ihm lieb ist. „Aber das wirkt eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein.“

„Dr. Jekyll und Dr. Hyde"

Erich Baader ist einer der Männer, die es eigentlich hätten besser wissen sollen. In der Schweiz saß er mehrere Jahre in Haft, weil er sich an einigen der eigenen sechs Kinder vergangen hatte. Anfang der 90er-Jahre tauchte er in Thailand auf. Er spricht Thai, doch offensichtlich wurde ihm der Boden in dem Königreich zu heiß. Wie Hunderte von anderen Pädophilen zog auch Baader nach Kambodscha und eröffnete in Siem Reap ein Gästehaus. Bei seinen Gästen galt er ziemlich schnell als „Dr. Jekyll und Dr. Hyde", weil er einmal die Freundlichkeit in Person war, sich aber urplötzlich in ein aggressives Scheusal verwandeln konnte.

Einem verdeckten Fahnder erklärte Baader noch mit Stolz: „Ich ziehe es vor, statt Dienstpersonal Jungen anzuheuern, die gelegentlich für mich arbeiten.“