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Kalte Füße, kein Problem

Vögel auf dem Eis haben einen natürlichen Schutzmechanismus. Feuerwehreinsätze zur Rettung – wie jüngst am Berzdorfer See – sind meist überflüssig.

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© Danilo Dittrich

Von Matthias Klaus

Tiere in Not, Großeinsatz von Rettungskräften – und am Ende war gar nichts? Kann passieren. Am vergangenen Wochenende zum Beispiel, am Berzdorfer See. Während eines Feuerwehreinsatzes am Sonnabendvormittag am Berzdorfer See stellte sich heraus: Hier gibt es nichts zu retten. Spaziergänger hatten der Leitstelle gemeldet, dass offenbar auf dem Berzdorfer See im Hafenbecken zwei Schwäne angefroren waren. Die Feuerwehr rückte aus, schaute sich den Sachverhalt an und kam zu dem Ergebnis: Nein, die Wasservögel sind nicht angefroren.

© Danilo Dittrich

Angefrorene Wasservögel – gerade im Winter löst diese Meldung immer wieder Einsätze der Feuerwehr oder anderer Rettungsdienste aus. Ob sie gerechtfertigt sind oder nicht – eine schwierige Entscheidung. Die Feuerwehr in Cottbus hat deswegen nun die Reißleine gezogen. Künftig wird es dort keine Einsätze mehr wegen möglicherweise festgefrorenen Wasservögeln geben, heißt es in einer Pressemitteilung. In den vergangenen Tagen seien mehrfach Anrufe besorgter Bürger eingegangen. „Näherten sich die Feuerwehrleute jedoch mit Boot oder schwimmend in Überlebensanzügen im eiskalten Wasser, flogen die Tiere auf und davon, hat die Feuerwehr in Cottbus registriert.

Michael Schumacher, Einsatzleiter bei der Feuerwehr in Görlitz, sieht das ein bisschen anders. „Wenn Tiere in Not sind, rücken wir grundsätzlich aus“, sagt er. Natürlich komme es immer auf den Einzelfall an. „Wenn ersichtlich ist, dass sich die Tiere selbst helfen können, dann gibt es keinen Einsatz“, sagt Michael Schuhmacher. Wenn allerdings geholfen werden muss, dann steht die Görlitzer Feuerwehr bereit – bis zur Betreuung betroffener Tiere durch einen Tierarzt. „Das ist unsere Verfahrensweise“, sagt Michael Schumacher.

Die Kollegen in Cottbus sind, was eventuell eingefrorene Wasservögel betrifft, offenbar ein wenig frustriert. Daniel Piater von der dortigen Berufsfeuerwehr spricht von einem erheblichen personellen und technischen Aufwand. „Es ist durchaus üblich, dass Wasservögel in unseren Regionen überwintern und dazu die wenigen noch offenen Wasserstellen nutzen, um sich dort aufzuhalten“, sagt er. Ein gesundes Tier werde nicht einfrieren, so der Mann von der Cottbuser Feuerwehr.

Winfried Nachtigall, Chef der Sächsischen Vogelschutzwarte in Neschwitz, kennt das Problem. „Wir haben immer wieder mit dieser Frage zu tun“, sagt er. Selbst habe Winfried Nachtigall noch nicht erlebt, dass Wasservögel auf einer Eisfläche angefroren seien. „Natürlich besteht die Möglichkeit. Aber die Chancen sind sehr gering“, so der Chef der Vogelschutzwarte. Denn, so der Experte für Gefiedertes, die Füße der Wasservögel werden bei den derzeitigen niedrigen Temperaturen stärker durchblutet, sind dementsprechend warm – und bilden so einen natürlichen Anfrierschutz. „Außerdem sitzen die Vögel auf ihren Füßen, halten sie damit zusätzlich warm“, sagt Winfried Nachtigall. Sogar wenn die Tiere ein, zwei Tage lang auf der Eisfläche sitzen, sei das kein Grund zur Beunruhigung. „Die Wasservögel können so viel besser erkennen, ob sich Fuchs und Co. nähern, also natürliche Feinde“, sagt der Chef der Vogelschutzwarte.