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Kaiserliche Palasteröffnung

Seit der Wiedereröffnung am 28. April ist der Kulturpalast voller Leben, auch abseits des neuen Saales für die Philharmonie. Auch die Handwerker haben noch zu tun.

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© Ronald Bonß

Von Kay Haufe

Was für ein fulminanter Start. Gerade acht Monate ist es her, dass der Kulturpalast neu öffnete, und gleich vom ersten Tag an haben ihn Dresdner und Gäste geradezu gestürmt. Mehrere Tage der offenen Tür stellten Publikumsrekorde auf. Inzwischen gab es 220  Veranstaltungen allein im Festsaal. Unvergessen dabei die drei „Grenzenlos“-Konzerte von Roland Kaiser mit der Philharmonie im Mai. Vergessen dagegen die Sorge vieler Kulti-Freunde, dass hier nach dem Umbau nur noch Hochkultur laufen könnte.

Wenige Tage später sorgte Roland Kaiser mir seinen „Grenzenlos-Konzerten“ für Begeisterung. Mittlerweile ist ein gut gefülltes Haus Alltag und für 2018 jede Menge geplant.
Wenige Tage später sorgte Roland Kaiser mir seinen „Grenzenlos-Konzerten“ für Begeisterung. Mittlerweile ist ein gut gefülltes Haus Alltag und für 2018 jede Menge geplant. © Robert Michael

Das Drei-Säulen-Prinzip der Saal-Bespielung ist voll aufgegangen, findet Philharmonie-Sprecherin Claudia Woldt. Neben Konzerten der Philharmonie gibt es Veranstaltungen von Dresdner Partnern wie den Musikfestspielen sowie von Fremdveranstaltern. Sowohl das qualitative Angebot, als auch die Publikumsresonanz habe die Erwartungen der Philharmonie weit übertroffen, sagt Woldt. Dazu kommt das positive Medienecho aus der ganzen Republik, das dem einem Weinberg nachempfundenen Saal eine überwältigende Akustik bescheinigt. Sogar Vergleiche mit der Hamburger Elbphilharmonie werden gezogen.

Obwohl er schon am 28. April öffnete, wurde der Kulturplast erst Ende November an seine Mieter übergeben. Derzeit laufen noch immer kleinere Reparaturen im Rahmen der Gewährleistung. „Da ist ein Stück Parkett im Foyer nachzuarbeiten, die Maler müssen noch mal an einigen Stellen ran“, sagt Steffen Meyer, der Objektleiter des Kulturpalastes. Auch die Einstellung der Türen sei noch in Arbeit, sie müssen vom Pförtner aus gesteuert und überwacht werden. Alles passiere in enger Abstimmung mit den Mietern. „Außen fehlt an der Seite zur Schloßstraße immer noch der Abschluss der Granitwände. Aber das schaffen wir auch demnächst“, ist Meyer überzeugt.

Kulturhauptstadtbüro im Kulti

Doch was wäre der Kulturpalast ohne seine neuen Nutzer. Inzwischen sind es fünf statt vorher einem. Vor allem die Zentralbibliothek bringt Leben ins Haus, weil die Ausleihe montags bis sonnabends von 10 bis 19 Uhr geöffnet ist. Mit der neuen Nachbarschaft zeigt sich die Philharmonie sehr zufrieden. Die Bibliothek habe sich als sehr kooperativer und konstruktiver Partner erwiesen, mit dem schon mehrere gemeinsame Formate entwickelt wurden, sagt Woldt. Weitere sind in Planung. Und die Neugierde der Nutzer hält weiter an, allein in den ersten 100 Tagen am neuen Standort gab es rund 1 800 Neuanmeldungen, Dutzende Veranstaltungen holten Interessenten in die Bibliotheksräume auf die zwei Etagen in dem Gebäude.

Mindestens ebenso gut gestartet ist das Kabarett Herkuleskeule. „Wir sind fast täglich ausverkauft, seit wir in den Kulturpalast gezogen sind“, sagt Intendant Wolfgang Schaller. Selbst in den bisher eher schwierigen Sommermonaten lief es gut. „Wir hätten keinen besseren Spielort finden können.“ Auch die Probleme mit der Lüftungsanlage würden bald geklärt sein.

Zwei der jüngsten Mitglieder in der Kulturpalast-Konstellation sind das Zentrum für Baukultur (ZfBK), eine Einrichtung der Stiftung Sächsischer Architekten, sowie das Restaurant Palastecke, beide im Erdgeschoss angesiedelt. Sie mussten sich erst etwas warmlaufen, sind jetzt aber fest etabliert. Im ZfBK ist aktuell die Ausstellung: „Kirche baut. Erhalten & Gestalten – 50 Jahre kirchliche Baupflege in Sachsen“ zu sehen. Im Kulturhauptstadt-Büro, das seit 26. August im Kulti arbeitet, werden gute Ideen zur Unterstützung der Bewerbung Dresdens gesammelt.

Die Philharmonie schaut sehr optimistisch ins neue Jahr, sind doch bereits sehr viele Konzerte sehr gut verkauft oder sogar ausverkauft. Das betrifft unter anderem Konzerte im Januar mit Marek Janowski, die Filmkonzerte Harry Potter am 3. und 4. Februar oder auch die Palastkonzerte der Musikfestspiele. „In diesem Jahr konnte die Dresdner Philharmonie 190 000 Besucher zählen, die durchschnittliche Auslastung lag bei 85 Prozent“, sagt die Sprecherin. Zum Jahresende gibt es noch eine gute Nachricht: Seit wenigen Wochen können Nutzer des Ticketservices dort Karten für alle Veranstaltungen kaufen. Bisher war dies fast nur für Philharmonie-Veranstaltungen möglich. Dafür werden die Ticketsysteme Eventim und Reservix verwendet, über die auch Karten für Veranstaltungen in ganz Deutschland erhältlich sind. Täglich werden rund 800 Tickets verkauft, davon 200 für Fremdveranstaltungen.

Einig sind sich alle Nutzer im neuen Haus, dass das Wegeleitsystem verbessert werden muss. Zu oft irren Gäste umher. „Wir wünschen uns die Optimierung unserer Sprachbeschallungsanlage oder auch die Außenwerbung am Palast“, sagt Claudia Woldt. Außerdem sei es durch besondere Sicherheits- und Betreibungsvorschriften des derzeit gültigen Bauantrags sehr problematisch, das Haus mit den Foyers als Eventlocation zu nutzen. Aber alle seien dabei, die Erfahrungen auszuwerten und Lösungen zu finden. Bleibt nur noch das liebe Geld: Die Kosten für den Kulturpalast-Umbau sind durch Nachträge bereits von ursprünglich 81,5 auf rund 100 Millionen Euro gestiegen. Monatlich berichtet Stesad-Chef Axel Walther im Finanzausschuss über den aktuellen Stand der Schlussrechnungen. Die letzten erwartet Walther Ende Februar. Er geht davon aus, dass die Architekten GMP weitere 1,16 Millionen Euro an Nachforderungen anzeigen werden.