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Kahlschlag im Wald

Am Schwarzen Berg und am Kreuzberg in Jauernick-Buschbach fielen Bäume. Das beschäftigt die Einheimischen.

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© privat

Von Constanze Junghanß

Jauernick-Buschbach. Der Geruch von frischem Holz hängt über dem Waldboden. Tiefe Furchen durchziehen den Weg. Der Holzeinschlag in Jauernick-Buschbach ist im Moment großes Thema im Ort. Das bestätigt Stefan Bunzel. „Hier sprechen gerade viele Leute darüber“, sagt das Mitglied vom Ortschaftsrat. Denn derzeit sehe es im Wald ziemlich chaotisch aus. Das beschäftige die Einheimischen. Bunzel selbst war erst jüngst am Schwarzen Berg und beim Kreuzberg spazieren. „Weit bin ich nicht gekommen und musste wieder umdrehen“, sagt er. Grund dafür: die stark zerfahrenen Waldwege. Schwere Technik donnerte vor einigen Tagen durch die Flur. Der Wald, der ehemals zum Kloster St. Mariental gehörte, wird bewirtschaftet. Das Terrain befindet sich seit längerer Zeit in privater Hand. So heißt auf der Seite der Gemeindeverwaltung Markersdorf.

Gewandert ist auch Professor Peter Stosiek. In Lückendorf ebenso, wie in Jauernick Buschbach. Der Görlitzer zeigt sich entsetzt über den Zustand beider Waldstücke. Er vermutet, dass ohne Rücksicht auf Verluste Holz geerntet worden ist und kritisiert: „Die Waldwege sind mit schweren und breiten Fahrzeugen so tief zerfurcht, dass man teilweise nicht mehr gehen kann.“ Wegränder wären zerstört, tiefe Schneisen in den Wald geschlagen. „Abgeschlagene Äste und Holzschrott blieben an den Wegrändern einfach liegen“, sagt Stosiek. Geerntete Stämme hat er nicht entdecken können. Ein Bild der Zerstörung habe sich ihm geboten, welches nicht einmal zu DDR-Zeiten so schlimm gewesen sei.

Sorge um die Bäume macht sich auch der Naturschutzbund (Nabu) Sachsen. Ina Ebert, Pressesprecherin des Landesverbandes, sagt: „Die Staatsregierung sollte endlich das Baum-Ab-Gesetz rückgängig machen.“ Dabei geht es weniger um Waldgebiete. Sondern um die Gewächse auf privaten Grundstücken.

Am Dienstag übergaben Vertreter von Naturschutzorganisationen eine Petition an den Sächsischen Landtag. Städte und Gemeinden sollen künftig wieder Bäume und Gehölze durch kommunale Baumschutzsatzungen unter Schutz stellen dürfen, heißt es darin. Im Jahr 2010 gab es eine Gesetzesänderung – im Volksmund als „Baum-ab-Gesetz“ bezeichnet – die es den Kommunen verbietet, einen Großteil der Gehölze unter Schutz zu stellen. Laut Nabu sind seitdem mehrere Tausend Bäume im Jahr ersatzlos gefällt worden. Das betreffe vorwiegend Weiden und Pappeln sowie alle Bäume mit einem Stammdurchmesser von unter einem Meter. Grundstückseigentümer dürften also solche Bäume ohne Fallgenehmigung einfach absäbeln. Dort, wo doch eine Fällgenehmigung notwendig wird, ist dem Nabu die Genehmigungsfrist mit drei Wochen zu kurz. „Nach deren Ablauf dürfen Bäume ohne jede Genehmigung gefällt werden“, so Ebert. Einen Überblick, was und wo und wie viel da gefällt wird, hätten die Kommunen nicht mehr.

Im Fall von Jauernick-Buschbach weiß die Gemeinde um die Baumfällungen Bescheid. Dabei geht es laut Auskunft der Verwaltung um Pflegearbeiten, die in diesem Jahr vom Bewirtschafter durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz stellt sich Peter Stosiek die Fragen: „Darf der Käufer von Wald und Holz eigentlich alles, wo sind die Grenzen dieser Zerstörung, wo die Pflicht zur Schadensbeseitigung und Information?“

Eine Pflicht zur öffentlichen Information gebe es nicht, heißt es seitens der Kommune. Die hat mit dem Waldeigentümer bisher keine schlechte Erfahrung gemacht. Das bestätigt Ortschaftsrat Bunzel: „In der Vergangenheit sah es hier zwischendurch immer mal wieder wüst aus, wenn abgeholzt wurde.“ Doch der Eigentümer habe jedes Mal die Wege wieder in Ordnung gebracht und Neupflanzungen durchgeführt. „Selbst eine Schonung wurde angelegt“, sagt Bunzel. Hochstände sind errichtet und Häckselgut industriell verarbeitet worden, hat Bunzel beim Spaziergang gesehen. Die Arbeiten seien vermutlich noch nicht abgeschlossen und erst dann könne mit den Reparaturarbeiten begonnen werden.