Merken

Kaffeetrinken mit Schlossblick

Das Berbisdorfer Wasserschloss erwacht langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Im großen Kavaliershaus können Gäste einkehren. Und es geht weiter.

Teilen
Folgen
NEU!
© Anne Hübschmann

Von Sven Görner

Berbisdorf. Das Farbenspiel auf den mächtigen Sandsteinsäulen des Zaunes zeigt, wie diese mit Sorgfalt aus noch vorhandenen und neuen Teilen zusammengesetzt wurden. Der verschnörkelte schmiedeeiserne Zaun wirkt eher einladend als abgrenzend. Das liegt auch an den sanierten Balustraden dahinter und den dazwischen aufgestellten Tischen und Stühlen. In dem größeren der beiden schmucken Kavaliershäuser lädt jetzt ein kleines Café zum Verweilen ein. Mit Blick übern Teich auf das kleine Wasserschloss.

Blick von oben auf die Terrasse des Cafés und die restaurierte Sandsteinbalustrade.
Blick von oben auf die Terrasse des Cafés und die restaurierte Sandsteinbalustrade. © Anne Hübschmann
Die 2012 abgestürzte Ecke haben die Vorbesitzer nur provisorisch wieder hochgemauert
Die 2012 abgestürzte Ecke haben die Vorbesitzer nur provisorisch wieder hochgemauert © Anne Hübschmann

Eine Narbe, die das Abwarten der Vorbesitzer an dem denkmalgeschützten Gemäuer zurückgelassen hat, ist dort noch gut zu sehen. Vor vier Jahren war die südwestliche Ecke des Schlosses in sich zusammengestürzt. Mit roten Ziegelsteinen wurde sie danach nur notdürftig wieder verschlossen.

Als das Anwesen ein Jahr später bei einer Grundstücksauktion in Dresden unter dem Hammer kam, war die Skepsis vieler Berbisdorfer groß. Schließlich hatten seit der Wende schon zwei Besitzer versucht, dem Areal neues Leben einzuhauchen. Vergeblich. Stattdessen schien der endgültige Verlust zu drohen.

Sollte es nun ausgerechnet der große Unbekannte schaffen, der zwar nach eigenen Angaben aus der Region zu sein schien, aber im Anschluss an die Auktion zur SZ gesagt hatte: „Ich will das Schloss privat nutzen und es nach und nach in Ordnung bringen.“ Dass klang nicht nach schneller Hilfe. Zumal er noch ergänzte, dass er und sein Vater vieles selbst machen wollten.

Doch bald schon tat sich etwas auf dem Gelände. Und mit den Arbeiten in dem jetzt zugänglichen Bereich bekamen die neugierigen Betrachter auch langsam eine Ahnung davon, was für ein Kleinod hier in den nächsten Jahren entstehen könnte. Wenn Kay-Uwe Strehle – so heißt der Schlossherr – sein Projekt zu Ende bringt. Mit der Eröffnung des kleinen Schlosscafés, das die Mutter des Autohausbesitzers betreibt, hat er eine erste Etappe geschafft.

Allerdings ist dieser sichtbare Erfolg längst noch nicht alles, wie er verrät. Denn inzwischen gibt es im Schloss auch neue Anschlüsse für Wasser, Abwasser und Strom. Und das Haus habe im Inneren durch das Herausreißen nachträglich eingebauter Wände wieder seine ursprüngliche Raumstruktur zurückbekommen, wie sie durch den großen Umbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden war. Die damaligen Schlossbesitzer hatten die bis dahin u-förmige Anlage zu dem jetzt rechteckigen Gebäude umgestalten lassen. Dafür war der Hof überbaut und später dann auch noch der Turm angefügt worden.

„Derzeit sind wir gerade dabei, die inneren Fenster aufzuarbeiten. Diese stammen alle noch aus dieser Zeit.“ Wie beim Zaunschmieden und den anderen Arbeiten legt der Schlossherr auch hier selbst Hand an. Einen gemeinsamen Urlaub mit der Frau und den drei Kindern gab es daher im vergangenen Jahr nicht. „Diesmal musste ich wenigstens eine Woche versprechen.“ Allerdings sei dieser Verzicht nicht ganz so schlimm, wie er sagt. Schließlich wohne die Familie auf einem alten Bauernhof. „Das ist wie im Paradies“, sagt Kay-Uwe Strehle. Allerdings brauchte er sieben Jahre, um die alten Gebäude zu sanieren. „Dabei habe ich viele Erfahrungen gesammelt.“ Und manche Verletzungen erlitten, wie seine Mutter Gabriele ergänzt.

„Den Bauernhof habe ich damals eigentlich nur gekauft, weil ich dreimal beim Kauf eines Schlosses nicht zum Zuge gekommen bin. Der letzte Versuch war übrigens das Berbisdorfer Wasserschloss gewesen.“ Und dann sei sein Vater 2013 plötzlich mit der Nachricht gekommen, dass dieses wieder zu haben sei. Für 86 000 Euro bekam er den Zuschlag. Das war mehr, als er eigentlich bieten wollte.

Doch wie soll es nun weitergehen? Möglichst noch in diesem Jahr will Kay-Uwe Strehle mit dem Herrichten der Fassade beginnen und dabei natürlich auch die Außenfenster in Ordnung bringen. „Das wird auf jeden Fall bis 2017 dauern.“ Nach und nach sollen dann die Räume ausgebaut werden. Wohnen will der Schlossherr auch künftig auf seinem Bauernhof. „Die Räume im Schloss will ich für Feiern vermieten.“ Seine Hochzeit hat er vor zwei Jahren schon vor dem Schloss gefeiert. „Das war spektakulär. Das möchte ich auch anderen gönnen.“

In die Schlossräume will der Schloss Öfen einbauen. „Die Schonsteine sind alle noch da.“ Ob sie auch noch nutzbar sind, müsse sich zeigen. Im Schlosscafé ist übrigens ein herrlicher Kachelofen zu bestaunen, wie ihn Kay-Uwe Strehle auch gern fürs Schloss hätte. „Der ist aus einem Haus in Dresden. Dort gab es auch noch andere, die von den Eigentümern leider entsorgt wurden.“ Sein Vater Lothar hat das Schmuckstück dort ab- und in Berbisdorf wieder aufgebaut.

Das Schlosscafé ist immer Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Geplant wird vorerst bis September. Das Kavaliershaus ist aber auch beheizbar.