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Kaffeeklatsch für alle mit Kind

Die Familienbildungsstätte Bischofswerda verbindet die lockere Runde mit Kreativität. Das geht besser als Zuhause.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Kaffee schenkt Franziska Gaudlitz ein. Das gehört normalerweise nicht zu den Aufgaben der Diplom-Sozialpädagogin. Doch jeden Dienstagnachmittag nimmt die Chefin der Familienbildungsstätte Bischofswerda gerne die Kanne in die Hand. Sie füllt die Tassen der Erwachsenen mit Kaffee, die der Kinder mit Tee oder anderen Getränken. Kaffeeklatsch für alle mit Kind ist angesagt. Romy Mirtschink ist mit ihren Kindern Bennet (1) und Helen (3) gekommen. Nicht zum ersten Mal, dafür mit großer Begeisterung, wie die 38-Jährige aus Goldbach sagt. Diesmal hat sie Oma Anita im Schlepptau. Weil die Kids lebhaft sind und es ansonsten ein bisschen schwierig wäre, beim Malen oder Basteln beiden gerecht zu werden, so die einleuchtende Begründung. Romy Mirtschink kennt die Angebote der Familienbildungsstätte schon länger: Krabbelgruppe, Spielkreis, Familiensport. Da füge sich das Familiencafé sozusagen nahtlos an. Außerdem käme man als Mutti raus aus den vier Wänden, sagt sie. Das bestätigt Susann Rau aus Hauswalde. Nach dem großen Hallo der Kinder untereinander erobert ihre Tochter Jadzia (3) erst einmal ein großes Papphaus mit Schwenktüren. Manchmal kommen die Großeltern des Mädchens mit. Seit Jadzia in den benachbarten Kindergarten geht, sei es zum Familiencafé im ehemaligen Sporthotel am Wesenitzsportpark nur ein Katzensprung. Susann Rau nutzte zuvor schon in Großröhrsdorf die Angebote der Familienbildungsstätte Bischofswerda.

Nachdem ihre Kinder zu groß für den Eltern-Kind-Kreis geworden sind, wünschten sich die Eltern eine Fortsetzung. So war die Idee des Familiencafés geboren. „Das gemeinsame Kaffeetrinken beim Ankommen lässt die Hektik des Alltags abfallen“, erklärt Franziska Gaudlitz. Es bietet obendrein Gelegenheit zum lockeren Schwatz oder auch, um sich etwas intensiver auszutauschen. „Da relativiert sich manches, wenn man weiß, dass es anderen Familien ebenso ergeht“, sagt Romy Mirtschink.

Klecksen ist erlaubt

Dem Kaffeeklatsch schließt sich eine kreative Stunde an. Helen und Jadzia haben die großen T-Shirts übergestreift. Sie und die anderen Kinder dürfen den nigelnagelneuen Malraum in Beschlag nehmen. Diplom-Sozialpädagogin Eva-Maria Grohmann hat A-3-Blätter an die mit Kork verkleideten Wände gepinnt. Der Boden ist mit einem Teppich ausgelegt. Und dennoch ist Klecksen erlaubt. „Zu Hause würden einem da die Haare zu Berge stehen“, sagt eine der Muttis. 21 Farben in den schönsten Tönen stehen bereit, daneben liegen Pinsel. „Erwachsene könnten mit Händen malen, wenn sie sich darauf einlassen wollen“, so Eva-Maria Grohmann. Jeder kann zu Papier bringen, wonach ihm der Sinn steht. Die Kinder erfahren die Farbe, wie sie aussieht sowieso, aber auch deren Konsistenz. Kein Wunder also, dass mitunter ein Klecks auf dem Boden landet. Zum Beispiel in Helens Lieblingsfarbe Blau. „Beim Malen lernen sich Eltern und Kinder von ganz neuen Seiten kennen“, erklärt Eva-Maria Grohmann. Sie hat sich bei einer Kunsttherapeutin zur Malbegleiterin ausbilden lassen. Begleitetes Malen gab es bis zum vorigen Jahr im Obergeschoss der Schiebock-Passage in Bischofswerda-Süd. Die Kurse der Familienbildungsstätte dort waren immer sehr gut besucht. Doch weil es zu aufwendig ist, jedes Mal die Utensilien dorthin zu schaffen, wurde der Malraum jetzt direkt in der Familienbildungsstätte eingerichtet. Die hat seit 2010 ihren Sitz im früheren Sporthotel. Der Umzug hat dem Interesse an den Malkursen nicht geschadet. Nur für die Asylbewerber, die manchmal in die Passage gekommen sind, ist der Weg jetzt zu weit. In dem neuen Malraum werden die Kurse des begleitenden Malens neu aufgelegt, jeweils donnerstags und sonnabends.

Mittler zwischen Elern und Erziehern

„Es ist hier viel zentraler und der große Parkplatz davor kommt Eltern mit Kleinkindern sehr gelegen“, sagt Franziska Gaudlitz. Die 35-Jährige aus Hoyerswerda arbeitet seit 2013 in der Familienbildungsstätte, hat seit 2014 sogar den Hut dafür auf. Verantwortlich ist sie für das pädagogische Konzept, für den landkreisweiten Einsatz der sieben Mitarbeiter, unter anderem in den Eltern-Kind-Kursen in Bischofswerda und Ringenhain oder beim Familiensport in Steinigtwolmsdorf. Als anerkannter Träger der Kinder- und Jugendhilfe organisiert die Familienbildungsstätte thematische Nachmittage, Projekte in Kitas und Grundschulen, sie informiert Eltern und berät Erzieherinnen. Man verstehe sich als Mittler zwischen beiden, so Franziska Gaudlitz. Finanziert werden die meisten Angebote durch das Jugendamt. Wie die zwei Euro fürs Familiencafé werden nur geringe Teilnehmerbeträge erhoben, damit sich auch Familien mit geringem Einkommen das leisten können. Wer das Familiencafé besucht, muss sich nicht für länger daran binden. Die meisten aber kommen gern wieder.

Familiencafé der Familienbildungsstätte Bischofswerda, Clara-Zetkin-Straße 6, ehem. Sporthotel, 1. Etage, jeden Dienstag 15.30 bis 17 Uhr, Unkosten: 2 Euro pro Familie