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Kaffee, du edler Trank

Im Kaffeemuseum in Ebersbach gibt es jetzt jeden Montag eine Führung durch die Schaurösterei. Die SZ war dabei.

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Von Gabriela Lachnit

Pünktlich 11 Uhr startet Simone Scholz jeden Montag – außer er fällt auf einen Feiertag – das Schaurösten im Kaffeemuseum Ebersbach am Oberen Kirchweg. Vier Gäste sind diesmal dabei, auch die SZ hat sich eingefunden. Ein wenig später kommen noch zwei Besucher dazu.

Eine Probe wird aus dem Röstautomaten entnommen.
Eine Probe wird aus dem Röstautomaten entnommen. © www.foto-sampedro.de
Eine Besucherin nimmt eine Geruchsprobe der frisch gerösteten Bohnen vor.
Eine Besucherin nimmt eine Geruchsprobe der frisch gerösteten Bohnen vor. © www.foto-sampedro.de
Friedbert Scholz genießt eine Tasse Heeßen im Museumshof.
Friedbert Scholz genießt eine Tasse Heeßen im Museumshof. © www.foto-sampedro.de
Röstgrade der Bohnen nach drei Minuten (rechts) und nach acht Minuten (links).
Röstgrade der Bohnen nach drei Minuten (rechts) und nach acht Minuten (links). © www.foto-sampedro.de
Im Museum sind Kannen, Geschirr, Kaffeemaschinen und Zubehör aus unterschiedlicher Zeit zu sehen.
Im Museum sind Kannen, Geschirr, Kaffeemaschinen und Zubehör aus unterschiedlicher Zeit zu sehen. © www.foto-sampedro.de

Die Chefin des Museums schüttet fünf Kilogramm Rohkaffee in den Trommelröster, den sie zuvor auf Temperatur gebracht hat. Ein großer Trichter nimmt die grün-gräulichen Bohnen des Arabica-Kaffees auf. Sie riechen so gar nicht nach Kaffee, eher säuerlich nach Getreide. Das wird sich bald ändern. Schon nach drei Minuten im heißen Luftstrom der Röstmaschine verfärben sich die ersten Bohnen bräunlich. Ein leichter Duft nach Kaffee stellt sich ein. Simone Scholz zieht eine Röstprobe, sie entnimmt der Maschine einige Bohnen und lässt sie in einem Schälchen bei den Besuchern herumgehen. Die Probe riecht schwach nach Kaffee. Nach acht Minuten Röstzeit beginnen die Bohnen zu knistern. „Die Häutchen platzen ab“, informiert Frau Scholz. Die werden nach dem Röstprozess aus dem Röster entfernt und landen bei Scholzes auf dem Kompost. Eine Besucherin merkt an, dass sie gehört habe, Kaffeesatz sei gut für den Komposthaufen. Das bestätigt Simone Scholz. „Der Satz lockt Regenwürmer an.“ Sie ergänzt, dass im Museum viel Kaffeesatz anfalle und sie welchen an Hobbygärtner abgeben würde.

Nach zehn Minuten zieht die Chefin eine weitere Röstprobe. Jetzt sind die Bohnen richtig braun. Aber sie brauchen noch weitere drei Minuten, bis die Röstung abgeschlossen wird. In der Zwischenzeit erzählt Simone Scholz Wissenswertes über den Kaffee. Sie kaufe immer Bio-Kaffee ein. Der ist handgepflückt. Die Pflücker ernten nur die Kaffeekirschen, von denen jede zwei Bohnen enthält, die tatsächlich reif sind. Was nachreifen muss, wird später geerntet. Sie kaufe gern sogenannten Projektkaffee sagt sie und erklärt, dass der zwar teurer sei, aber dafür sorge, dass die Menschen, die ihn anbauen, eine Lebensgrundlage in ihrer Heimat haben. Frau Scholz‘s Mann hat einen speziellen Namen für diese Art von Kaffee gefunden: „Flüchtlingsverhinderungskaffee“, sagt er.

Die frisch gerösteten Bohnen fallen zum Abkühlen auf ein Sieb und werden hier gerührt, damit sie schnell erkalten. Dann können sie schon verpackt werden. Der frische Duft des Kaffees macht den Besuchern Appetit auf ein Schälchen Heeßen. Die Gäste, die aus Dresden und Gera kommen und in der Oberlausitz Urlaub machen, müssen nicht lange warten. Friedbert Scholz lädt sie zur Kaffeeprobe nach draußen an den gedeckten Tisch im sonnigen Museumshof ein. Bei Regen oder kühlem Wetter wird das heiße Getränk im romantischen Kellergewölbe an der nostalgisch gedeckten Kaffeetafel getrunken. Der eben geröstete Kaffee wird verkostet – jeder glaubt dem Hausherrn, dass der noch eine Woche ruhen muss, bis er richtig gut schmeckt. Dafür findet jeder Besucher seinen Lieblingskaffee unter den anderen Sorten, die probiert werden. Der von Simone Scholz gebackene Kuchen ist eine leckere Ergänzung des Kaffeekränzchens, aber er steht nicht im Mittelpunkt.

Geöffnet ist das Kaffeemuseum täglich 11 bis 17 Uhr, außer donnerstags. Die Schauröstung ist montags, 11 Uhr, außer, wenn der Tag auf einen Feiertag fällt.