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Käufer für Bauruinen gefunden

Die Häuser an der Reichsstraße wechseln den Besitzer. Doch es bleiben Fragezeichen.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Weinböhla. Die Anwohner der Reichsstraße sollten sich bald über einen schöneren Anblick freuen können: Die Investruinen an der Reichsstraße haben einen neuen Besitzer. Zumindest ist der Kaufvertrag unterschrieben worden. Wie ein Makler gegenüber der SZ erklärte, ist die Kaufsumme aber noch nicht überwiesen worden.

In der Gemeindeverwaltung hat sich der Mann schon vorgestellt, und über seine Pläne mit den beiden Häusern berichtet, wie Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) erklärt. „Er will wohl bald einen Bauantrag stellen“, so der Rathauschef. Denn statt die Investruinen abzureißen und neue Häuser zu bauen, plant der Bauherr, die Bauwerke zu vollenden. Es entstehen wie anfangs geplant zwei Mehrfamilienhäuser. Auf einem benachbarten Grundstück plane der Mann, einen Parkplatz für die Bewohner zu bauen. Er soll Inhaber einer Baufirma sein und könne die beim Bau auftretenden Probleme lösen. So habe er zumindest gegenüber dem Bürgermeister argumentiert.

Der hätte es lieber gesehen, wenn die Ruinen abgerissen werden. Schließlich könnten statische Probleme auftauchen. Dass sich nach so vielen Jahren aber überhaupt etwas tut auf dem Grundstück und die Ruinen aus dem Ortsbild verschwinden, freut Siegfried Zenker aber sehr. Denn so kann auch die Reichsstraße, die auf diesem Abschnitt noch eine Sandpiste ist, in absehbarer Zeit saniert werden. Der neue Eigentümer habe der Gemeinde in Aussicht gestellt, dass er das Flurstück, das für den Straßenbau nötig ist, abgibt. So kann laut Zenker noch in diesem, spätestens im kommenden Jahr mit den Bauarbeiten begonnen werden. Dafür erhält die Gemeinde Fördermittel.

Die Häuser vergammeln seit über 20 Jahren an der Reichsstraße. Viele Weinböhlaer ärgern sich über diesen Anblick. Besonders die direkten Nachbarn. Immer wieder waren die Häuser auch Thema in Gemeinderatssitzungen.

Ursprünglich sollten 16 Wohnungen mit Balkon und Tiefgarage entstehen. Mittendrin ging dem Eigentümer aber das Geld aus. Das vermutet man zumindest in der Nachbarschaft. „Der Bauherr ist seinerzeit an den Abstandsflächen gescheitert. Infolge von Gesetzesänderungen ist dies heute kein Problem mehr“, lautet die Begründung auf dem Immobilienportal, weshalb die Ruinen nie zu den schmucken Mehrfamilienhäusern wurden.

Der letzte Handwerker, der von Anwohnern auf der Baustelle gesehen wurde, war der Dachdecker, der die Folie auf dem Dachstuhl befestigt hat. Irgendwann kamen Leute, die die Fenster wieder ausgebaut haben. Unterdessen haben Birken wieder Wurzeln geschlagen, die Dachstuhlfolie hängt nur noch in Fetzen vom Gebälk. Regen und Frost haben die Ziegel angegriffen, die Bewehrungseisen der Balkone sind durchgerostet.

Vor zehn Jahren fand sich ein Käufer für die Häuser. Dieser nahm damals auch Kontakt zur Gemeindeverwaltung auf und kündigte an, er wolle die Wohnhäuser in absehbarer Zeit fertigstellen. Passiert ist seitdem nichts. Nun hat er die Häuser wieder abgestoßen. Nach zehn Jahren muss keine Spekulationssteuer auf Immobilienverkäufe gezahlt werden. Der Gewinn ist dann steuerfrei. Für 375 000 Euro wurden die Häuser seit Mai auf einem Online-Immobilienportal angeboten. Dafür gibt es 1 180 Quadratmeter Wohnfläche und noch einmal 2 000 Quadratmeter Grundstück.

Laut Exposé haben die Häuser ein paar Mängel, die jedoch mit wenig Aufwand beseitigt werden könnten. Auch die Gemeinde hatte Kontakt zum Vorbesitzer aufgenommen, wollte aber nur den Bodenpreis zahlen. Laut Makler gab es mehrere Interessenten, vielen sei der Preis jedoch zu hoch gewesen. Nach der Fertigstellung Mieter zu finden, dürfte für den neuen Eigentümer nicht schwer werden. Mietwohnungen gibt es in Weinböhla nicht viele. Die wenigsten Wohngebäude der Gemeinde sind Mehrfamilienhäuser.