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Käfer fressen Bäume auf

Der Schädling zerstört vor allem Weißdorn. Das Grünflächenamt sucht nun nach Alternativen – auch in anderen Städten.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Sein Name klingt schön. Doch der Birnenprachtkäfer richtet in Dresden derzeit erheblichen Schaden an. Seit kurzer Zeit befällt der Schädling Straßenbäume, vor allem Weißdorn. Das Insekt bohrt Gänge in den Stamm, in welchem Eier abgelegt werden. Die geschlüpften Larven zerfressen den Baum von innen. An der Hechtstraße zeigt sich eindrucksvoll, welch großen Schaden das kleine Insekt anrichten kann.

Zwischen Erlen- und Seitenstraße standen 34 Weißdorne. Doch mittlerweile bietet sich dort ein trauriger Anblick: Die Wurzelgruben sind teilweise leer, andere Bäume haben verfärbte Blätter und kaputte Stämme. Bereits 2011 wurden die ersten Pflanzen entfernt, es folgten weitere Fällungen. Nachgepflanzt wurde bislang hingegen kaum. Das ärgert die Anwohner.

„Bisher war vom Amt für Stadtgrün keine klare Äußerung zu erhalten, zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Baumart eine Ersatzpflanzung stattfinden wird“, sagt Michael Ton. Der ehemalige Grünen-Ortsbeirat wohnt im Hechtviertel. „Es ist anscheinend ratsam, nicht nochmals Weißdorn zu pflanzen.“ Zuletzt hat Ton im vergangenen Jahr bei der Stadt nachgefragt. Die Antwort stellte ihn wenig zufrieden: Die Verwaltung müsse warten, bis mit dem Beschluss des Haushalts für die Jahre 2017 und 2018 Geld vorhanden sei. „Der Doppelhaushalt ist inzwischen genehmigt, aber Aktivitäten der Verwaltung finden nicht statt“, ärgert Ton sich. „Immer wieder tritt das Amt für Stadtgrün mit der Meldung über Baumneupflanzungen in die Öffentlichkeit. Die Ersatzpflanzung für tote Bäume wird aber vernachlässigt.“ Ein weiteres Beispiel finde sich in der Ottostraße in der Nähe des Hechtviertels.

Detlef Thiel, Leiter des Grünflächenamts, kennt die Probleme mit dem Insekt sehr gut. Das trete seit Kurzem im ganzen Stadtgebiet auf. Mitarbeiter des Grünflächenamtes seien momentan dabei, die Bäume zu kontrollieren. Noch kann Thiel deshalb keine Zahl befallener Exemplare nennen. In Dresden gibt es mehr als 53 000 Straßenbäume, hinzu kommen rund 25 000 Exemplare, die in städtischen Grün- und Parkanlagen, auf Friedhöfen, in Kleingartenanlagen und auf privaten Grundstücken wachsen. Etwa 150 verschiedene Arten sind in der Landeshauptstadt vertreten, allein 130 Straßenbäume.

„Die Stadt Dresden ist bestrebt, ein breites Artenspektrum an Bäumen zu planen“, sagt der Amtsleiter. Das sei wichtig, um Krankheits- und Schädlingsbefall zu vermeiden und den Baumbestand trotz Klimawandels zu erhalten. Um möglichst viele Informationen zu sammeln, nimmt die Stadt an bundesweiten Straßenbaumtests teil und tauscht sich regelmäßig mit Gartenamtsleitern anderer Städte über Erfahrungen aus. Bislang war der Weißdorn deutschlandweit eine beliebte Straßenbaumart. „In der Vergangenheit gab es keine Probleme mit dem Weißdorn“, versichert Thiel. „Durch den seit kurzer Zeit auftretenden Birnenprachtkäfer kann davon ausgegangen werden, dass er in Zukunft weniger Verwendung findet.“ Auf der Hechtstraße wurde eine Alternative gefunden: Der Scharlach-Apfel.

Weil ein kompletter Zug an Straßenbäumen von dem Schädling befallen ist, reichen Ersatzpflanzungen nicht mehr aus. Der Boden an der Hechtstraße muss komplett ausgetauscht werden. Geld steht dafür allerdings erst im kommenden Jahr zur Verfügung. Durchschnittlich kostet eine Neupflanzung 3 000 Euro. Das Grünflächenamt hat in diesem Jahr rund 200 000 Euro zur Verfügung. Die Priorität bei Neupflanzungen liege vor allem in dicht bebauten Stadtteilen, damit das Klima sich dort verbessert. Das soll bald auch auf der Hechtstraße wieder der Fall sein.