Von Lars Kühl
Urplötzlich zückt der Mann einen Hammer. Er schlägt zu, die Scheiben der Vitrine gehen zu Bruch. Sein Komplize und er, sie raffen aus der Auslage, was sie greifen können: exklusive Uhren und teuren Schmuck. Mit ihrem Diebesgut stürmen die Täter aus dem Laden, lassen in ihrer Eile sogar einige Stücke fallen. Die 23-jährige Verkäuferin des Juweliergeschäftes in der Schloßstraße ist völlig geschockt. Kurz nach 10 Uhr hatten die beiden Männer am Freitag die Boutique „Tempus Arte“ als potenzielle Kunden betreten. „Die Tat war Sache von Sekunden“, sagt Manager Kim Djapri. Er selbst war bei dem Raub nicht dabei, kommt aber sofort, als er es erfährt. „Wir gehen davon aus, dass das geplant war.“
Überfall auf Dresdner Juwelier am Schloss
Als die Polizei mit mehreren Fahrzeugen auftaucht, sind die Diebe längst verschwunden. Die Beamten suchen nach ihnen und setzen dabei auch einen Spürhund ein. Doch fündig werden sie nicht. Die Kriminalpolizisten sperren die Schloßstraße zum Teil ab und nehmen ihre Ermittlungen auf. Bisher gibt es aber nur wenige Anhaltspunkte, erklärt Polizeisprecher Marko Laske. Die Verkäuferin, die im Laden war, kann ihnen auch nicht wirklich mit einer Täterbeschreibung helfen. Das sei typisch, wenn man unter Schock stehe, sagt Laske. Zur Schadenshöhe kann er genauso wenig Angaben machen. „Fest steht nur, die haben reichlich Beute gemacht.“
In den nächsten Tagen werden die Beamten weiterermitteln. Zeugen sind aufgefordert, sich zu melden. Das Videomaterial der Kameras, die zahlreich zur Überwachung im Stadtzentrum angebracht sind, wurde bereits sichergestellt. Es muss aber noch ausgewertet werden.
Dresdner Polizeibericht vom 16. Januar
Auch in den umliegenden Geschäften werden sich Polizisten umhören. Viel erfahren dürften sie dabei nicht. Beim benachbarten Bäcker Emil Reimann arbeitete am Vormittag Verkäuferin Sabrina König. „Ich habe nichts gesehen oder gehört“, sagt sie, genau wie ihre Kolleginnen. Erst als die Polizei mit Blaulicht, aber ohne Signalhorn auftaucht, geht König neugierig vor die Tür, um nachzusehen. Da erzählt ihr ein Passant von dem Diebstahl. Im Swissotel auf der anderen Seite des Juweliers will auch keiner etwas mitbekommen haben, ebenfalls nicht gegenüber im Besucherzentrum „Art & Info“.
Am Nachmittag ist auf der Schloßstraße die Normalität zurückgekehrt. Die rot-weißen Sperrbänder sind verschwunden. Vor dem Swissotel parken wieder Autos von Ein- und Auscheckern. Im „Tempus Arte“ hat Kim Djapri mit seinen Verkäuferinnen inzwischen aufgeräumt. Nichts deutet mehr auf den rabiaten Diebstahl hin. Bis auf die Vitrine, links, direkt am Eingang, hinter dem Schaufenster – die ist völlig leer und kaputt. Das werde auch erst einmal so bleiben, denn eine neue muss eine Spezialanfertigung sein. Trotzdem ist die Boutique wieder offen. „Unter Vorbehalt“, schränkt Djapri ein. „Aber wenn jemand einen Füllfederhalter oder eine Uhr bei uns kaufen möchte, kann er das.“
Erst am 20. September vorigen Jahres hatte das exklusive Geschäft eröffnet. Die lateinischen Wörter „tempus“ und „arte“ stehen für Zeit und Kunst, also Uhren und Schmuck. Unter der Bezeichnung hatten sich drei Firmen mit Sitz in München zusammengeschlossen. Dazu zählen die Uhrenmanufaktur Lang & Heyne aus Dresden, die Leinfelder Uhren aus München sowie die Uhren-Werke Dresden.
Die Gruppe will den Uhrenbau „Made in Germany“ vorantreiben, unabhängig von Zulieferungen aus der Schweiz. In der Dresdner Boutique werden die hochwertigen Modelle verkauft. Darüber hinaus können die Kunden noch Schmuck und anspruchsvolle Accessoires erwerben. Im Angebot sind dabei nicht nur eigene Marken, sondern eine Reihe weiterer exklusiver Hersteller, meist aus Deutschland, die losgelöst von Konzernen fertigen.
Zeugen-Telefon der Polizei: 4832233