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Juttas Boom

Wie in Mücka aus einem Maibaum eine Platane wird, und die auch noch einen ungewöhnlichen Namen trägt.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

So richtig einverstanden war die Mückaerin im ersten Augenblick nicht. Die Idee, einen neu gepflanzten Baum mit ihrem Namen zu versehen, das hat sie dann doch überrascht. Ihr könnt doch nicht schon zu Lebzeiten einen Stein mit meinem Namen aufstellen, ich bin doch noch nicht gestorben, habe Jutta gesagt, erzählt René Kieschnick. Er ist der Vorsitzende vom Klub Mücka. Aber die Klubmitglieder wollten mit der Aktion ihrer Jutta eben die Ehre erweisen, denn Jutta Großmann ist mit 59 Jahren das älteste Klub-Mitglied.

Dazu muss man wissen, dass der Klub der Nachfolger des Jugendklubs in Mücka ist, oder besser gesagt eine Weiterentwicklung. Denn auch aus jungen Leuten werden irgendwann Leute mittleren Alters. Und so fiel die Entscheidung, sich mit dem neuen Namen auch altersmäßig zu öffnen. Denn in einem Jugendklub klopft niemand Ü 50 an und fragt wegen der Mitgliedschaft an. Bei einem Klub ist das definitiv einfacher. „Seit der Umwandlung zum Klub Mücka e. V. haben wir neun neue Mitglieder gewonnen, die aufgrund ihrer Reife nicht in den Jugendklub eingetreten wären“, sagt René Kieschnick.

Ein bisschen hat der Jutta Boom allerdings auch mit Förstgen zu tun. In dem Ortsteil der Gemeinde Mücka hat der Verein der Parkfreunde im vergangenen Jahr einen Luther-Baum gepflanzt. Das habe die Mückaer Klubmitglieder inspiriert, berichtet René Kieschnick. „Dort steht der Luther-Baum, bei uns der Jutta Boom“, so der Klub-Vorsitzende. Um nichts falsch zu machen, habe er sogar recherchiert, wie sich Boom auf oberlausitzisch richtig schreibt. Denn so ein Stein ist schließlich was für die Ewigkeit, und da sollte das schon alles passen. Wer übrigens die Geschichten kennt von Baumpatenschaften, wie im Findlingspark Nochten oder von Bankpatenschaften wie am Berzdorfer See oder von Tierpatenschaften wie im Tierpark Görlitz: In Mücka läuft das anders. Denn hier hat nicht Jutta den Baum bezahlt und dafür ein Schild mit ihrem Namen bekommen. Das Geld dafür haben die Klubmitglieder beim Maibaumwerfen im vergangenen Jahr hereinbekommen. Der gefallene Baum wird in drei Teilen versteigert. Das Geld, das für das dünne obere Ende geboten wird, erhalten die Mitglieder vom Heimatverein, die Mitte bringt Geld für den Klub und das mächtige untere Drittel spült Geld in die Kasse der Kita Storchennest. Immerhin 111 Euro kamen im vergangenen Jahr beim Klub an. So wurde ein abgebrochener junger Lindenbaum auf dem neuen Festplatz gegenüber der Sparkasse ersetzt. Der vor Kurzem gepflanzte Jutta Boom ist eine Platane.

Am Sonnabend werden die Mückaer Gelegenheit haben, sich den jungen Baum samt Stein anzuschauen. Denn auf dem Festplatz in Mückas Ortsmitte geht es dann rund. Zum Maibaumwerfen lädt der Klub ein. Doch damit nicht genug. Es gibt einen kleinen Festumzug vom Edeka-Markt aus zum Dorfplatz und die Tanzkinder zeigen, was sie draufhaben. Zum Maibaumwerfen werden kleine Clowns gesucht, die um die Wipfelfahne kämpfen. Und der gefallene etwa zwölf Meter hohe Baum wird nach der Ehrung des Wipfelkönigs wieder versteigert, wieder zugunsten der Kita, des Heimatvereins und des Klubs.

Im August organisieren die Klubmitglieder dann die Heidelandspiele, im Oktober gemeinsam mit den Sportlern und den Feuerwehrleuten die Mück’sche Wies’n, beides auf dem Sportplatz.