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Junior-Schumis beim Stresstest

In Dohna gibt es jetzt eine besondere Rennstrecke. Zwei Jungs kennen sie schon gut.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Dohna. Paul fährt jetzt BMW. Da staunten seine Mitschüler – und Paul griente. Sein BMW ist zwar 24 Mal kleiner als ein großer und bringt es nur auf 40 km/h, dafür ist Paul ein richtiger Rennfahrer. Sein Lenkrad ist ein Regler, der an eine Pistole erinnert. Dort, wo man bei der Pistole abdrückt, entscheidet sich beim Slotracing, ob das Auto aus der Kurve fliegt oder einen neuen Rundenrekord fährt. Jona schafft einen nach dem anderen. Die 7,3 Sekunden auf der grünen Spur sind nur noch sechs Zehntel von dem Rene Köhlers entfernt. Er ist der Vereinschef der Dohnaer Slotracer und Paul und Jona sind zwei Dohnaer Sechstklässler.

Slotracing ist das Fahren mit schienengebundenen Modellfahrzeugen. Die Schienen besitzen einen Schlitz, den Slot, mit dem die Fahrzeuge, also die Slotcars, in der Spur gehalten werden – oder eben rausfliegen, wenn man an der falschen Stelle Gas gibt. Bundesweit gibt es etwa 70 eingetragene Renngruppen, eine auch in Bannewitz. Der Dohnaer Verein wurde im Oktober gegründet und hat bereits eine eigene Bahn. Die ist gebraucht und wurde in 15 Einzelteilen aus Hannover geholt. Am Wochenende sollte in Dohna die erste ostdeutsche Meisterschaft stattfinden. Die wurde zwar abgesagt, was die Dohnaer enttäuschte. Doch sie geben am Sonnabend trotzdem Speed und machen einen Stresstest, bei dem die Fahrer sich, ihre Autos und die Bahn testen können. Sechs neuralgische Punkte hat die 35,2 Meter lange Anlage, der erste schon gleich nach dem Start. Jede der sechs Spuren hat ihre Besonderheiten. Ein paar Meter sieht man sein Auto nicht, denn es fährt unterirdisch.

„Sauber fahren“ sagt René Köhler zu Jona und Paul. Das klingt hart, ist es aber gar nicht, denn es heißt nicht, dass die Jungs schlecht fahren. Es bedeutet, sie sollen die Räder ihrer Autos mit dem Fusselroller vom Staub befreien. Der ist zwar ganz fein, kann aber trotzdem über Sekunden und weiterfahren oder rausfliegen entscheiden. Wie bei großen Autorennen entscheidet das fahrerische Können. Ein BMW allein macht noch keinen Meister. Slotracing ist der Rennfahrerspaß in klein für Kinder und Erwachsene. Oliver Kulz ist 44 und konnte Rennautofahren eigentlich nicht leiden. Bis zur ersten Begegnung mit den kleinen Flitzern. „ Es dauerte keine fünf Minuten, da schien es , ein Traum wird wahr.“ Das war vor anderthalb Jahren.

Paul und Jona fahren Runde um Runde. Über 500 kommen bei einem Training zusammen. Wer am Sonnabend zuschauen will, sollte vor allem eines: Leise sein. Denn Konzentration ist alles. Jona und Paul sind voll konzentriert. Nur das Schnurren der Autos zu ist zu hören. Am Wochenende wollen sie zeigen, was sie können.

Jona hat schon überlegt, ob er sich zu Weihnachten einen eigenen BMW wünscht. Auch wenn es nur ein kleiner wäre, er soll erst mal weitermachen, haben ihm Eltern und René Köhler geraten. An einem Mini-Slotkoffer für den Nachwuchs wird jedenfalls schon gearbeitet. In den kommen die Autos, Werkzeug, Ersatzteile. Es ist sozusagen die tragbare Boxengasse.

Fahrtag: 27. Mai ab 9 Uhr Training, 14 bis 18 Uhr Rennen, immer freitags ab 18 Uhr Clubabend, Dohna, Müglitztalstraße, neben der Zeremonia, Infos im Internet