Merken

Jungvögel im Heiratsfieber

Die Kinder der Sorbischen CSB-Kita „Haus der Zwerge“ in Sollschwitz üben für das Vogelhochzeitsprogramm.

Teilen
Folgen
NEU!
© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Sollschwitz. Tief verschneit sind Hof und Spielplatz. Mittendrin steht ein Vogelhäuschen. Gerade jetzt im Winter streuen die Kinder der Sorbischen CSB-Kindertagesstätte „Haus der Zwerge“ regelmäßig Futter hinein. In der „Kobold-Gruppe“ der Zwei- bis Dreijährigen erfahren Felix, Ruth-Celine, Josefine, Mathilda und die anderen von Erzieherin Sylvia Matka Näheres über Rabe, Elster, Meise, Spatz, Schwalbe und weitere Vögel. „Te ptaèki swjeæa ptaèi kwas“ (Die Vögel feiern Hochzeit) singen und tanzen sie. Es ist der Beginn ihrer Proben für ihr Kulturprogramm zur Vogelhochzeit am 25. Januar um 15.30 Uhr. Damit wollen sie Einwohner, Eltern und Großeltern im Kulturhaus erfreuen. Auch die Vier- bis Sechsjährigen der „Lutki-Gruppe“ sind fleißig. Mit Erzieherin Christine Mickel singen sie kraftvoll „Es schneit, kommt alle aus dem Haus“ und weitere Lieder. Jeder hat im Hochzeitszug seine feste Aufgabe. Der Braška (Hochzeitsbitter) führt die Brautgesellschaft an. Immer wieder stimmt er die Lieder an. Er achtet auf innere Ordnung im Hochzeitszug. Raffael Zschornack nimmt diese Aufgabe wahr. Ihm folgen die Njewjesta (Braut) mit Lina-Marie Korch und der Nawoženja (Bräutigam) mit Richard Michauk. Als Swaty (Brautführer) laufen Aaron Scholze und Felix Alexander Paulick mit. Als S³onki (Patinnen) sind Saadiya Bresan und Vanessa Gruttke dabei. Und als Družki (Brautjungfern) wirken Johanna Krahl und Gloria Korch mit.

Mit der Vogelhochzeit beginnt in der Kita Sollschwitz der Jahreskreis der Traditionen. Jahr für Jahr stellen die Kinder am Morgen des 25. Januar leere Teller aufs Fensterbrett. Darauf finden sie später, Gebäck und Süßigkeiten. Es ist der Dank der Vögel für die Umsicht der Kinder beim Füttern im Winter. Die Kinder lernen Ehrfurcht vor der Natur, vor dem Mitgeschöpf Tier und Dankbarkeit kennen. „ Wichtig ist uns, dass der Brauch gelebt und weitergegeben wird. Darauf legen wir großen Wert“, sagt Erzieherin Christine Mickel. Für ihre Gruppenräume basteln die Kinder liebevoll Vögel. Sie schmücken die Räume und das Treppenhaus aus.

Vier neue Festtagstrachten

„Wir haben einen festen Bestand an Trachten“, sagt Kita-Leiterin Brigitte Wenke. Dankbar ist sie für die Hilfe der „Ankleidefrauen“. Und der sorbischen Trachtenschneiderin Petra Kupke in Räckelwitz. Sie nähte jetzt für den Sollschwitzer Kindergarten vier neue katholische Festtagstrachten, zwei Zylinder, rosa Bänder für die Brautjungfern sowie weiße Schürzen und weiße Tücher für die Patinnen, ebenso einige nötige Kleinteile. 30 Prozent der Kosten finanzierte das CSB als Träger der Einrichtung. 70 Prozent der Kosten förderte die Stiftung für das sorbische Volk.

Nun freuen sich alle auf das Kulturprogramm am 25. Januar. Am Abend zuvor decken und schmücken sie die Tische und die Bühne. Zum Auftritt selbst helfen sie beim Servieren von Kaffee und später beim Aufräumen und Abwaschen. „Jede Mutti bäckt einen Kuchen“, sagt Brigitte Wenke. „Auch das ist eine große Unterstützung.“ Denn immerhin werden 120 erwachsene Besucher und 30 bis 40 Kinder erwartet. Nach dem Programm gibt es noch eine besondere Überraschung. Die Vier- bis Sechsjährigen der „Lutki-Gruppe“ dürfen sich am 8. Februar in der Crostwitzer Jednota-Halle die sorbische Kindervogelhochzeit unter dem Titel „Ein Traum vom Fliegen“ – aufgeführt vom Sorbischen Nationalensemble Bautzen – ansehen. Sie sind also nicht nur Akteure, sondern auch Zuschauer ...