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Junger Schulchef für Wilsdruff

Christian Stange ist neuer Leiter der Oberschule. Der Informatiklehrer hat eine Veränderung bereits angeschoben.

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© Andreas Weihs

Von Hauke Heuer

Wilsdruff. Große Pause an der Oberschule in Wilsdruff: Die Schüler wuseln und toben lautstark durch die Gänge. Auch im Sekretariat herrscht Hochbetrieb. Lehrer holen Unterlagen ab, Kinder melden sich krank und immer wieder klingelt das Telefon. Mitten drin steht Christian Stange, seit diesem Schuljahr neuer Leiter der Oberschule. Mit fast zwei Metern Körpergröße ist er in seinem schwarzen Anzug nicht zu übersehen. Er spricht noch schnell mit der Sekretärin, dann findet er kurz Zeit. An einer Schule ticken die Uhren anders und die Stunde dauert nur 45 Minuten.

So mächtig die Erscheinung Stanges ist, so bedacht und vorsichtig gibt er sich im Gespräch. „Ich habe mir vorgenommen, im ersten Jahr zu evaluieren und mir die Wünsche und Anregungen aller Lehrer, Schüler und Eltern anzuhören. Zunächst behalten wir bei, was die alte Schulleitung aufgebaut hat. Meine Vorgängerin hat gute Arbeit geleistet“, antwortet er auf die Frage nach den Plänen für sein neues Haus.

Doch eine Neuerung hat der neue Rektor bereits eingeführt: „Wir arbeiten daran, den größten Teil der Schulleitung computergestützt zu organisieren. Das ist eine große Umstellung, die Probleme mit sich bringt, spart aber langfristig viel Zeit. Diese Maßnahme ist wahrscheinlich der bisher größte Unterschied zu meiner Vorgängerin“. Auch im Unterricht würde Stange gerne mit den aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung Schritt halten – nicht zuletzt, weil er im Fach Informatik unterrichtet. Er ist sich aber bewusst, dass die Anschaffung von teueren Computern auch Geld kostet. „Unsere Ausstattung ist ausreichend, aber nicht optimal. Es wird in diesem Bereich eine Entwicklung geben. Wir müssen aber auch bedenken, dass die Stadt keine unbegrenzten Ressourcen hat“, erklärt er.

Mit 39 Jahren ist der verheiratete Vater von drei Kindern einer der jüngsten Schulleitern im Freistaat. Jüngst ist er mit seiner Familie aus Dresden nach Klipphausen in ein Eigenheim gezogen. Doch trotz seiner Jugend hat Stange bereits als stellvertretender Schulleiter der Akademie für berufliche Bildung in Dresden viel Erfahrung sammeln können. „Den Respekt der alteingesessenen Kollegen muss ich mir dennoch erst einmal erarbeiten. Aber auch denen ist natürlich klar, dass auch an unserer Schule mittelfristig ein Generationenwechsel stattfinden muss“, erklärt er.

Gymnasium klaut keine Schüler

Genau dieser Wechsel ist es, der Stange und seine Kollegen im ganzen Freistaat vor die gleichen Herausforderungen stellt: „Auch an unserer Schule gibt es aufgrund des Lehrermangels Probleme und einige Unterrichtsstunden fallen aus. Wir sind dennoch in der Lage, den prüfungsrelevanten Stoff mit nur wenigen Einschränkungen zu vermitteln.“

So gibt es in Wilsdruff auch fünf Seiteneinsteiger, die zwar mit einem Hochschulabschluss ausgestattet, aber keine grundständigen Pädagogen sind. „Wir stellen diesen angehenden Lehrern Mentoren aus dem gleichen Fachbereich zur Seite, die wertvolle Unterstützung leisten. Darüber hinaus erhalten die Seiteneinsteiger eine dreimonatige Grundschulung und können an weiteren Fortbildungen teilnehmen“, sagt Stange. Zwar seien ausgebildete Pädagogen prinzipiell geeigneter für den Job. Doch der Bedarf ist einfach zu hoch. Jahr für Jahr verschwinden mehrere Lehrer, meist aus Altersgründen, aus dem Kollegium. „Wir brauchen die Quereinsteiger“, stellt Stange klar.

Wenig Sorge bereit dem neuen Schulleiter die Neugründung des Gymnasiums in unmittelbarer Nähe. „Ich verspreche mir sehr viel von dem Schulcampus, der dann entsteht und hoffe, dass wir mit der Schulleitung eng zusammenarbeiten können“, sagt Stange. Konkret wird die Oberschule mit dem Neubau ebenfalls an das Breitbandnetz angeschlossen. Darüber hinaus hofft der Schulleiter, dass Ganztagsschulangebote gemeinsam organisiert werden können, um Kapazitäten zu sparen.

„Ich denke nicht, dass wir viele Schüler an das Gymnasium verlieren werden. Aber wer eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium bekommt, soll auch eines besuchen“, sagt er und fügt hinzu, „selbst wenn künftig mehr Schüler auf das Gymnasium und nicht auf die Oberschule gehen, ist das auch aus unserer Sicht eine positive Entwicklung. Die Bevölkerung wächst. So würden auch bei uns zusätzlichen Kapazitäten geschaffen.“

Dann klingelt es zur Stunde. Stange springt wieder auf und greift seine Tasche. Der Unterricht wartet nicht.