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Junge Stempelmacher aus Löbau

Marcus und Lukas Keßner übernehmen das Geschäft ihres Onkels in Weimar. Das wird auch Auswirkungen auf den Löbauer Firmenstandort haben.

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© Thüringer Allgemeine

Von Marcus Scholz

Löbau, Dresden, Weimar – Familie Keßner ist überall präsent. Bislang ist eher Familienoberhaupt Reinhart, Geschäftsführer der Löbauer Firma Rudolf Schmorrde und des Dresdner Stempelunternehmens Albert Walther, das Gesicht des Keßner-Clans gewesen. Seit ein paar Wochen machen nun aber auch seine Söhne Marcus und Lukas von sich reden.

Beide arbeiten schon seit Jahren im Unternehmen, haben sogar Führungspositionen inne. Der eine, Marcus, ist Betriebsleiter und Mitgesellschafter am Standort Löbau. Der andere, Lukas, leitet dagegen die Stempel- und Schilderfabrik Albert Walther in Dresden. Mit Jahresbeginn hat sich aber noch ein weiteres, ganz anderes Kapitel im Leben der Brüder aufgetan: Sie sind die neuen Inhaber der Graphischen Betriebe in Weimar und folgen ihrem Onkel Rudolf Keßner, der dort 37 Jahre das Zepter geschwungen und sich nun in den Ruhestand verabschiedet hat. „Mein Onkel hat lange überlegt, ob er die Firma verkaufen oder an jemanden aus Weimar übergeben soll. Dann ist die Wahl aber auf uns gefallen“, sagt Marcus Keßner.

Dass die Brüder einmal im Familienbetrieb Fuß fassen und ihren Teil zum Erfolg von „Stempel-Keßner“, wie es im Volksmund heißt, beitragen werden, ist schon immer klar gewesen. „Wir waren schon als Kinder täglich in der Firma. Die Frage, später etwas anderes zu machen, stellte sich für uns nie“, sagt Lukas. Sogar im Urlaub ist früher ab und an das Thema „Stempel“ aufgetaucht. „Es ist schon mal vorgekommen, dass wir da mit unseren Eltern zwischendurch einen Kundenbesuch eingebaut haben“, so Lukas Keßner.

Kunden müssen die Brüder immer noch besuchen. Da führt kein Weg daran vorbei. Aber nicht etwa, weil Vater Reinhart es sagt, sondern, um ihre Firma in Weimar voranzutreiben. Dort werden vor allem grafische Erzeugnisse, wie etwa Flyer, Zeitungen, Bücher oder Karten aller Art gedruckt. Damit auch Löbauer wissen, was die Keßner-Söhne in Weimar treiben, wird nach und nach ein Schaufenster im Geschäft an der Sachsenstraße umgestaltet und mit Produkten aus Weimar bestückt. „Wir wollen unser Angebot an allen drei Standorten erweitern“, sagt Marcus Keßner.

Den Betrieb in Weimar lenken die Brüder dabei nicht direkt vor Ort. Lukas bleibt als Betriebsleiter weiter in Dresden und Marcus behält sich seine Heimatstadt Löbau als Lebensmittelpunkt. Denn auch dort wartet jede Menge Arbeit. „Allein in Löbau produzieren wir rund 250 000 Stempel pro Jahr“, sagt Marcus Keßner. An allen drei Standorten seien es zusammengerechnet sogar bis zu 400 000 Stempel, die in einem Jahr hergestellt werden. 47 Mitarbeiter kümmern sich insgesamt darum. 22 sind es allein in Löbau. Und Jahr für Jahr werden es mehr. „Wir wachsen stetig und stellen auch stetig neue Mitarbeiter ein“, sagt Marcus Keßner. Das liegt auch daran, dass Stempel nach wie vor gefragt sind – etwa bei Firmen oder Ämtern.

Wie viel Geld sich mit dem Stempelverkauf, Druck und Schildern verdienen lässt, wollen die Keßners nicht sagen. Außer einem kleinen Detail: „Durch die Verkäufe in unseren Geschäften erwirtschaften wir nur rund 0,5 Prozent unseres Jahresumsatzes“, so die beiden Brüder. Hauptsächlich werden die Produkte verschickt. „Deutschlandweit und in das deutschsprachige Ausland. Etwa nach Österreich oder in die Schweiz“, sagt Lukas Keßner, der selbst schon viel herumgekommen ist. Ein Jahr hat er in Mexiko gelebt. Bruder Marcus hat es nach der Schule dagegen in die USA verschlagen.

Dass sie nun im Familienbetrieb mittun dürfen und so viel Vertrauen geschenkt bekommen, macht beide stolz. „Unser Vater hat das gut gemacht, in dem er uns immer mehr Verantwortung übertragen hat“, sagen die jungen Firmenchefs. Das Vertrauen wollen sie nun zurückzahlen und am Standort Weimar zeigen, dass sich die Unterstützung gelohnt hat.