Merken

Junge Naturwächter erobern Sachsen

Als Modellprojekt für den Freistaat brauchten die Junior Ranger einen neuen Namen. Es ist nicht die einzige Veränderung.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Mittelsachsen. Zurück zur Natur, so könnte das Motto der jungen Naturwächter heißen, die derzeit in den sechs Naturschutzstationen des Kreises ausgebildet werden. „Mich erschlägt es wieder, ich bin fast ausgebucht“, sagt Carin Lau vom Natur- und Freizeitzentrum Töpelwinkel. Im Grundkurs des Projektes, das unter dem Namen Junior Ranger bekannt geworden ist, kann sie 16 Plätze anbieten, 15 sind belegt. Am 2. September haben sich die Teilnehmer zum ersten Mal getroffen.

Insgesamt 70 Stunden werden sich die Mädchen und Jungen aus der Region, die mehrheitlich zwischen acht und neun Jahre alt sind, mit der Natur und dem Naturschutz auseinandersetzen. Sie waren bereits auf einer Streuobstwiese, haben dort eine mobile Saftpresse getestet. Am 21. Oktober bekommen sie Besuch von Pilzberater Dieter Kunadt aus Leisnig. Im Winter soll es ein Mediencamp zum Thema Natur geben. Bestandteil sein soll, so Lau, unter anderem, wie man auch mit dem Handy Tiere gelungen fotografieren kann. Für das Projekt ist sie mit einem Medienpädagogen im Gespräch.

Nach dem Abschluss des Grundkurses, der bisher mit einer Prüfung beendet wurde, können die Kinder in einem Aufbaukurs weitermachen. Ein Großteil nehme das Angebot auch an, sagt Carin Lau. Seit 2013 läuft das Projekt. Zwischen 30 und 40 junge Naturwächter habe sie bereits im Töpelwinkel ausgebildet. Im Kreis sind es nach Angaben von Kreissprecher André Kaiser fast 130.

Nun hat das Projekt, mit dem Mittelsachsen auch ehrenamtliche Naturschützer gewinnen will, sachsenweit Bedeutung erlangt. „Die Junior Ranger werden zu einem landesweiten Pilotprojekt, welches durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und die Landesstiftung Natur und Umwelt begleitet wird“, informierte Kreissprecher Kaiser. Ziel sei es, die mittelsächsischen Erfahrungen für ganz Sachsen nutzbar zu machen. Da der Titel dafür ungeeignet gewesen sei, haben sich die Junior Ranger in einer Wahl für den neuen Namen „junge Naturwächter“ entschieden.

Für Carin Lau bringt die Neuausrichtung des Projektes nicht nur Vorteile. „Ich bekomme nur noch 70 Stunden finanziert“, sagt die Chefin des Töpelwinkel. Dadurch leide auch die Qualität der Ausbildung. Umso mehr freut sich Lau über die Unterstützung, die bisher immer vonseiten der Eltern gekommen sei. „Eine Mutter hatte mir zum Beispiel mal einen Satz Ordner gekauft“, sagt Lau. Pro Kurs zahlen die Eltern 50 Euro für die „jungen Naturwächter“. Um die Kinder auch über die Kurse hinaus bei der Stange zu halten, gibt es zukünftig Patenschaften zwischen dem Nachwuchs und erfahrenen Jägern, Imkern oder Förstern. In einem Fall sei dies schon gelungen, sagt Lau. Ein Schüler treffe sich regelmäßig mit einem Jäger aus Schönerstädt. „Der Junge wollte schon immer Jäger werden“, so Carin Lau. Das mit der Neuorientierung des Projektes auch die Prüfungen am Ende des Grundkurses wegfallen sollen, bedauert die Chefin des Töpelwinkel.

Dafür gibt es nun vom Freistaat Sachsen Geld für die Naturschutzstationen. Um die 100 000 Euro, die Mittelsachsen zustehen, auch zeitnah zu erhalten, war eine Eilentscheidung des Landrates notwendig, über die die Kreisräte in ihrer Sitzung am Mittwoch informiert worden sind.

Um den Teil der 1,5 Millionen Euro, die der Freistaats insgesamt zur Verfügung gestellt hat, zu bekommen, ist eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Kreis und der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (Lau) notwendig gewesen. Diese fällt eigentlich in den Bereich der freiwilligen Leistungen des Landkreises und hätte somit vom Kreistag beschlossen werden müssen. Rund 16 500 Euro hat jede Naturschutzstation in Mittelsachsen aufgrund der Vereinbarung erhalten. Auch für das kommenden Jahr ist eine weitere Kooperationsvereinbarung geplant. Landrat Matthias Damm (CDU) hofft auf eine langfristige Mittelbereitstellung durch den Freistaat.