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Junge Leute ausgebremst

Familie Körner in Taubenheim will, dass ihre Pferde nicht im Schlamm stehen – aber das Bauamt hat etwas dagegen.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Nun geht auch das kleinere der beiden Kinder in Taubenheim in den Kindergarten. Nun könnte es losgehen für Olina Körner. Statt sich auf dem Arbeitsamt zu melden, wollte sie die Pferdepension auf dem Grundstück, das sie mit ihrem Mann Sascha vor zwei Jahren gekauft hat, betreiben. Derzeit sind neben dem eigenen noch acht Pferde von Einstellern am Ortsausgang von Taubenheim Richtung Sönitz untergebracht. Wollte – ist das richtige Wort. Denn das Projekt der Körners steht buchstäblich auf tönernen Füßen.

© Claudia Hübschmann

„Wir haben Unkrautfolie ausgelegt, Sand drauf und so einen Reitplatz gebaut“, sagt Sascha Körner. Der Platz ist 36 Meter lang und 18 Meter breit. Und er soll wieder weg. Ebenso wie der Unterstand für die Pferde. Denn beides liegt zwar auf dem Grundstück der Körners –  insgesamt stehen ihnen vier Hektar Wiesen zur Verfügung –, aber beides liegt auch im Außenbereich. Und da darf nicht gebaut werden. Entsprechend fiel ein Schreiben des Kreisbauamtes mit Sitz in Großenhain aus. Darin wird mitgeteilt, dass die „Errichtung weiterer baulicher Anlagen einschließlich Reitplätze unzulässig“ ist. Der bestehende Reitplatz und der Pferdeunterstand werden bis zum 1.1. 2019 geduldet.

Dieser Bescheid kam im vergangen Mai. Im Juli 2016 baten die Körners nochmals um Auskunft. „Wir können Ihnen nur mitteilen, dass wir bei unseren bisherigen Aussagen bleiben.“ Zu diesen gehört auch die Ablehnung der „teilweisen Befestigung der Winterkoppel, sodass keine weiteren Maßnahmen vorgenommen werden dürfen“. Und: „Einen Vorort-Termin halten wir im Moment für nicht erforderlich“, teilte die zuständige Bearbeiterin, eine Frau Gebhardt, mit. Würde sie doch einmal zum Vorort-Termin kommen. Dann könnte sie sehen, dass neun Pferde jedes Stück Wiese im Winter innerhalb von ein paar Tagen in eine Schlammwüste verwandeln, sodass von der Grasnarbe nichts mehr übrigbleibt.

Mit dem Verbot, wenigstens den Teil der Winterkoppel vor dem Unterstand zu befestigen, wird das eigentliche Anliegen des Bauverbots im Außenbereich aber ad absurdum geführt. Es soll verhindern, dass immer mehr Natur zerstört wird. Das tun die Pferde aber zwangsläufig im Winter. „Wir würden Vlies oder alten Teppich auslegen, beides ist wasserdurchlässig, und Asphaltreceycling aufbringen“, sagt Sascha Körner. Dann wäre das möglich, was sich Olina Körner wünscht: „Ich würde jeden Tag misten, damit es ordentlich aussieht und es den Pferden gut geht, aber ich kann nicht.“ Denn in dem Schlamm, in dem die Tiere jetzt notgedrungen stehen müssen, ist dies nicht möglich.

Sie hätten dem Umweltamt angeboten, Ersatzpflanzungen vorzunehmen und wären bereit, schriftlich zu versichern, dass bei Aufgabe der Pferdepension alles – vom Reitplatz über den Unterstand bis hin zu einer befestigten Winterkoppel – wieder zurückgebaut wird. „Man kann die Folien und das Schüttgut aufrollen, abfahren und nach einem halben Jahr wäre wieder Wiese da“, erklärt Sascha Körner.

Was die Gemeinde Klipphausen betrifft, so habe in der Verwaltung niemand etwas gegen das Pferdeprojekt der Körners, im Gegenteil, Pferde gehörten zum Dorf, sei ihnen gesagt worden, so Olina Körner. Und auch beim Kreisbauamt müssen noch nicht alle Messen gesungen sein. Natürlich bestünde die Möglichkeit, ein Gewerbe oder einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb anzumelden, teilte Frau Gebhardt mit.

Damit bestünde die Möglichkeit einer Privilegierung laut Bundesbaugesetzbuch. Dort ist unter § 35 festgelegt, dass im Außenbereich gebaut werden darf, wenn dies „einem land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb dient und nur einen untergeordneten Teil der Betriebsfläche einnimmt“. Olina Körner hofft, dass dies so beim Kreisbauamt gesehen wird.