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Junge Dame macht große Sprünge

Skispringerin Lia Böhme geht schon seit vier Jahren in die Anlaufspur. Beim Sachsenpokal 2015 landet sie sogar auf Platz 1.

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© Eckardt Mildner

Von Steffen Bauer

Pretzschendorf. Ein kleines bisschen Angst habe sie zunächst gehabt, gesteht Lia Böhme. Die Skispringerin vom SV Blau-Weiß Dittersbach, die gerade zehn Jahre alt geworden ist, durfte kürzlich erstmals von der großen Schanze, einer K 45, springen. Ganz schön hoch sei das gewesen, sagt die Sportlerin, die bis dahin 26 Meter als persönliche Bestweite von einer K 25 zu Buche stehen hatte.

Aber kein Grund, die neue Herausforderung nicht ebenso zu meistern wie alle anderen zuvor. Mit sechs Jahren sei Lia das erste Mal von einer Schanze gesprungen, erzählt Vater Oliver Böhme. Der 37-jährige frühere Leistungssportler und gebürtige Röthenbacher hatte vor fünf Jahren gemeinsam mit einigen Mitstreitern im Frauensteiner Ortsteil Dittersbach wieder eine kleine Sprunggruppe aufgebaut – mit Lia, die dem Papa unbedingt nacheifern wollte, als einziger Nachwuchsspringerin.

Mit Erfolg: In dieser Saison hat die künftige Viertklässlerin der Grundschule Oelsa schon zwei Matten-Wettkämpfe gewonnen und ist im Sachsenpokal Zweite unter elf Mädchen ihrer Altersklasse. „Sie hat gute Chancen, dieses Jahr zu gewinnen“, sagt Regionaltrainer Achim Schaale, der große Stücke auf die junge Springerin aus Dittersbach hält. „Sie ist sehr mutig und bringt beste körperliche Voraussetzungen mit.“

Weibliche Skispringer sind in Sachsen selten

Der 49-jährige Falkenauer ist für die Skisprungtalente im Erzgebirge verantwortlich und hat am Stützpunkt in Zschopau auch Lia Böhme einmal in der Woche unter seinen Fittichen. Sie sei ein Ausnahmetalent, lobt Schaale, trainiere sehr ehrgeizig. Im Vorjahr landete Lia Böhme als Jüngste der AK Mädchen 2 auf Anhieb im Mittelfeld. Inzwischen sei seine Tochter, die beim TuS Dippoldiswalde auch Leichtathletik trainiert, im sächsischen D-Kader eingestuft worden, freut sich Papa Oliver Böhme. Der weibliche Skisprung-Bereich sei in Sachsen noch ein zartes Pflänzchen, sagt Regionaltrainer Achim Schaale, „das jedoch fleißig wächst.“ Vor allem in den jüngeren Altersklassen wagen sich fast so viele Mädchen wie Jungen in die Anlaufspur, sagt er.

„Auch die Sächsische Staatsregierung unterstützt uns inzwischen“, freut sich Achim Schaale, dessen Sohn Max (17) künftig am Bundesstützpunkt in Oberhof trainiert. Mit Helena Metzler aus Großwaltersdorf hat der Regionaltrainer noch ein zweites Mädchen aus Mittelsachsen in seiner Gruppe in Zschopau. Das elfjährige Talent, das auch für den SV Nordisch/Alpine Zschopau startet, gehört in der AK Mädchen 3 ebenfalls zur sächsischen Spitze.

Ziel ist das Sportgymnasium

Für Lia Böhme begann Mitte August die Vorbereitung auf die weiteren Wettkämpfe des Sachsenpokals, der bis Ende Oktober dauert. Zudem starte sie noch bei zwei Sprungläufen des Oberlausitzpokals, freut sich Lia Böhme, die manchmal auch schon etwas weiter voraus blickt: „Später möchte ich aufs Sportgymnasium“, sagt die ehrgeizige Zehnjährige.

Vater Oliver Böhme hat ebenfalls einen vollen Terminkalender. Beim Grand-Prix der Kombinierer in Oberwiesenthal und beim Weltcup im November in Klingenthal ist Böhme als Vorspringer gesetzt und absolvierte dafür extra ein Trainingslager im österreichischen Villach und in Planica (Slowenien). Der dabei geholte Schwung sollte sich auch bei der Deutschen Senioren-Meisterschaft und beim Senioren-Grand-Prix in Schweden auszahlen. Denn dort will der dreifache deutsche Meister der AK 31 selbst um die Medaillen mitspringen. Damit knüpft Olaf Böhme an frühere Erfolge an. In Röthenbach wurde er in den 1980er-Jahren von Trainer Christfried Rüger betreut. Auch als er später bei Dynamo Zinnwald trainierte, trat er weiter für den Röthenbacher SV an. 1988 wurde er DDR-Vizemeister, mit der Bezirksauswahl von Dresden gar Erster, und 1989 gewann er beim DDR-offenen Sprunglauf. (FP)