Merken

Jung, bescheiden, erfolgreich

Florian Baumgart ist ein außergewöhnlich guter Tischlermeister. Das sieht der 21-Jährige ganz pragmatisch.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Unger

Von Nancy Riegel

Neustadt. Hübsch und bequem sollte es sein, das Bett, das sich Florian Baumgart aus dem Neustädter Ortsteil Langburkersdorf in sein Zimmer stellen wollte. Wie praktisch, dass der 21-Jährige in der Tischlerei seines Vaters arbeitet und gerade seinen Meister machen wollte. Dazu gehört – neben Schulbank drücken – auch die Anfertigung eines Meisterstücks. Und so baute Florian ein Bett. Aber nicht irgendeines.

So entstand das Meisterstück

Nach dem Verleimen der runden Seiten für das Hinterteil des Betts hat Flroian zunächst eine gerade Kante für die weitere Bearbeitung abgefräst.
Nach dem Verleimen der runden Seiten für das Hinterteil des Betts hat Flroian zunächst eine gerade Kante für die weitere Bearbeitung abgefräst.
Nach dem Abfräsen folgte der Zuschnitt auf die entsprechende Breite.
Nach dem Abfräsen folgte der Zuschnitt auf die entsprechende Breite.
Anschließend mussten die Bauteile mit dem richtigen Winkel gebogen werden.
Anschließend mussten die Bauteile mit dem richtigen Winkel gebogen werden.
Auf diesem Bild sieht man, wie Florian Baumgart die Seitenteile des Bettes verleimte. Dafür nutzte er eine Vakuumpresse.
Auf diesem Bild sieht man, wie Florian Baumgart die Seitenteile des Bettes verleimte. Dafür nutzte er eine Vakuumpresse.
Mehrere Hundert Stunden Arbeit stecken in dem Bett. Die Mühe hat sich gelohnt: Die Jury gab dem Möbelstück 100 von 100 möglichen Punkten.
Mehrere Hundert Stunden Arbeit stecken in dem Bett. Die Mühe hat sich gelohnt: Die Jury gab dem Möbelstück 100 von 100 möglichen Punkten.

Bei der Ausstellung der Meisterstücke des Tischler-Jahrgangs 2017 im Schloss Pillnitz fällt Florians Möbelstück nicht unbedingt ins Auge. Außergewöhnliche Arbeiten wie ein Picknickanhänger für eine Simson oder ein Eiswagen aus Holz erregen eher die Aufmerksamkeit der Besucher. Was diese Arbeiten von Florians Bett unterscheidet? Sie haben Makel. Florians Arbeit nicht. 100 von 100 möglichen Punkten hat sein Meisterstück bekommen, unabhängig bewertet von drei Prüfern. Nur noch ein weiteres Möbelstück, ein Regal mit versteckten Schubladen, hat die gleiche Punktzahl erhalten. „Ich bin seit mehr als zehn Jahren Prüfer, aber 100 Punkte hatte ich bisher noch bei keiner Meisterausstellung gesehen“, sagt Jan Eckoldt, der Vorsitzende des Meisterprüfungsausschusses im Kammerbezirk Dresden. Er ist beeindruckt von dem 21-Jährigen. Der ist bescheiden, erwähnt seine Punktzahl eher beiläufig.

Stattdessen erklärt er, welche Arbeit in dem Möbelstück steckt. Wie er Stunden, nächtelang damit verbracht hat, das edle Tineo-Holz auf gebogene Flächen zu kleben, vorsichtig, damit beim Schleifen die Maserung nicht zerstört wird. Als Kontrast zu dem Holz aus Südamerika hat Florian heimischen Sandstein verbaut. Hauchdünn, sodass von hinten eine Lampe durchscheint. „Bei der Bewertung der Möbelstücke geht es nicht um persönlichen Geschmack“, erklärt Jan Eckoldt. „Sondern um die Ausführung und die Kreativität.“ Florian bringt beides mit.

Mit 21 Jahren hat er so nun seinen Meister in der Tasche. Der Vater, Uwe Baumgart, ist stolz auf seinen Junior, und lässt es sich nicht nehmen zu erwähnen, dass „der Florian ja jetzt selber Lehrlinge ausbilden kann.“ Ein zaghaftes Kopfschütteln vom frischgebackenen Meister – er will erst einmal ein paar Jahre arbeiten, Erfahrungen sammeln.

Gut zu tun hat er in der Tischlerei in Langburkersdorf. Während sich Uwe Baumgart auf Türen, Fenster und Treppen spezialisiert hat, will Florian beim Möbelbauen bleiben. Neben einer präzisen Arbeitsweise muss der 21-Jährige dafür auch Ideen mitbringen. Möbel-Zeitschriften helfen ihm dabei, auch Online-Foto-Dienste wie Instagram und Tumblr kann man dafür nutzen, hat Florian in seinen Kursen gelernt. Ebenso das kaufmännische Know-how. Das wird er in nicht allzu ferner Zukunft auch brauchen, lässt Uwe Baumgart durchblicken. Sein Sohnemann soll auf jeden Fall einmal die Firma übernehmen, die es bereits seit 1984 gibt. Bevor die Arbeit als Meister so richtig losgeht, geht es für Florian aber erst einmal weit weg – auf mehrwöchige Rundreise durch die USA.