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Jugendlichen fehlt die Flexibilität

Junge Leute wollen in der Region lernen. Das liegt unter anderem an fehlenden Bus- und Bahnverbindungen.

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© Dirk Westphal

Von Tina Soltysiak

Region Döbeln. In ratlose, freudige und ernste Gesichter von Jugendlichen, die auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, hat Susanne Sauer am Dienstag geschaut. Sie ist Ausbildungsvermittlerin in der Döbelner Geschäftsstelle des Jobcenters Mittelsachsen. Vorrangig hat sie Jugendliche vor sich sitzen gehabt. Aber auch einige Erwachsene, die ihre Kinder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz begleiten und unterstützen.

Die jungen Leute haben einen Aktionstag genutzt, den das Jobcenter kurz vor dem Ausbildungsbeginn veranstaltet, sagt Simone Haronska, Teamleiterin u26 im Jobcenter in Döbeln. „Wir betreuen alle Jugendlichen bis zum vollendeten 26. Lebensjahr“, erklärt sie, wofür u26 steht. Das Einzugsgebiet reiche von Döbeln bis nach Rochlitz, Mittweida und Hainichen.

In ihrem Bereich sind zwölf Vermittler tätig: fünf in der Ausbildungsvermittlung sowie Arbeitsvermittler und Fallmanager. Etwa 35 Jugendliche seien noch auf der Suche nach einer Lehrstelle beziehungsweise haben noch keinen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Doch die gestrige Veranstaltung war offen für alle interessierten Jugendlichen. Insgesamt haben elf das Angebot angenommen, erzählt Ausbildungsvermittlerin Susanne Sauer. In Hainichen, Döbeln und Mittweida seien zusammengenommen 18 Jugendliche beraten worden, ergänzt sie.

Der Aktionstag sei erstmals im größeren Rahmen veranstaltet worden. „In den Vorjahren haben wir die Bewerber eingeladen, die wir im laufenden Beratungsprozess begleiten“, sagt Susanne Sauer.

Karin Ilgert, Geschäftsführerin des Jobcenters Mittelsachsen, hatte im Vorfeld dazu gesagt: „Besucher erhalten nicht nur konkrete Ausbildungsangebote, sondern auch vielfältige und wichtige Informationen zu den Themen Ausbildungssuche und Bewerbung, Ausbildungsaufnahme oder Fördermöglichkeiten und Unterstützung.“

Eine dieser Fördermöglichkeiten ist das Programm „Young Mobility“. Das ermöglicht arbeitslosen jungen Leuten zwischen 18 und 35 Jahre, die im Jobcenter betreut werden, einen Auslandsaufenthalt. Ziel des Projekts: die Chancen auf eine Ausbildung oder einen direkten Berufseinstieg zu erhöhen. Aktuell kommen drei Länder in Frage – Österreich, Schweden und Spanien. „Die Jugendlichen werden vorher, vor Ort und nachher betreut. Sie arbeiten vor allem im Dienstleistungs-, Gastro- oder Hotelgewerbe. Aber es sind natürlich auch andere Berufe möglich“, sagt Simone Haronska.

500 freie Lehrstellen in Mittelsachsen

Das Jobcenter spricht nicht nur die Arbeitssuchenden, sondern auch die Firmen gezielt an. „Wir haben an klein- und mittelständische Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern eine Postwurfsendung verschickt. Sie sollen Kontakt zu uns aufnehmen, wenn sie auf der Suche nach Auszubildenden sind“, sagt sie.

Mittlerweile seien die Arbeitgeber davon abgerückt, nur noch Bewerber mit den besten Noten einzustellen. Auch, weil es die im Vergleich zu früher weniger gibt. „Die Zahl der Abschlüsse, was Haupt- und Realschule betrifft, ist zwar relativ gleichbleibend. Aber es gibt immer mehr, die gar keinen Abschluss haben. Vor allem im Altlandkreis Döbeln ist die Quote hoch“, erzählt Simone Haronska. Für sie gibt es spezielle Angebote, nämlich integrative oder kooperative Maßnahmen.

„In beiden Fällen erfolgt die Theorie über den Bildungsträger. Bei den kooperativen Maßnahmen erfolgt die Praxis im Unternehmen“, erklärt sie. Bei den kooperativen liege die Erfolgsquote bei etwa 35 Prozent, bei den integrativen bei etwa 20 Prozent. „Unser Hauptziel ist, den Jugendlichen zu verdeutlichen, wie wichtig eine abgeschlossene Berufsausbildung ist“, so Simone Haronska.

In ganz Mittelsachsen gebe es rund 500 offene Ausbildungsstellen. Da ist anzunehmen, dass für jeden Suchenden das Passende dabei ist. „Aber vor allem den Döbelner Jugendlichen fehlt es an Flexibilität. Sie wollen möglichst im Altlandkreis bleiben, aber hier gibt es nun mal nicht in allen Berufen freie Stellen“, sagt sie. In Mittweida beispielsweise „gibt es gute Stellen. Aber dann muss auch die Bereitschaft da sein, zeitiger aufzustehen“, ergänzt sie. Ein Argument der Jugendlichen sei jedoch nachvollziehbar: die schwierigen beziehungsweise aus deren Sicht mangelhaften Verkehrsverbindungen. Das sei ein Hemmnis.