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Jugendliche verlieren ihren Klub

In die Räume in Kriebethal zieht der Bauhof ein. Die jungen Leute suchen nach einer Alternative. Bisher aber ergebnislos.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Kriebstein. Fast 20 junge Leute sind zur Kriebsteiner Ratssitzung gekommen, um aus dem Mund von Bürgermeisterin Maria Euchler (FW) zu hören, was sie noch immer nicht glauben können: Sie verlieren ihren Jugendklub in Kriebethal. Erst vor wenigen Tagen sind sie darüber informiert worden. Bis zum 31. August müssen sie ausziehen.

Dann soll der Bauhof in die Räume des Klubs umziehen. Mitarbeiter der Unfallkasse Sachsen hatten bei einem Besuch der Kriebsteiner Verwaltung festgestellt, dass die Aufenthaltsräume des Bauhofes für die fünf Beschäftigten unzumutbar sind. Die Räume befinden sich im Keller der Gemeindeverwaltung. Seit dem Hochwasser hat sich an den Wänden Schimmel ausgebreitet, der zu Gesundheitsschäden führen kann. Aber nicht nur das hat die Unfallkasse bemängelt.

Es fehlen Sanitäranlagen, Umkleide- und Waschmöglichkeiten. „Für alle Mitarbeiter gibt es nur ein Waschbecken“, sagt Gemeinderat Jürgen Filz (CDU). „Die Kollegen haben keine Möglichkeit, ihre Sachen zu wechseln oder sich zu duschen. Sie gehen so nach Hause, wie sie von ihren Einsätzen kommen“, ergänzt die Bürgermeisterin. Zwar habe die Gemeinde die Zuständen gekannt, gibt sie zu, aber der Verwaltung sei nicht bewusst gewesen, dass sie so ernst sind.

Jetzt hat die Unfallkasse eingegriffen. Sie fordert, die Mängel zu beseitigen. Das sei jedoch derzeit nicht möglich, so Maria Euchler. Der Schimmel könne lediglich abgewaschen und die Bereiche mit schimmelabweisenden Mitteln besprüht werden. Mehr sei nicht drin, so Filz. Deshalb seien viele Optionen geprüft worden, aber dabei nur eine praktikable übrig geblieben. Die Sozialräume der Bauhofmitarbeiter sollen in das benachbarte Gebäude der Feuerwehr verlegt werden. Dort stehen neben den Räumen des Jugendklubs auch Duschen und Toiletten für die Mitarbeiter zur Verfügung. Außerdem könnten die Räume des Klubs mit wenig Aufwand in Ordnung gebracht werden.

Immer wieder betont Maria Euchler, dass der Verwaltung dieser Schritt nicht leicht falle und sie keinesfalls wolle, dass sich die jungen Leute wieder an der Bushaltestelle treffen. Aber die Gemeinde müsse für den Jugendklub Eigenbedarf anmelden. „Denn der Bauhof ist eine Pflichtaufgabe der Kommune und der Jugendklub eine freiwillige Aufgabe“, begründet sie.

Die Jugendlichen verstehen das Ansinnen der Gemeinde, versuchen aber trotzdem fast verzweifelt eine Lösung zu finden, um den Klub zu erhalten. Kate Wolf schlägt vor, sich die Räume mit dem Bauhof zu teilen. Die jungen Leute würden sie erst nach Dienstschluss des Bauhofes nutzen. Außerdem wollen die Jugendlichen zehn Prozent der Betriebskosten übernehmen. „Wir haben unsere Ruhe und die Anwohner auch“, erklärt Tobias Kunz, weshalb der etwas von der Wohnbebauung abgelegene Standort des Klubs günstig ist. Aber die Bürgermeisterin bleibt hart. Es gebe keine Firma, die sich Räume mit Betriebsfremden teile. Das werde auch die Kriebsteiner Verwaltung nicht. Die Jugendlichen sind enttäuscht. „Zwei von uns haben erst im vergangenen Jahr die Jugendleiterkarte gemacht und wir haben im Klub den Gang renoviert, in der Hoffnung, dass es weitergeht. Und nun das“, sagt einer der jungen Männer.

Als Alternative steht momentan nur der Jugendklub in Grünlichtenberg zur Verfügung. Die Klubs in Ehrenberg und Höfchen sind sanierungsbedürftig und derzeit nicht nutzbar. Andere Räume in Kriebethal wurden bisher nicht gefunden. Doch nach Grünlichtenberg wollen die Jugendlichen nicht. „Da passen wir gar nicht alle rein“, meint Kate Wolf. Den Kriebethaler Klub besuchen regelmäßig etwa 15 jungen Leute aus dem Ort und ebenso viele Waldheimer. Deshalb habe Maria Euchler bereits das Gespräch mit Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) gesucht. Doch beide kennen kein geeignetes leerstehendes Gebäude, das die jungen Leute aus beiden Kommunen gemeinsam nutzen könnten. Und den Checkpoint in Waldheim lehnen sie ab