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Jugendliche nehmen Theater in Beschlag

Beim Probelager des Jugendtheaters wird hart gearbeitet. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Döbeln. Wenn die Garderoben der Künstler im Döbelner Theater zu Schlafräumen werden, dann hat das Jugendtheater Probelager. Von Freitag bis Sonntag nehmen etwa 70 Jugendliche aus Döbeln und Freiberg das Haus mit all seinen Räumen in Beschlag. Hinter jeder Tür, die geöffnet wird, arbeiten die jungen Leute sehr konzentriert und mit viel Begeisterung. Damit sich alle zurechtfinden und wissen, wo was ist, hat Organisator und Leiter des Jugendtheaters Anselm Hühnel überall Hinweisschilder und Probenpläne angebracht.

Im Foyer sitzen etwa 20 Jugendliche an einem großen Tisch. Sie setzten sich mit einem neuen Stück auseinander. Es geht um Franz Kafkas „Verwandlung“. „Es ist das letzte Stück, das wir für die laufende Spielzeit vorbereiten“, so Anselm Hühnel. Es sei ein spannendes choreographisches Theaterstück. Es geht um Leistungsdruck – ein Thema, das auch heute noch so aktuell ist wie in der Geschichte von Kafka aus dem Jahr 1912. Damit der Leiter des Jugendtheaters auch bei den anderen Proben vorbeischauen kann, gibt es zwei Regieassistentinnen. Sie leiten die Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Stückes und auch schon die ersten Proben.

Auf der Bühne sitzen drei Jugendliche. Sie suchen die passende Musik zu einem Stück heraus. Hinter dem Vorhang ist Tanztraining. Im Mai soll „Menschen – einfach unverständlich“ Premiere haben. „Das Stück entwickelt sich erst mit den Proben und ist kurz vor der Aufführung erst fertig“, sagt Anselm Hühnel.

Auf den Gängen des Theaters herrscht rege Betriebsamkeit. Denn die jungen Künstler haben auch Pausen und nebenher läuft eine Art Suchspiel, das den Jugendlichen viel Freude bereitet. Haben sie gerade keine Probe, schauen sie sich an, was ihre Mitstreiter einstudieren. Im TiB wird noch einmal an der Gemeinschaftsproduktion der Jugendlichen aus Döbeln und Freiberg gefeilt. Es geht um die Aufführung „Ein Tag in meinen Schuhen“. Dieses Stück wurde bereits im Januar aufgeführt und sehr gelobt. Nun soll es am 16. März noch einmal gezeigt werden.

Es ist zu spüren, dass alle bei der Sache sind, ihnen ist es wichtig, dass es ein Ergebnis nach dem Probelager gibt. Es ist das zweite und kommt bei den jungen Leuten an. Seit dem letzten Jahr gibt es einen regen Austausch zwischen dem Döbelner und Freiberger Jugendtheater. Neben den Proben und der Aufführung von Stücken gibt es das Probenlager, durch das sich die jungen Leute besser kennenlernen und voneinander lernen.

„Nur das Aufstehen um 8 Uhr ist vielen schwer gefallen. Doch da alle an ihrem Projekt arbeiten wollen, ging es dann doch“, so Anselm Hühnel. Er hat nicht nur für die Orientierung im Theater gesorgt, sondern auch den Ablaufplan perfekt durchorganisiert. So gibt es zum Beispiel auch Küchenteams, die bei der Versorgung der etwa 70 Jugendlichen helfen. Unterstützung leisten 14 ehemalige Mitglieder des Jugendtheaters, die als Betreuer eingesetzt sind. So hilft zum Beispiel Narwin Bretschneider, der für das Döbelner Jugendtheater zuständig ist.

Mit dabei ist Katharine Kuhn aus Freiberg. „Das hier ist wie eine große Familie. Man kommt aus dem Alltag raus und wahrgenommen, wie man ist“, so die 17-Jährige. Durch das Jugendtheater sei es ihr möglich, in andere Rollen zu schlüpfen , sich auszuprobieren und einfach mal loszulassen. „Das Jugendtheater ist ein schöner Ausgleich. Ich werde beruflich jedoch keine künstlerische Laufbahn einschlagen, aber es wird mein größtes Hobby bleiben“, so Katharine Kuhn. Sie gehört schon seit fünf Jahren zum Ensemble des Freiberger Jugendtheaters.

Yasmin Elharchani hat schon in der Grundschule im Karbarett gespielt. Nun ist sie durch einen Workshop in der Schule zum Jugendtheater gekommen. Es sei faszinierend, dass man hier so schnell Freunde finde. Sie fühle sich immer wohl. „Hier kann ich sein, so wie ich bin . Das ist ein sehr schönes Gefühl“, sagt die 16-Jährige.

Das Probenlager sieht Tom Herzog (16) aus Döbeln als eine Chance, die Freiberger Jugendlichen besser kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Schließlich habe man ja die gleichen Interessen. Tom Herzog hat am Döbelner Gymnasium die Schultheater AG besucht und sei durch Freunde zum Jugendtheater gekommen.