Merken

Jugendliche lärmen am Kaufland

Beim Supermarkt ist das Problem bekannt. Los wird man die Jugendlichen trotzdem nicht.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Sie grölen, beschallen die Nachbarschaft mit ihren Musikboxen, zerschlagen Flaschen, pinkeln und übergeben sich. Schlimme Zustände herrschen hinter dem Coswiger Kaufland, wie es ein Kleingärtner beschreibt. Drei bis vier Tage pro Woche würden sich die Jugendlichen auf den Treppen hinter dem Kaufland treffen. Dort fließt dann reichlich Alkohol, erzählt Wolfgang Thöner, der seinen Garten direkt daneben hat. Manchmal sind es nur fünf, manchmal 20.

Zerschlagene Flaschen auf dem Dach eines Trafohäuschens sind die Reste der letzten Party.
Zerschlagene Flaschen auf dem Dach eines Trafohäuschens sind die Reste der letzten Party. © Norbert Millauer

Regelmäßig fliegt das Leergut über Thöners Hecke. Der Rentner habe die Jugendlichen auch schon angesprochen. „Da kommen aber nur dumme Sprüche“, erzählt er. Deshalb wählt er unterdessen die Nummer vom Kaufland, die schon im Handy eingespeichert ist, wenn es ihm zu bunt wird.

Die Kaufland-Pressestelle bestätigt, dass das es dort Probleme gibt. „Die Situation mit den Jugendlichen vor Ort ist uns bekannt und auch für uns nicht zufriedenstellend“, erklärt eine Pressesprecherin. Man habe in der Vergangenheit diesbezüglich auch vom Hausrecht Gebrauch gemacht und stehe mit der Polizei in Kontakt. Vor Ort weist ein Schild darauf hin, dass der Verzehr von Alkohol nicht erlaubt ist. Das interessiert die Jugendlichen aber wenig. „Anwohnern können wir lediglich raten, sich bei Beschwerden direkt an die Polizei zu wenden“, heißt es aus der Pressestelle.

Die Beamten waren auch schon vor Ort. Allerdings in diesem Jahr nur dreimal, wie Polizeisprecher Mario Laske auf Anfrage erklärt. Im März gab es eine Beschwerde wegen Ruhestörung. Den Jugendlichen wurde ein Platzverweis erteilt. Im April wurde der Polizei gemeldet, dass Jugendliche auf dem Platz feiern. Da war es schon 22 Uhr. „Wir haben das geprüft, aber vor Ort niemanden gefunden“, erklärt Mario Laske. Beim letzten Fall im August haben die Beamten die Jugendlichen zur Rede gestellt, dann sei Ruhe eingekehrt. „Drei protokollierte Fälle in einem Jahr sind nicht viel“, sagt Laske. Von einem Schwerpunkt würde er deshalb nicht sprechen. Laske gibt allerdings zu, dass sicherlich nicht jedes Mal die Polizei gerufen wird. „Aber wenn wir nichts wissen, können wir auch nicht handeln.“

„Über das Platz- und Hausverbot lachen die doch nur“, sagt Thöner. „Hier wird nicht ordnungsgemäß durchgegriffen.“ Autos dürften zum Beispiel gar nicht in den hinteren Bereich des Kauflands fahren. Regelmäßig würden die Jugendlichen dort aber herumkurven. „Da könnte man denen doch einen Strafzettel verpassen“, meint der Coswiger.

Dem Chef des Ordnungsamtes der Stadt sind die Probleme am Kaufland nicht bekannt. Generell habe der warme Sommer aber dazu geführt, dass viele dachten, sie könnten die Nacht zum Tag machen, sagt Olaf Lier. Die Folge: Ruhestörung. Auch Lier empfiehlt, Ordnungsamt oder Polizei zu rufen. „Dann brauchen wir aber auch Zeugen, die sagen, wer den Krach gemacht hat, sonst kommen wir nicht weiter. Man muss es den Leuten nachweisen können.“ Wolfgang Thöner ist froh, dass er „nur“ seinen Garten am Kaufland hat. Das hier einmal Eigenheime gebaut werden könnten, wie es im aktuellen Vorentwurf zum Flächennutzungsplan steht, kann er sich nicht vorstellen. Denn zu den lärmenden Jugendlichen und dem Krach, den die Güterzüge verursachen, kommt noch der, der durch den Betrieb des Kauflands entsteht. Da seien zum Beispiel die Kühllaster oder Müllpressen.

Die frühe Anlieferung der Waren ist notwendig, um die Kunden täglich mit frischen Waren versorgen zu können, erklärt die Kaufland-Sprecherin. „Um die Beeinträchtigungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten, haben wir die Anlieferzeit auf 5.30 Uhr festgesetzt.“ Man werde aber die Mitarbeiter im Logistikbereich noch einmal darauf hinweisen, das einzuhalten.

Wolfgang Thöner, der seinen Garten seit 40 Jahren bewirtschaftet, kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als dort, wo jetzt das Kaufland steht, eine Großgärtnerei war. Eine selige Ruhe sei das damals gewesen.