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Hilfe für Großgraber Verein

Vor knapp einem Monat brannte das Domizil des Vereins Peritur. Pferde wurden verletzt. Die Hilfe für den Wiederaufbau reißt nicht ab.

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© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

David Swodenk ist noch immer geschockt. „Es war schlimm. Unsere Pferde mussten Qualm einatmen. Sie verbrannten sich die Hufe“, schildert der 21-jährige Kamenzer. Am Abend des 29. April brannte der Pferdestall des Dresdner Vereins Peritur auf dem Rittergut Großgrabe bis auf die Grundmauern nieder (die SZ berichtete). Noch immer riecht es nach Ruß. Nur dank zügiger Hilfe der Feuerwehren konnten alle 32 Pferde und ein Rinderbulle gerettet werden. David, der seit Juli 2014 durch Vermittlung des Internationalen Bundes (IB) Kamenz für Bildung und soziale Dienste für den Verein auf dem Gut arbeitet, hilft jetzt beim Aufräumen und versor-gen der Tiere. Mittwoch erhielt er unverhofft Unterstützung. 16 Teilnehmer im Alter von 18 bis 58 Jahren aus verschiedenen IB-Maßnahmen sowie drei Betreuer packten auf dem Rittergut tatkräftig mit zu.

Immer ein zuverlässiger Partner

„Heute ist Projekttag. Hier vermitteln wir unseren Jugendlichen auch berufsübergreifende Kenntnisse und stärken ihre Persönlichkeit. Gerade der Verein Peritur ist für uns seit Jahren zuverlässiger Partner. Wir als IB konnten schon in früheren Maßnahmen Teilnehmer hierher ins Gut vermitteln“, erläuterte Sozialarbeiter Lukas Delenk. Einige Helfer reinigten Hof, Reitplatz und Pferdekoppel. Andere halfen beim Transport der letzten geretteten Strohballen. Weitere fuhren Futter durchs Gelände. Und einige halfen in der Küche und beim Putzen der stark verrußten Fenster. „Die Teilnehmer konnten sich ihre Aufgaben selbst aussuchen je nach Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie konnten selbst ihr Team bilden“, schilderte Christa Krujatz, Dozentin und Qualifikationsanleiterin beim IB. Wie den anderen ging ihr der Brand seelisch sehr nahe. Sie selbst stammt vom Land. Seit früher Kindheit liebt sie Tiere. Pferde gehören unbedingt mit dazu.

Gerade auf die Arbeit mit Tieren setzt auch der IB in seinen Maßnahmen für sozial Schwächere mit unzureichenden oder sogar keinem Schulabschluss. „Durch die Tiere erreichen wir die Seele der Jugendlichen. Wir wecken und schärfen ihre Sinne. Wir fördern ihre soziale Ader“, betonte Christa Krujatz. Gerade hier tragen sie Verantwortung. Und das zu jeder Tageszeit. Denn die Tiere wollen immer versorgt werden. Pferde gelten als sehr sensible, intelligente Lebewesen. „Sie sind Kulturgut“, so Cornelia Urban vom Verein Peritur. Dieser heißt vollständig „Historischer Verein für Pferde und Landwirtschaft - Rittergut Großgrabe “. Derzeit gehören ihm 30 Mitglieder an.

Gesundheitszustand der Pferde immer noch kritisch

Seit drei Jahren ist der Verein als Pächter stetig vor Ort. Großgrabe gilt als Standort für die Tiere. Deren Gesundheitszustand ist nach wie vor kritisch. „Wir wissen noch nicht, ob alle durchkommen. Viele haben Rauchgas-Vergiftungen und massive Verbrennungen erlitten“, so Cornelia Urban. „Je nach Verletzung und Transportfähigkeit haben wir die Tiere ins Umland auf Reiterhöfe und zu Kleinlandwirten gebracht.“ Der Brand wirkt tief nach. Mindestens 150 000 Euro Sachschaden verursachte er. Derzeit geht die Polizei von Brandstiftung aus. Der Verein erfährt viel Solidarität. Einwohner und Pferdeliebhaber boten spontan Flächen an. Etliche brachten Heu und Stroh vorbei. Zum Hexenfeuer sammelten die Großgraber 828 Euro für den Verein. Der Landgasthof & Pension „Zum Sonneneck“ Großgrabe spendet jetzt ein Zehntel seines Umsatzes für den Wiederaufbau des Pferdestalles. Die Teichwirtschaft Zeißholz organisierte zu Himmelfahrt eine Spendenaktion.

Dankbar für die viele Hilfe

„Für all dies danken wir von Herzen. Mit so viel Anteilnahme hätten wir nicht gerechnet“, so Cornelia Urban. „Es ist gut zu wissen, dass unser Verein den Menschen hier in der Region etwas bedeutet.“ Sein Hauptschwerpunkt ist die soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Wir hatten in der oberen Etage des Stallkomplexes bereits ein historisches Museum eingerichtet mit landwirtschaftlichen Geräten“, so Cornelia Urban. Durch den Brand ging dieser über viele Jahre mühsam gesammelte Fundus für immer verloren. Dieses Jahr sollte das Museum eröffnet werden. Doch dieser Traum zerplatzte im Feuer.

Der Wiederaufbau wird Zeit und Mut brauchen. Jede Hilfe ist dafür willkommen. „Wir brauchen auch Unterstützung beim Abriss und der Entsorgung. Wir hoffen auf unkomplizierte Unterstützung durch die Behörden“, so Cornelia Urban. „Mit dem Denkmalschutz müssen wir eine anspruchsvolle Kompromiss-Lösung finden.“ Möglichst noch dieses Jahr soll der Pferdestall wieder aufgebaut sein.

IB-Teilnehmer wie David engagieren sich mit dafür. Dank guter Arbeit auf dem Rittergut kann er ab 1. Juni fest integriert hier arbeiten. „Unsere Hilfe für den Verein Peritur soll weitergehen“, so Christa Krujatz. „Gemeinsam mit ihm erarbeiten wir jetzt ein ideenreiches konstruktives Projektprogramm. Vorstellbar sind Inhalte wie Kennenlernen der Natur, Garten- und Landschaftspflege, Tierpflege, Futtervorbereitung sowie Hof- und Koppelpflege. Wir bleiben in jedem Fall dran.“

www.peritur.de

Spenden-Konto: Peritur-Rittergut Großgrabe e. V., bei der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank eG, IBAN: DE15855 900 000 304351 500, BIC: GENODEF 1 BZV.