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Jugend tritt frisch auf

Das Jahreskonzert der Musikschule war Luther gewidmet. Für drei Schülerinnen war es ein besonderer Abend.

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© André Braun

Von Helene Krause

Döbeln. Die Trompe ist ihr Mittel, um sich gegen die drei Brüder durchzusetzen. Seit der dritten Klasse lernt Pia Wittrin das Instrument an der Musikschule Döbeln. Auf die Idee kommen ist sie bereits in Klaffenbach bei Chemnitz, in ihrer ehemaligen Heimat. „Bei einem Dorffest sah ich eine Musikgruppe, bei der man die Trompete heraushörte“, sagte die 16-Jährige. Sie erzählte ihren Eltern davon. Die Familie beschloss, dass die Tochter nach dem Umzug nach Döbeln an der hiesigen Musikschule Trompetenunterricht bekommt. „Meine Eltern finden gut, dass ich Trompete spiele“, sagte die Schülerin.

Das Musikalische liegt in der Familie. Denn auch ihre drei Brüder spielen ein Instrument, der älteste Klarinette, der zweite Klavier und der dritte ebenfalls Klavier, aber auch Orgel. „Ich mag mein Instrument“, so die Musikschülerin. „Mit Trompete kann ich mich durchsetzen. Das ist bei drei Brüdern von Vorteil.“ Neben der Trompete lernt sie seit vier Jahren das Klavierspiel. Im Jahr absolviere sie 20 Auftritte. Ihre Freunde fänden es gut, dass sie Musik macht. Lampenfieber habe die Schülerin nur am Anfang gehabt. Um darüber hinwegzukommen, habe ihr ein Lehrer geholfen. „Ich genieße jetzt die Aufregung vor dem Auftritt“, meint Pia Wittrin. Als sie in Vorbereitung auf das Jahreskonzert der Musikschule angesprochen wird, sagte sie daher auch sofort zu.

Trotzdem wurde der Auftritt am Freitagabend in der Jacobikirche für die Döbelnerin etwas Besonderes. Denn sie sowie zwei weitere Jugendliche der Musikschule erhielten im Rahmen der Veranstaltung eine Auszeichnung für ihr Engagement. Doch davon wussten Pia Wittrin sowie Johanna und Meta Schumann im Vorfeld nichts. Die Musikschule dankte im Rahmen des Konzertes aber nicht nur den Schülern, sondern auch besonders aktiven Eltern, wie Ulrike Hünerfauth aus Leisnig und Katrin Schumann. Die Roßweinerin ist die Mutter von Johanna und Meta.

Bereits seit der vierten Klasse spielt die 14-jährige Johanna Fagott. Ihr erstes Instrument war allerdings die Flöte. Doch weil sie keine hohen Töne mag, stieg sie auf Fagott um. Interesse an Musik hatte die Schülerin schon immer, wenn auch auf andere Weise. „Ich wollte tanzen“, sagte Johanna. Ihre Mutter brachte sie schließlich zum Flötenspielen. Ihre Eltern seien stolz darauf, dass sie Musik mache und auch ihre Freunde freuten sich darüber. „Sie wundern sich, wie ich die vielen Terminen in der Musikschule schaffe“, sagte Johanna, die schon längst kein Lampenfieber mehr hat. Ihre Schwester Meta begeistert sich für Oboe. Die 13-Jährige ist seit der dritten Klasse dabei. „Ich hörte auf einem Konzert eine Oboe“, sagte sie. „Ich fand das gut.“ Beim Konzert in der Jacobikirche war sie dieses Mal nur Zuhörerin. „Ich hatte keine Zeit zum Programmeinüben, weil ich für ‚Jugend musiziert‘ geprobt habe“, erklärte die Schülerin, die noch vor manchen Auftritten aufgeregt ist. Meta und Johannes stammen wie Pia Wittrin auch aus einer musikalischen Familie.

Das Konzert, auf dem Johanna Schumann und Pia Wittrin ihr Können unter Beweis stellten, stand in diesem Jahr ganz im Zeichen von 500 Jahren Reformation. Hauptthema des Abends war Luther. Unter dem Motto „Tritt frisch auf! Tu’s Maul auf - Luther und die Musik“ erklangen nicht nur Stücke aus dessen Zeit, sondern auch moderne Stücke, die dem Reformator wohl auch gefallen hätten, erklärte Margot Berthold, die Leiterin der Musikschule, im Vorfeld. Doch das Motto wurde nicht nur wegen des Reformationsjubiläums gewählt. Das Konzert fand an einem 10. November statt, demselben Datum, an dem Luther 1483 geboren wurde. Christa Michaels vom Förderverein, der das Konzert organisiert hatte, sah neben der Musik sogar noch mehr Parallelen zwischen dem Reformator und den Musikschülern: Beide hätten in ihrer Zeit neue Ideen und Luthers Wissen sei genauso breit gefächert wie das Können der Musikschüler und das Konzert.

Jacobikirche statt Ratssaal

Jürgen Dettmer von den Döbelner Heimatfreunden ergänzte die musikalischen Programmpunkte mit historischen Fakten über Luthers Bezug zu Döbeln. So soll der in Döbeln geborene Valentin Braun ein Schüler Luthers gewesen sein. Als Braun in Döbeln Pfarrer wurde, soll ihn Martin Luther in das Amt eingeführt und ihm später sogar eine Stelle in Mannsfeld verschafft haben. Doch das ist historisch nicht belegt.

Ungewöhnlich war in diesem Jahr der Ort des inzwischen 16. Jahreskonzertes. Das wurde entgegen der Tradition vom Rathaussaal Döbeln in die Jacobikirche verlegt. Wegen Baumaßnahmen ist die Empore im Ratssaal derzeit nicht nutzbar. Deshalb hatte die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Döbeln der Musikschule die Jacobikirche zur Verfügung gestellt.