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Jugend rettet die Feuerwehr

Die Feuerwehr Diera wird 75 Jahre alt. Doch ohne die Jugendfeuerwehr wäre längst Schluss, sagt der Wehrleiter.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Diera-Zehren. Die Dieraer Ortsfeuerwehr hat was zu feiern. Am 20. Mai besteht sie seit 75 Jahren. Doch gefeiert wird an diesem Tag noch etwas anderes, obwohl es gar kein Jubiläum ist: elf Jahre Jugendfeuerwehr. Denn die hat die „richtige“ Wehr gerettet. „Ohne unsere Jugendfeuerwehr wäre schon längst Schluss“, sagt Ortswehrleiter Ralf Löbel. Denn der guten Nachwuchsarbeit ist es zu verdanken, dass ständig junge Leute in der aktive Feuerwehr nachrücken. Die hat eine Soll-Stärke von 18 Kameraden. Tatsächlich zählt die Dieraer Wehr aber 24 Feuerwehrleute, davon drei Frauen. Das war nur möglich, weil in den vergangenen zwei Jahren fünf Jugendfeuerwehrleute in die aktive Wehr nachrückten. Das sorgte nicht nur für eine hohe Mitgliederzahl, sondern drückte das Durchschnittsalter der aktiven Feuerwehrleute von vorher 42 auf jetzt rund 30 Jahre.

Großen Anteil hat daran Xenia Liebchen. Die 25-jährige Maler- und Lackiermeisterin aus Golk ist seit 2014 Jugendwartin, zunächst kommissarisch, seit kurzem auch ganz offiziell dazu gewählt. Dabei hat sie selbst kaum Erfahrungen in der Jugendfeuerwehr. Sie trat gleich mit 18 Jahren in die Feuerwehr ein. Und tut einiges, um neue Mitglieder zu werben, geht in Schulen und sogar in den Kindergarten. Schon mit sechs Jahren können die Kleinen Schnupperkurse machen, ab acht Jahren in die Jugendfeuerwehr eintreten. „Die meisten bleiben dabei, wenn sie sich einmal dafür entschieden haben“, sagt Xenia Liebchen. Ein Mitgliedsbeitrag wird übrigens nicht erhoben. „Viele Kinder kommen aber auch von sich aus zu uns in die Feuerwehr. Es spricht sich herum durch Mund-zu-Mund-Propaganda, dass wir hier eine interessante Arbeit machen. Dabei kommt uns auch zugute, dass wir mit Zadel eine Schule haben“, sagt die Hauptfeuerwehrfrau.

So ist auch Sandra Schmidt dazugekommen. Die 14-jährige Meißnerin, die früher mal in Diera wohnte, ist seit 2011 bei der Jugendfeuerwehr. Die hat inzwischen 21 Mitglieder, davon sechs Mädchen, als fast so viele wie die „große“ Wehr. „Es gibt schon wieder drei Anfragen. Ursprünglich hatten wir ja mal gesagt, bei 20 ist Schluss. Aber wir schicken natürlich niemanden weg“, sagt die Jugendwartin.

Es wird nicht nur geübt und gearbeitet bei der Jugendfeuerwehr. Zeltlager, Bad- und Kinobesuche, Radtouren und Grillen gehören ebenso zum Programm wie zweimal Dienst im Monat. Jedes Jahr geht es ins Zeltlager, mal an die Ostsee, mal nach Bayern und in diesem Jahr an den Senftenberger See. „Es gibt hier ein gutes Miteinander, fast eine familiäre Atmosphäre. Keiner wird ausgelacht, wenn mal was schief geht“, sagt Sandra Schmidt, die die Pestalozzi-Oberschule in Meißen besucht. Und viel geht auch nicht schief bei der Jugendfeuerwehr. Sechsmal hintereinander gewannen die Dieraer den Kreismeistertitel beim Löschangriff.

Mit 16 Jahren können die Jugendlichen in die aktive Feuerwehr wechseln, ab 18 dürfen sie auch mit ausrücken. Und finden in Diera beste Voraussetzungen vor. Das Feuerwehrgerätehaus wurde erst vor einigen Jahren gebaut, auch das Löschfahrzeug ist neu. Und die Jugendfeuerwehr hat ein eigenen Auto, einen VW-Transporter. „Wir sind bestens ausgerüstet. Alte DDR-Technik gibt es bei uns schon lange nicht mehr“, so der Wehrleiter. Er schaut nicht zuletzt wegen der aktiven Jugendfeuerwehr optimistisch in die Zukunft. Die hat bei der Mitgliederzahl die Ehrenabteilung, also die aus Altersgründen nicht mehr aktiven Feuerwehrleute, schon längst überholt. Die Ehrenabteilung zählt in Diera gerade mit sieben Mitglieder.

Das Jubiläum 75 Jahre Feuerwehr Diera wird am 20.  Mai ab 14 Uhr am und im Feuerwehrgerätehaus gefeiert. Neben einem Tag der offenen Tür mit Fahrzeugschau gibt es Strickleiterklettern und Löschvorführungen der Jugendfeuerwehr. Ab 20 Uhr ist Tanz. Der Eintritt ist frei.